Experten warnen vor zu starker Verbauung

Kärnten hat in der Vergangenheit zuviel Bauland gewidmet. Experten warnen vor den Folgen, wie Zersiedelung, Bodenverbrauch und Bautätigkeiten in kritischen Bereichen. Sie fordern ein Umdenken, Umwidmungen sollen strenger geprüft werden.

Einkaufszentren auf der grünen Wiese, Einfamilienhäuser am Waldrand, Straßen, die Naturräume in zwei Teile schneiden: Tagtäglich wird in Kärnten ein Hektar Boden verbaut. Und es sind immer weniger Menschen, die immer mehr Fläche verbrauchen: nur 25 Prozent eignen sich in Kärnten zur dauerhaften Bebauung. Von diesem Dauersiedlungsraum sind laut Umweltbundesamt bereits mehr als 17 Prozent verbraucht. In den vergangenen Jahren wurde soviel Bauland gewidmet, dass in den nächsten 70 Jahren nichts mehr umgewidmet werden müsste. Das Boden ein begrenzt verfügbares Gut ist, hat jetzt auch die Politik erkannt und begonnen, jahrzehntelange Fehler ausmerzen.

Zersiedelung kommt teuer

Die Folgen sorgloser Baulandwidmungen sind für Bodenkundler wie Gerlinde Ortner von der AG Nachhaltigkeit mittlerweile unübersehbar. Vor allem sei in den letzten Jahren viel landwirtschaftliche Produktionsfläche verloren gegangen, sagt sie. Zehn Einfamilienhäuser im Grünen verbrauchen im Schnitt so viel Fläche wie 60 Wohnungen. Die Zersiedelung der Landschaft kommt vor allem die Gemeinschaft teuer: Ein Kilometer Gemeindestraße mit Strom, Wasser und Kanal kostet bis zu 1,5 Millionen Euro.

Baulandwidmung soll erschwert werden

Die bestehenden Baulandreserven würden eigentlich ausreichen, um bis zu 800.000 Kärntner unterzubringen. Doch dieses Bauland ist für die Öffentlichkeit oft nicht verfügbar. Trotz 25.000 Hektar bereits gewidmetem Bauland gibt es jedes Jahr etwa 1.700 neue Anträge. Ein wirkungsvolles Instrument, Bauland mobil zu machen, fehle, so Peter Fercher von der Abteilung Raumplanung. Die Politik müsse künftig die Umwidmung von Grün- in Bauland erschweren. Im Gegenzug müssten die bestehenden Ortszentren verdichtet werden, hier müsse die Baulandwidmung erleichtert werden.

Nachteile für Natur und Wirtschaft

Die Zersiedelung stellt auch die Kärntner Wirtschaft vor Probleme. In der Raumplanung hätten das Land und die Gemeinden versagt, kritisiert Gerhard Genser von der Wirtschaftskammer. Deswegen sei es kaum noch möglich, Raum für neue Starkstromleitungen zu finden, das gefährde den Wirtschaftsstandort.

Zu starke Verbauung birgt auch ein ökologisches Problem: Je mehr Boden verbraucht und versiegelt wird, desto weniger kann er seine Funktion als Wasserspeicher und Schadstofffilter wahrnehmen, der das Grundwasser vor Verunreinigungen schützt. Der nachhaltigste Umgang mit der Ressource Boden wird heuer erstmals ausgezeichnet: Einreichschluss für den 1. Österreichischen Gemeinde-Bodenschutzpreis ist der 30. April.

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