Der höchste Kirchturm Friauls
Schon von weit her ist er zu sehen - der Campanile von Mortegliano. Seine Ursprünge reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Vor 60 Jahren hätte er in neugotischem Stil nachgebaut werden sollen - mit einer Höhe von 65 Meter.
Der Campanile in Zahlen
Er hat einen Durchmesser von 13 Metern und einen Umfang von 42,80 Meter. Die Spitze beträgt 22 Meter - auf ihr befindet sich ein 4,50 Meter hohes Kreuz. Geschätzt wird, dass beim Bau 320.000 Kilo Zement und 125.000 Kilo Eisen verarbeitet wurden, sowie 1.250 Kubikmeter Sand.
Dieser Entwurf wurde von der Kommission für sakrale Kunst abgelehnt. Dann kommt der Ehrgeiz und Stolz der Morteglianesi ins Spiel, erzählt Don Giuseppe Faidutti: „Sie wollten etwas ‚über den anderen‘ stehen und den Kirchturm von Cremona mit seinen 112 Metern überbieten. Sie haben es mit ihrem neuen Entwurf auf 113,20 Meter geschafft.“ Damit gilt er - laut Angaben der Gemeinde Mortegliano - als der höchste Kirchturm Italiens und zählt zu den 40 höchsten sakralen Bauten in ganz Europa.
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Turm beheimatete eigenen Radiosender
330 Stufen sind es bis hinauf. Doch keine Sorge - immer wieder legt man bei den Führungen kleine Pausen ein. Zu erzählen gibt es Vieles über den Kirchturm von Mortegliano. Aldo Paravan kennt alle historischen Daten des Bauwerks aus der Neugotik - aber er verrät auch so manch kurioses Detail am Rande, zum Beispiel, was das „Innenleben“ des Kirchturms betrifft. Ende der 1970er-Jahre wurde hier das erste freie katholische Radio Italiens gegründet wurde: Radio Mortegliano.
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Sendungshinweis:
„Servus, Srečno, Ciao“, 2.2.19
Der damalige Kaplan, Don Adriano Piticco hatte - neben dem Beten - eine große Leidenschaft: Elektronik. Gemeinsam mit ihm hat Aldo Paravan und andere Freiwillige aus der Kirchengemeinschaft damit begonnen, die ersten Sendungen zu machen. „Es wurden Rosenkranzgebete und die Heilige Messe übertragen“, erinnert sich der Führer. „Die Hausfrauen waren begeistert und unterstützten das Radio mit Spenden. Hörer in ganz Europa kamen dazu. Den Sender gibt es noch heute, nur der Sitz wurde verlegt.“
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Herrlicher Ausblick über die friulanische Tiefebene
Wer den „Fitnessmarsch“ mit zur obersten Plattform - so wie Aldo mehrmals pro Woche - auf sich nimmt, wird mit einem unbeschreiblichen Ausblick belohnt: „Heute haben wir Glück, weil wir klare Sicht bis zu den Karnischen Alpen und Piancavallo haben, wo man Skifahren geht. Man sieht bis ans Meer, bis nach Lignano oder Triest und man hat einen wunderbaren Blick auf die friulanische Tiefebene.“
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Glockengeläut erinnert an Gefallene
Vier Glocken sind in 90 Meter Höhe untergebracht. Herzstück ist die „campana dei caduti“, die „Glocke der Gefallenen“. Sie hat einen Durchmesser von 170 Zentimeter und wiegt fast 30 Zentner. Mit ihrem Geläut wird jeden Abend um 22.00 Uhr an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnert. Eine Legende besagt: Wer vor dem Abstieg die „campana dei caduti“ küsst, wird Glück haben. Und so macht es auch Aldo jedes Mal, wenn er bis ganz nach oben kommt.
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Wieder unten angekommen ist ein Besuch im Dom, der dem Heiligen Peter und Paul geweiht ist, Pflicht: Er beherbergt die „pala del Martini“, einen vergoldeten sechs Meter hohen Holzaltar. Er trägt den Namen von Giovanni Martini, der ihn im 16. Jahrhundert kunstvoll bemalt und vergoldet hat.
Stufen „adoptieren“ - Lift finanzieren
Aber zurück zum Kirchturm: In den 1990er Jahren gab es zum letzten Mal eine größere Revitalisierung. Um Geld für die Instandhaltung zu sammeln können Patenschaften für jede einzelne der 330 Stufen übernommen werden. Kommt genug Geld zusammen, soll auch ein externer Lift errichtet werden, damit der Campanile von Mortegliano weiterhin von Interessierten aus Nah und Fern gefahrlos besucht werden kann.
Führungen sind jederzeit möglich, um Voranmeldung wird gebeten. Nähere Informationen per Email: informazioni@prolocomortegliano.it