Industrie pocht auf Flughafenausbau

94 Prozent der Kärntner Industriebetriebe kritisieren die schlechte Fluganbindung Kärntens. Das ergab eine Umfrage der Industriellenvereinigung (IV). Nötig sei die Anbindung an einen zweiten, internationalen Flughafen.

„Kärnten hat große Qualitäten als Industriestandort, ist aber leider nur schlecht erreichbar“, zieht IV-Kärnten-Präsident Christoph Kulterer Resümee nach einer Umfrage über die wichtigsten Standortfaktoren unter insgesamt 53 Industriebetrieben. Die schlechte Anbindung des Flughafens an das internationale Flugnetz sei 94 Prozent der Betriebe ein Dorn im Auge.

Für die Industriellenvereinigung ist das neue Flughafen-Management am richtigen Weg. Es gebe nun neue Flüge nach Deutschland, um die Anbindung an einen zweiten Hub (Flugdrehscheibe mit vielen internationalen Anbindungen) sei man bemüht. Der Flughafen Wien könne nur einen Teil der nötigen Anbindungen abdecken. Optimal wäre laut Kulterer Frankfurt, aber auch London oder Amsterdam seien eine Alternative. Die IV hofft jedenfalls, dass es heuer eine Lösung gibt. Die nötige Sanierung der Landebahn sei eine „politische Hausaufgabe“, die rasch erledigt werden müsse.

IV: Abwanderung entgegenwirken

Zufrieden sind die Betriebe mit der Qualifikation der Kärntner Mitarbeiter. Noch mehr loben die Unternehmen die Motivation der Mitarbeiter. 55 Prozent sehen das als Plus, kein einziger als Minus. Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter werden von den Unternehmen nach wie vor als die allerwichtigsten Standortfaktoren gereiht.

Problematisch beurteilt wird aber die demografische Entwicklung Kärntens. Man müsse jungen Menschen mehr auch berufliche Perspektive bieten können, um der Abwanderung entgegenzuwirken, sagte Kulterer. Internationalität sei hier ein wichtiges Stichwort. Mit dem Carinthian International Club und der International School Carinthia habe man schon Etappensiege errungen. Die Einbindung von Heimkehrern und hoch qualifizierten ausländischen Mitarbeitern in Wirtschaft und Gesellschaft müsse aber noch deutlich intensiviert werden.

Weiterbildung soll ausgebaut werden

Damit die Schere zwischen Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter nicht weiter aufgehe, müsse vor allem im Bereich der Bildung einiges getan werden, meinte IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky. Da die Mitarbeiter älter werden, sei die betriebliche Weiterbildung künftig wichtig. Schon 2006 habe die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Vorbildregion in Sachen Weiterbildung geschaffen, dieses Gesetz müsse endlich umgesetzt werden. Im Lehrlingsbereich sei eine Berufsschule für Kunststofftechniker für Kärnten nötig. Diese müssten derzeit nach Oberösterreich pendeln.

Kritik an Kärntner Ämtern

Differenziert müsse man laut Kulterer die Einstellung der Industrie zur Bürokratie sehen. Effizient durch die Behörden betreut fühlen sich nur 15 Prozent, von 64 Prozent gibt es ein „teilweise“, von 21 Prozent ein „Nein“. Die Effizienz und Leistungsfähigkeit der Kärntner Ämter sei laut Umfrage durchschnittlich, sagt Mischensky. Da gebe es noch sehr viel Luft nach oben. Das gelte auch für die dringend fällige Neustrukturierung und Straffung der Landesgesellschaften.

Betriebe rechnen mit Aufschwung

Für dieses Jahr rechnen Kärntens Industriebetriebe mit einem leichten wirtschaftlichen Aufschwung. Es gebe einen „Hauch von Verbesserung“, die Auftragslage sei besser als im Vorjahr, so Kulterer. Konjunkturbremse seien aber die hohen Lohnnebenkosten in Österreich, die Industrie vermisst hier Reformen der neuen Bundesregierung.

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