TddL: Jonke-Klänge und Gesellschaftskritik

Die 41. Tage der deutschsprachigen Literatur mit dem Hauptpreis Ingeborg-Bachmann-Preis sind am Mittwochabend im ORF-Theater Klagenfurt mit sphärischen Klängen eröffnet worden. Die Österreicherin Karin Peschka eröffnet am Donnerstag den Lesereigen.

Susanna Ridler und Wolfgang Puschnig gestalteten den musikalischen Rahmen des Eröffnungsabends und entführten die Zuschauer gleich zu Beginn in eine surrealistische Welt von vertonten Texten Gert Jonkes, die atmosphärisch verdichtet eine klare Zäsur mit der Wirklichkeit schafften.

TDDL 2017 Susanna Riedler Wolfgang Puschnig

ORF/Johannes Puch

Susanna Ridler und Wolfgang Puschnig bei ihrer sphärischen Interpretation der Jonke-Texte

Bernhard: Blick nach Innen

Nach der Begrüßung durch Moderator Christian Ankowitsch folgte die Rede von Landesdirektorin Karin Bernhard, die darin auf Bachmanns Erzählung „Das dreißigste Jahr“ Bezug nahm. Sie wies darauf hin, „dass nirgends Halt und Sicherheit ist und uns letztlich nichts anderes übrig bleibt, als unseren Blick nach innen zu richten“, wo laut Bachmann „die Heiligen sich noch nicht für sie verwandt und die Verbrecher keinen Blutfleck gelassen haben.“

In diesem Sinne sei die Literatur ein ernstes Geschäft „in dem tagtäglich nicht weniger als das Leben verhandelt wird“. Daher müsse man die Welt gründlich betrachten und den Mut zur Individualität haben. Da zeige sich, was es bedeutet, „nur durch das Schreiben existieren zu können“. Auch der Literatur, die hier in Klagenfurt präsentiert wird, traue Bernhard eine solche Kraft zu.

Mathiaschitz: Schönster Betriebsausflug der Literatur

Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) freute sich in ihrer Rede auf den „schönsten Betriebsausflug der Literatur“, der „ein hohes Maß an Aufmerksamkeit“ den Teilnehmern und der Stadt Klagenfurt entgegenbringe. Sie würdigte in diesem Zusammenhang den Initiator des Bachmannpreises, Humbert Fink, dessen Todestag sich heuer zum 25. Mal jährt.

Danach folgte die Ansprache von 3sat-Koordinatorin Dinesh Chenchanna und ein ein Frage-und-Antwort-Spiel, bei dem sich LH Peter Kaiser (SPÖ) und Gemeinderat Erich Wappis mit literatur- und bachmannbezogenen Fragestellungen auseinandersetzten. Seitens der Sponsorenvertreter wurden Herta Stockbauer (Vorstandsdirektorin der BKS) und Manfred Freitag (Kelag-Vorstand) auf die Bühne gerufen, um den Bezug ihrer Unternehmen zum Bachmannpreis zu erläutern.

TDDL 2017 Eröffnung ORF Theater

ORF/Johannes Puch

Das ORF Theater in der Sponheimerstraße war am Eröffnungsabend gut besucht

Winkels: Lesen ermöglicht „Eindringen“ in Text

Im Anschluss erfolgte die Präsentation der sieben Jurymitglieder, darunter mit Michael Wiederstein (D, CH) ein neues Gesicht, der Juri Steiner ersetzt, welcher dem Bewerb auf eigenen Wunsch den Rücken kehrte - mehr dazu in Juroren.

Den Juryvorsitz hat heuer erneut Hubert Winkels inne. In seiner Rede unterstrich er, dass das Lesen bei dem Bewerb als Möglichkeit fungiere, in einen Text „einzudringen“. Es passiere etwas anderes als beim Hören, so Winkels.

Impressionen vom Eröffnungsabend

Peschka bestreitet Leseauftakt

14 Teilnehmer, sieben Männer und sieben Frauen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, aber auch aus Serbien, Italien und den USA werden bis Sonntag vor der siebenköpfigen Jury mit ihren bisher unveröffentlichten Prosatexten antreten. Als erste geht Karin Peschka (Österreich) am Donnerstag um 10.00 Uhr an den Start - mehr dazu in Die Lesereihenfolge 2017. Neben ihr treten für Österreich Verena Dürr und Ferdinand Schmalz an. Der junge Schriftsteller Björn Treber aus Spittal an der Drau ist ebenso dabei wie der US-amerikanische Autor John Wray, dessen Mutter aus Friesach stammt - mehr dazu in Autoren 2017.

Am Sonntag stimmen die Juroren ab, wer die Ehre und die 25.000 Euro Preisgeld für den Bachmann-Preis mit nach Hause nimmt. Erstmals wird heuer der Deutschlandfunk-Preis in der Höhe von 12.500 Euro - als fünfter, zusätzlicher Preis - vergeben - mehr dazu in Preise und Preisstifter.

TDDL 2017 Franzobl Rede zur Literatur

ORF/Johannes Puch

Franzobel bei der Rede zur Literatur

Gesellschaftskritische Rede zur Literatur

Mit Spannung wurde bei der Eröffnung die Klagenfurter Rede zur Literatur erwartet, die heuer der Schriftsteller Franzobel hielt. Er gewann im Jahr 1995 den Bachmann-Preis - mehr dazu in Rede zur Literatur: „Seelenfutter“.

„Video on demand“ der Rede zur Literatur von Franzobel bei der Eröffnung der 41. Tage der deutschsprachigen Literatur

Die Lesungen um den Preis sind frei zugänglich, im Lendhafen gibt es ein Public-Viewing der 3sat-Liveübertragung des Bewerbes. Die Eröffnung, alle Lesungen und Jurydiskussionen werden live im Internet übertragen und stehen danach on demand zur Verfügung. Alle Texte der Autoren sind nach den Lesungen ebenso abrufbar wie die Rede zur Literatur - mehr dazu in bachmannpreis.ORF.at. 3sat überträgt die Lesungen, Diskussionen und Preisverleihungen live.

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