Scheuch: „Tetsch’n“ in der Schule

Bildungsreferent Uwe Scheuch (FPK) hat sich in der Radio-Kärnten-Sendung „Streitkultur“ über das Thema Lehrerdienstrecht für mehr Durchgriffsrechte der Lehrer ausgesprochen und auch von „Tetsch’n“, also Ohrfeigen, gesprochen. Es gibt heftige Proteste.

In der Sendung „Streitkultur“ ging es um das Lehrerdienstrecht, Nachmittagsbetreuung, und es kam auch das Thema Disziplinierungen und Erziehung zur Sprache. Ein Anrufer hatte während der Diskussion gefragt, was die Erziehungsaufgabe der Eltern sei.

„Sinnvoll und auch gut“

Scheuch: "... weil die Frage nach der Erziehung kam. Auch dort eine klare Stellungnahme von mir: Ich trete als politischer Vertreter auch dafür ein, dass Lehrer wieder mehr Durchgriffsrechte an der Schule bekommen."

„Es ist zum Teil für die Pädagogen sicher sehr, sehr schwierig, mit den pubertierenden Damen und Herren umzugehen. Es wäre oft sinnvoll und auch gut, wenn der Lehrer (...) hin und wieder eine kleine ‚Tetsch’n‘ geben könnte“, so Scheuch weiter.

Scheuch in der „Streitkultur“

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„Kinder vertragen das“

Die Kinder würden das laut Scheuch „auch durchaus vertragen“, alle seien so groß geworden, und es sei „aus uns allen was geworden“, so der Bildungsreferent weiter. Am Dienstag relativierte Scheuch seine Aussage gegenüber dem ORF. „Es tut mir leid, wenn das falsch verstanden wurde. In Wirklichkeit wollte ich nichts anderes sagen, als dass die Lehrerinnen und Lehrer in der heutigen Zeit sicherlich mit den Möglichkeiten ihrer Erziehungsmaßnamen sehr eingeschränkt sind und sicherlich diese Möglichkeit vermehrt geschaffen werden sollte. Ich habe es vielleicht falsch ausgedrückt, es tut mir leid.“

Er habe keinesfalls körperliche Gewalt gemeint, so Scheuch. Auf Nachfrage, ob eine „Tetsch’n“ keine Gewalt sei, sagte Scheuch: „Eine ‚Tetsch’n‘ und eine ‚Watschen‘ sind zwei ganz unterschiedliche Dinge ... Ich kenne auch die Gesetzeslage, dass das untersagt ist, genau deswegen habe ich es aufs Tapet gebracht.“ Es könne sich auch um eine Strafarbeit oder Nachsitzen handeln.

SPÖ: Kinder schützen

Auf die Aussagen Scheuchs gab es am Dienstag eine Reaktion der SPÖ Kärnten. Klubobmann Reinhart Rohr sagte in einer Aussendung, man müsse die Kinder vor gewaltbereiten Bildungsreferenten schützen. Rohr sagte, ein Bildungsreferent, der Schläge für Kinder für ein probates Unterrichtsmittel halte, dürfe in eine Gemeinschaft keinen Platz haben, in der es immer wichtiger werde, Kindern und Jugendlichen Werte wie Hilfsbereitschaft, Verständnis, Respekt und Fürsorge zu vermitteln. Rohr erwartet sich von Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK), dass er diese Aussagen unmissverständlich zurückweise.

Kritik übte auch SPÖ-Landesgeschäftsführer Daniel Fellner heftige Kritik an der ideologischen Einstellung Scheuchs: „Es ist ein erschreckendes Verständnis von Erziehung, das FPK-Obmann Scheuch gestern bei der ORF-Sendung an den Tag gelegt hat. Alleine, wenn ich daran denke, dass einer meiner drei Söhne in der Schule von einem Lehrer, der von Scheuch dazu legitimiert wird, Misshandlungen erfahren muss, kommt mir das sprichwörtliche Grausen."

ÖVP: Mittelalter-Pädagogik

ÖVP-Obmann Josef Martinz sagte am Dienstag, „aufmüpfigen Schülern mit ‚Tetsch’n‘ zu begegnen, so einfach gestrickt sind auch die Vorschläge des FPK-Bildungsreferenten zur Bildungsreform und zum Lehrerdienstrecht“. Ein Nachdenken, was sinnvoll und nachhaltig sei, scheine es bei Scheuch nicht zu geben. Lästige Schüler mit einer „Tetsch’n“ zu bestrafen, schwer belastete Lehrer mit Urlaubszeitverkürzung zu ärgern und Schüler auch in der Ferienzeit in die Schule zu schicken seien die einfachen Vorstellungen von Scheuch.

Grüne: Scheuch soll zurücktreten

Die Grünen reagierten am Dienstag ebenfalls in einer Aussendung auf die Aussagen Scheuchs. Der grüne Landessprecher Frank Frey forderte den Rücktritt Scheuchs. Frey: „Ein Mensch, der seine grundlegende Einstellung zur Erziehung über Gewalt definiert, ist in dieser Funktion untragbar. Die Aussage, dass Kinder ‚das durchaus vertragen‘ würden, ist ja geradezu ein Aufruf zur körperlichen Kindesmisshandlung. Es ist in Österreich zum Glück gesetzlich verboten, Kinder zu schlagen, und der Kärntner Jugendreferent ruft via Radio dazu auf, dieses Gesetz zu missachten.“

Er fordere die Landesregierung auf, Kärnten von Scheuch zu „erlösen“. Ansonsten werde Frey dafür sorgen, „dass alle Mittel des zivilen Widerstands gegen Uwe Scheuch ausgeschöpft werden“.

BZÖ: Sofortiger Referatsentzug

Stefan Petzner (BZÖ) sagte am Dienstag, ein Bildungsreferent und Landeshauptmann-Stellvertreter, der „a klane Tetsch’n“ als probates Erziehungsmittel an Kärntner Schulen propagiert, sei untragbar und habe in dieser Funktion nichts mehr verloren. Auch Petzner fordert ein sofortiges Einschreiten des Kärntner Landeshauptmannes und den sofortigen Referatsentzug für Scheuch.

Proteste der Aktion kritischer Schüler

Für die Aktion kritischer SchülerInnen ist die Aussage untragbar. Wer mehr Durchgriffsrechte für Lehrpersonen und Rohrstaberl-Pädagogik fordere, habe von Bildung nicht viel verstanden, hieß es in einer Aussendung. Der stellvertretende Präsident des Landesschulrates, Rudolf Altersberger, sagte, Gewalt sei kein Erziehungsmittel. Die von Scheuch genannten Methoden wie Nachsitzen und Strafaufgaben habe das österreichische Schulrecht schon im vorigen Jahrhundert verboten.

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