TddL: Wray Favorit am ersten Lesetag

John Wray ist am ersten Lesetag der 41. Tage der deutschsprachigen Literatur besonders positiv aufgefallen. Auch Karin Peschka schnitt nicht schlecht ab, durchwachsenes Jury-Feedback gab es für Noemi Schneider und Daniel Goetsch. Björn Treber fiel durch.

Der Austroamerikaner John Wray wurde 1971 in Washington DC geboren, lebt in Brooklyn und las auf Einladung von Sandra Kegel seinen Text „Madrigal“ - mehr dazu in Text John Wray.

Es ist ein offenbar leserfreundlicher Text, dessen vermeintlich einfache Geschichte sich um zwei Geschwister mit Kommunikationsproblemen dreht, obwohl die Verwendung von Sprache ihre Existenzgrundlage darstellt – beide sind nämlich Schriftsteller. Die Juroren fanden Gefallen an dem Text - mehr dazu in Lob der Jury für John Wray.

TddL 2017 John Wray

ORF/Johannes Puch

John Wray

Peschka überzeugte mit modernem Mogli

Die 1967 in Linz geborene Karin Peschka war die erste Autorin, die den Lesereigen in Klagenfurt eröffnete. Sie lebt in Wien und las auf Einladung von Stefan Gmünder in Klagenfurt einen Auszug aus der Erzählung „Wiener Kindl“ - mehr dazu in Text Karin Peschka.

Im Mittelpunkt steht die in ihrer Entwicklung gehemmte Titelfigur, die neben einem Rudel sich selbst überlassener Hunde im postapokalyptischen Wien lebt. „Man muss sich zu helfen wissen“ ist eine der Kernaussagen des Auszugs. Diese stieß bei den Juroren auf großteils positive Äußerungen - mehr dazu in Jurydiskussion Karin Peschka.

Diskussion Peschka

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Karin Peschka

Jury ortet „Unbeholfenheit“ bei Treber

Gleich nach Peschka trat am ersten Lesevormittag der Kärntner Björn Treber an. Er wurde von Gmünder nach Klagenfurt geladen, um seinen Text "Weintrieb“ zu präsentieren - mehr dazu in Text Björn Treber.

Eine nüchterne Betrachtung des Ich-Erzählers vergegenwärtigt Details des Begräbnisses seines Großvaters Siegfried Weintrieb. Der Fokus ist auf das Hier und Jetzt der Bestattung gerichtet, aber der Auszug ist eine feinfühlige Hommage an die Titelfigur. Die Juroren orteten eine gewisse Unbeholfenheit - mehr dazu in Jurydiskussion Björn Treber.

Björn Treber

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Bernd Treber

Jury von Goetsch-Text nicht überzeugt

Als letzter Autor am ersten Lesetag präsentierte Daniel Goetsch mit seinen Romanauszug „Der Name“. Der 1968 in Zürich geborene Autor lebt in Berlin und liest auf Einladung von Hildegard E. Keller - mehr dazu in Text Daniel Goetsch.

Eine autoreferenzielle Geschichte über einen Autor, der eine Bekanntschaft in einen Text verwandelt – der Schriftsteller Maxim Diehl schreibt über einen Amerikaner, der ursprünglich kein Amerikaner war. Jack Quintin ist gleichzeitig Objekt und auch Subjekt der Geschichte über seinen Flirt mit der damals neunzehnjährigen Paula. Um das Kriegsende herum ließ er sich auf sie ein, nie sicher, ob er ihr trauen könne. In einem Moment der Klarheit erkannte er sein eigenes Identitätsdilemma. Der Name, Zeugnis seiner neuen Identität, scheint dem Autor seiner Geschichte der falsche zu sein. Damit endet der Romanauszug. Es folgte eine Meinungsverschiedenheit über die Identität der Figur des Quintin, in der die Jurymitglieder Kellers Interpretation widersprachen.

Tddl 2017 Daniel Goetsch

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Daniel Goetsch

Schneider-Text führte die Glaubwürdigkeitsdebatte

Vor dem Schweizer war Noemi Schneider an der Reihe. Sie wurde 1982 in München geboren, sie lebt in Weiler im Allgäu und München und kam auf Einladung von Hubert Winkels nach Klagenfurt. Der von ihr präsentierte Text trägt den Titel „Fifty Shades of Gray“ - mehr dazu in Text von Noemi Schneider.

Dieser regte die Juroren zu einer heißen Diskussion um die Glaubwürdigkeit des Textes an - mehr dazu in Jurydiskussion Noemi Schneider.

TddL 2017 Noemi Schneider

ORF/Johannes Puch

Noemi Schneider

Weiter geht’s am Freitag ab 10.00 Uhr

Der in Graz geborene Ferdinand Schmalz liest am Freitag um 10.00 Uhr, danach die in Wien lebende Serbin Barbi Markovic sowie Verena Dürr. Nach der Mittagspause treten Jackie Thomae und Jörg-Uwe Albig mit ihren Arbeiten ins Rampenlicht.

Den letzten Lesetag bestreiten am Samstag Eckhart Nickel, die Schweizerin Gianna Molinari, die Südtirolerin Maxi Obexer sowie der Schweizer Urs Mannhart.

Preisverleihung am Sonntag

Am Sonntag werden von den sieben Juroren, unter denen der in Zürich lebende Germanist und Literaturkritiker Michael Wiederstein heuer der einzige Novize ist, die Preise vergeben: der mit 25.000 Euro dotierte Bachmann-Preis, der erstmals vergebene Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro), der Kelag-Preis (10.000 Euro) sowie der 3sat-Preis (7.500 Euro). Das Publikum bestimmt via Internet, wer den mit 7.000 Euro dotierten BKS-Bank-Publikumspreis mit nach Hause nimmt. Im Vorjahr gewann Sharon Dodua Otoo den Ingeborg-Bachmann-Preis.

Der Eröffnungsabend am Mittwoch war von sphärischen Klängen und einer gesellschaftskritischen „Klagenfurter Rede zur Literatur“ über die Rolle der Literatur geprägt - mehr dazu in Jonke-Klänge und Gesellschaftskritik.

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