Viereinhalb Jahre Haft für Anlagebetrüger

Viereinhalb Jahre Haft lautete am Dienstag das Urteil gegen einen ehemaligen Rotkreuz-Betriebsrat am Landesgericht Klagenfurt. Der 52-Jährige wurde wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs schuldig gesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Klagenfurter betrog über zehn Jahre lang 65 Opfer, darunter viele seiner eigenen Freunde, um insgesamt drei Millionen Euro. Dementsprechend gingen am Dienstag im Gerichtssaal die Emotionen hoch: „Du hast uns alles genommen, du hast unsere Freundschaft eiskalt ausgenutzt“ war immer wieder von den Geschädigten - darunter viele Rotkreuz-Mitarbeiter - zu hören. Rund 30 der 65 Opfer kamen zur Verhandlung. Der Angeklagte, einst Betriebsratsvorsitzender beim Roten Kreuz und Vorstandsmitglied in der Arbeiterkammer Kärnten, legte zwar unter Tränen ein Geständnis ab, die Opfer nahmen ihm seine Reumütigkeit jedoch nicht ab.

Der angeklagte frühere Rotkreuz-Mitarbeiter vor Beginn des Prozesses wegen Millionenbetrugs

APA/ Gert Eggenberger

Gutachter: Pathologische Spielsucht

Der psychiatrische Gutachter sprach vor Gericht von einer hochgradigen, pathologischen Spielsucht des 52-Jährigen. Der Angeklagte ließ sich schon einmal therapieren, fing dann aber wieder an zu spielen – mit dem Geld seiner engsten Freunde und Bekannten. Er versprach ihnen, ihr Erspartes mit sechs bis acht Prozent Zinsen zu veranlagen. Zu einer Veranlagung kam es jedoch nie. Die Geschädigten vertrauten dem Angeklagten so blind, dass sie ihm das Geld entweder bar in die Hand drückten oder auf eines seiner fünf Girokonten überwiesen - insgesamt 5,5 Millionen Euro in zwölf Jahren. Davon zahlte der Angeklagte 2,5 Millionen Euro an Opfer zurück, allerdings immer mit dem Geld anderer Opfer. Weit mehr als eine Million Euro soll der 52-Jährige allein im Casino Kranjska Gora verspielt haben, wo er mindestens einmal pro Woche zu Gast war.

Opfer-Anwalt: Öffentliches Ansehen ausgenutzt

Viele der Opfer schöpften keinen Verdacht, weil der Angeklagte ein Mann mit öffentlichen Ansehen war und durch seine persönliche Art leicht das Vertrauen von Menschen erlangen konnte, sagte der Anwalt einiger Opfer, der mit dem Angeklagten selbst gut befreundet war. Zahlte ein Opfer Geld auf eines der Konten des Angeklagten ein, behob er dieses sofort. Daher schöpften die drei Banken, bei denen der 52-Jährige Kunde war, keinen Verdacht. Meist waren die Konten sogar leicht im Minus.

Der Ex-Rotkreuz Betriebsrat versprach zwar vor Gericht eine Schadenswiedergutmachung, bei dem 52-Jährigen wird jedoch nicht mehr viel Geld zu holen sein. Für sein Haus nahm er einen Kredit auf, der mit der Versteigerung des Hauses zum Teil zurückgezahlt wurde.

Staatsanwältin gab keine Erklärung ab

Die Vorsitzende des Schöffensenates Richterin Michaela Sanin sprach den Angeklagten des schweren Betrugs für schuldig. Erschwerend hinzu kam das Ausnützen des tiefen Vertrauens von Freunden und Kollegen, als mildernd wertete die Richterin das reumütige Geständnis des 52-Jährigen und seine bisherige Unbescholtenheit. Der Angeklagte nahm das Urteil - viereinhalb Jahre Haft - an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist daher noch nicht rechtskräftig.

Angeklagter galt als seriös

Als hochrangiger, mit einer Wiener Richterin liierter Rotkreuz-Mitarbeiter, galt der Angeklagte bei seinen Opfern als seriös. Als er ihnen anbot, ihr Geld gewinnbringend mit besonders hoher Verzinsung anzulegen, weil er als selbständiger Versicherungsvermittler und Rotkreuz-Mitarbeiter viele Sonderkonditionen genieße, sprangen viele ohne Fragen zu stellen auf und überwiesen Geld auf eines seiner zahlreichen Konten. Im Zuge der Affäre wurde er fristlos entlassen und trat als AK-Funktionär zurück - mehr dazu: Betrug: Ex-Rotkreuz-Betriebsrat vor Gericht.

Angeklagter in prominenter Gesellschaft

So mancher Sparer verliert sein gesamtes Vermögen, weil er auf die Tricks von Anlagebetrügern hereinfällt. Oft werden die Angebote nicht verstanden oder die Gier ist einfach zu groß. Hunderte Millionen Euro verschwinden so jährlich auf dem Kapitalmarkt. Im einem der wohl prominentesten Anlagebetrugsfälle sitzt der Täter bereits seit 2011 hinter Gittern: Der Finanzjongleur Wolfgang Auer-Welsbach verbüßt in Graz Karlau eine Haftstrafe von acht Jahren. Er prellte insgesamt 12.500 Anleger und richtete einen Gesamtschaden von 450 Millionen Euro an. Die Geschädigten kämpfen noch immer vor Gericht dafür, wenigstens einen Teil ihres Geldes zurückzubekommen - mehr dazu: OGH: AvW-Geschädigte sind Gläubiger.

Pyramidenspiele im Internet

Auch im Internet fallen immer wieder Sparer auf verheißungsvolle Versprechen herein. Sogenannte Pyramidenspiele sind in Kärnten zwar schon seit 1997 verboten. Oft ist es aber schwer die Hintermänner solcher Portale auszuforschen - auch weil viele Geschädigte keine Anzeige einbringen. Ein Fall betraf den Condor-Club, der für den Einsatz von ein paar hundert Euro enorme Erträge, Traumreisen und Luxusautos versprach.

„Landesdirektor“ versprach 200 Prozent Rendite

Dass nicht nur kleine Sparer, sondern auch Menschen die mit dem Wirtschaftsleben durchaus vertraut sind, vor Anlagebetrüger nicht gefeit sind, zeigte ein Kärntner Fall aus dem Jahr 2007. 35 Kunden, darunter honorige Geschäftsleute, fielen auf einen 25 Jahre alten Mann aus Velden am Wörthersee herein. Der Mann - immer schick gekleidet und in teuren Autos unterwegs - nannte sich selbst „Landesdirektor“ und lockte seinen Opfern 270.000 Euro heraus. Einen besonders gefinkelten Trick hatte er nicht. Er versprach einfach nur Renditen von 200 Prozent.