Was brauchen Kinder zum Glücklichsein?

Vor fast 25 Jahren hat Österreich die Konvention über die Rechte von Kindern unterzeichnet. Experten diskutierten am 24. November in der Radio Kärnten „Streitkultur“ darüber, was heute für eine glückliche Kindheit nötig ist.

Die Konvention über die Rechte des Kindes ist 25 Jahre alt. Auch in Österreich müsse es weiter Bemühungen geben, die insgesamt 54 Artikel der Konvention zu erfüllen, waren sich die Experten einig. Seit Österreich die Konvention unterzeichnete, habe sich aber vieles verändert. Die einst so genannte „gesunde Watschen“ ist auch den Eltern verboten. Die moderne Arbeitswelt und die Konsumgesellschaft veränderten den Alltag auch für die Kinder sehr. Die Lebenssituation der Kinder wird durch sehr viele Lebensbereiche geprägt, etwa durch die Familie, die Schule und die Arbeitswelt in der sich die Eltern bewähren müssen.

Kinder leiden unter Trennungen

Kinder- und Jugendanwältin Astrid Liebhauser-Karl sagte, die größten Probleme seien, dass die Kinderrechte nicht immer eingehalten werden. Dennoch diskutiere man auf einem hohen Niveau, denn es gebe viele Staaten, in denen es Kindern viel schlechter gehe, als in Mitteleuropa. Kinder leiden besonders oft darunter, dass die Eltern sich trennen. Paarkonflikte werden weiter über Kinder ausgetragen, so Liebhauser-Karl. Dadurch seien Kinder oft traumatisiert. Auch das Recht auf Schutz vor Gewalt sei Thema, das sei nicht immer erfüllt. Ausbaufähig sei auch das Recht der Kinder auf Mitbestimmung.

Kurnig: Zwischen Vernachlässigung und Verwöhnung

Psychologe Kurt Kurnig sagte, seit 30 Jahren arbeite ein Team von 30 Leuten bei der Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärntens (AVS). Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch habe es immer gegeben. Es gebe aber Verschiebungen, zum Beispiel auf der Elternebene. Es gebe zwar Eltern, die an einem Strang ziehen, aber in verschiedene Richtungen, so Kurnig. Das gefährde Kinder hochgradig und sei ein Riesenproblem.

Man sehe aber auch die Tendenz in Richtung Verwöhnung, die die Psychologen mit Sorge betrachten. Vielen Kindern werde alles abgenommen, was sie auch selbst machen möchten. Auch die Verpartnerung von Kindern nehme zu: „Kinder sind Kinder und keine kleinen Erwachsenen“, so Kurnig. Sie können keine Liebesobjekte oder Götter der Eltern werden. Es gebe einen Teufelskreis in der Bindung, die die Kinder heillos überfordern. Vielen Eltern werde das dann wieder zuviel und sie werden verstoßen, oft schon im Alter von zwei oder drei Jahren. Oft seien es Alleinerzieher, die dann sagen, ich kann nicht mehr, da habt ihr das Kind, so Kurnig. Kinder brauchen sichere Bindungen. Dazu sagte Gudrun Kattnig vom katholischen Familienverband, die Eltern müssten gestärkt werden, sie brauchen Kompetenz.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagsjournal, 25. November 2014

Lehrer als Mentoren

In der Schule sei eine Veränderung zu verzeichnen, sagte Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger: „Früher ging es vor allem um Lernprobleme, heute geht es verstärkt um Verhaltensprobleme.“ Die Rolle des Lehrers gehe immer mehr hin zum Lernbegleiter und Mentor, so Altersberger. Es gebe aber oft Spannungen zwischen Schule und Elternhaus, denn die Kinder haben natürlich auch Pflichten und nicht nur Rechte - Altersberger nannte Pünktlichkeit oder Hausübungen, die zu machen seien.

„Politik soll Familie stärken“

Die Familie müsse weiter im Vordergrund stehen, betonte die dreifache Mutter Gudrun Kattnig vom katholischen Familienverband in der „Streitkultur“. Die Familie werde immer mehr „entwertet“. Kinderbetreuung in der Familie werde immer weniger wert geschätzt. Man habe zwar UN-Kinderrechte wo drinstehe, dass ein Kind das Recht habe, von den Eltern betreut zu werden, so Kattnig. Der Ausbau der externen Kinderbetreuung schreite massiv voran, man fordere aber echte Wahlfreiheit für die Eltern. Das beinhalte auch finanzielle Gleichstellung der Kinderbetreuung innerhalb der Familie.

Ohne Kinderbetreuung gehe es aber auch nicht, betonte Astrid Liebhauser von der Kinder- und Jugendanwaltschaft des Landes. Schließlich gebe es auch Familien, die ihren Kindern nicht so viel Geborgenheit geben könnten.

Kinder- und Jugendliche würden sich nach wie vor nach einer glücklichen Kindheit sehnen, sagte der 17-jährige Schülervertreter Alexander Lagger. Die Mitbestimmung der Kinder und Jugendlichen gehe noch nicht weit genug, meinte er. Dennoch sei Österreich schon ein Vorbild bei der Schülervertretung.

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