Analyse: Ein Neustart für die ÖVP?

Gabriel Obernosterer wurde mit mehr als 96 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen Kärntner ÖVP-Obmann gewählt. Chefredakteur Bernhard Bieche hat den Parteitag in Finkenstein mitverfolgt. Es stellt sich die Frage: War es ein gelungener Neustart für die ÖVP Kärnten?

Zumindest was die Wahl des Landesparteiobmannes angeht, ja. Mit 96,5 Prozent der Stimmen für Gabriel Obernosterer haben die Funktionäre gezeigt, dass sie die missliche Situation der Partei Ernst nehmen und haben Einigkeit präsentiert - was ja nicht immer eine Tugend der ÖVP ist - wie man weiß. Das Vertrauen in Obernosterer und sein Team ist also gegeben. Zumindest von jenen 700 Funktionären, die gekommen sind. Mehr als 2.000 wurden eingeladen. Es hätten also noch mehr Platz gehabt im Saal.

Chefredakteur Bernhard Bieche

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Bernhard Bieche

Die Abrechnung mit der eigenen, jüngeren Vergangenheit wird von den Anwesenden gut geheißen. Auch von jenen, die ihre Ämter räumen mussten und heute trotzdem gekommen sind. Nur wenn es um die Schuldfrage des Hypo-Desasters geht, will die ÖVP nicht alleine dastehen - da kommt von Obernosterer und Landesrat Waldner gleichermaßen scharfe Kritik an den Freiheitlichen und auch generell an deren Art von Politik - begleitet vom Applaus der Funktionäre. So gesehen auch ein inhaltlicher Neustart.

Keine Steigbügelhalter

Die Politik unterscheidet sich jetzt offensichtlich ganz wesentlich von der Linie der zurückgetretenen ÖVP-Spitze. Diese war eng an die Politik und die Vorgaben der FPK gekettet. Obernosterer und Waldner wollen nicht mehr Steigbügelhalter für irgend jemanden spielen und unterstreichen das heute auch mit der Möglichkeit, vielleicht einmal auch nicht mehr an der Macht, also in der Landesregierung vertreten zu sein. Wenn man überhaupt den Einzug schafft.

Ob Obernosterer oder Waldner in die nächste Regierung einziehen könnte blieb heute offen. Sehr lange sollte sich die ÖVP mit der Spitzenkandidaten-Entscheidung allerdings nicht mehr Zeit lassen. Es könnte der Eindruck von Unentschlossenheit entstehen. Zusammengefasst kann man sagen, die ÖVP leckt noch ihre Wunden, die neue Führung hat aber die Rückendeckung der Partei. Es ist heute somit ein Neustart mit Hoffnungspotential für die Schwarzen.

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