Maßschuhe aus dem Lavanttal

Sascha Flosshözer aus dem Lavanttal hat sein Hobby zum Beruf gemacht: In seinem kleinen Geschäft in St. Paul fertigt er Maßschuhe und Lederbekleidung. Drei seiner Schuhmodelle bietet er mittlerweile auch in Kleinserien an.

Es ist der Geruch von Leder, der die kleine Werkstatt erfüllt. Genau dieser Geruch und die Arbeit mit der gegerbten Tierhaut in unterschiedlichen Farben und Maserungen faszinieren ihn schon lange. Früher, als er noch für eine große Schuhfabrik in Wolfsberg arbeitete, experimentierte und bastelte Flössholzer in seiner Freizeit gerne mit Leder.

Schuhmachermeister Maßschuhe

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Beruflich zog es ihn als Mitarbeiter der Modellabteilung immer wieder ins Ausland. An sich schätzte der Lavanttaler die Abwechslung, die ihm der Job bot. Als er aber durch Umstrukturierungen bei seinem ursprünglichen Arbeitgeber verpflichtet gewesen wäre, noch öfter zu reisen, entschied sich Flössholzer dazu, sich selbstständig zu machen. Er wollte er nicht mehr ständig von seiner Frau und den gemeinsamen zwei Kindern getrennt sein.

Schuhmachermeister Maßschuhe

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„Haben Schritt für Schritt alles aufgebaut“

Die Entscheidung, seiner beruflichen Karriere eine Wende zu geben, war anfangs nicht einfach für den heute 43-Jährigen: „Es braucht Mut. Man muss über seinen Schatten springen. Aber mir ist nichts anderes übrig geblieben. Wir haben es gemeinsam aufgebaut mit der Familie – in einem Rahmen, der überschaubar ist. Klein, Schritt für Schritt. Hätte es nicht funktioniert, hätte ich wieder den Schritt zurück in die Industrie machen müssen, aber damit auch Österreich verlassen müssen.“ In den letzten sechs Jahren sei das Bauchweh langsam gewichen, heuer könne sein Unternehmen zum ersten Mal einen Gewinn erwirtschaften.

Schuhmachermeister Maßschuhe

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Die Preise reichen von 700 bis 1.800 Euro.

Standort St. Paul bewusst ausgewählt

Den Schritt in die Selbstständigkeit bereut Flössholzer - im Nachhinein betrachtet - nicht. Auch nicht, dass er sich bewusst dafür entschied, seinen Betrieb in seinem Heimatort St. Paul anzusiedeln.

Sendungshinweis:

„Kärnten heute“, 20.4.16

Kritische Stimmen aus seiner Umgebung ließen ihn nicht davon abbringen, sagte Flössholzer: „Die meisten konzentrieren sich auf die großen Städte wie Graz oder Wien. Es war doch sehr schwierig, aber wenn man sich bemüht, wenn man das Handwerk präsentiert, sich auf Messen zeigt, wird man bekannt. Wenn man sich von Anfang an einer gewissen Qualität verschreibt, wird sie angenommen.“

Auch kreative Kundenwünsche willkommen

Vorwiegend Männer, aber auch immer mehr Frauen zählen zu Sascha Flössholzers Kunden. Ihre Vorstellungen sind so individuell wie die Schuhe, die in seiner Werkstatt entstehen: „Gewisse Kunden brauchen exakte Beratung. Andere bringen mir das Design. Es gibt auch Kunden, die mir ihr eigenes Material bringen und genau aus diesem Material ein Stück gefertigt haben wollen.“

Kunden schätzen Passform und Langlebigkeit

Zwischen 700 Euro für einfache Ausführungen und 1.800 Euro für Jagd- oder Reitstiefel kostet ein Paar Maßschuhe - je nach Lederart und Aufwand bei der Verarbeitung, so der Schuhmachermeister: „Wir haben einen leicht höheren Preis als die Industrie aus Fernost, aber dem gegenüber steht immer die Qualität, die Passform und das Klima und die Langlebigkeit. Wir haben ausschließlich österreichische und europäische Materialien. Die Schuhe, die wir produzieren, sind auch nachhaltig, man kann sie auch reparieren.“

In sein kleines Geschäft im Lavanttal zieht es Kunden aus jeder Gesellschaftsschicht: „Den typischen Maßschuhträger gibt es nicht. Ich muss sagen, ich habe vom Studenten über den Handwerker, über den Landwirt bis zum Rechtsanwalt alle Bildungsschichten, alle Berufsgruppen, als Kunden.“

Auch Serienproduktion läuft langsam an

Verstärkung erhält der Schuhmachermeister von seiner Frau und einer ehemaligen Kollegin aus der Lavanttaler Schuhfabrik. Neben Lederbekleidung und Accessoires fertigen sie drei Schuhmodelle - von Größe 36 bis 47 - auch in Serie. Flössholzer: „Nachdem die Industrie gesagt hat, in Österreich kann man keinen Schuh mehr produzieren, war ich der Überzeugung, dass das nicht stimmt. Wir haben vor zwei Jahren begonnen, eine kleine Kollektion zu gestalten. Wir haben gebaut, geprüft, getüftelt und getestet und haben uns dann im Herbst entschieden, eine Kleinserie von Schuhen, also zwei, drei Modelle, umzusetzen. Wir haben sie jetzt im Frühjahr fertiggestellt."

Als nächstes soll der Maschinenpark erweitert und Partner in Kärnten und der Steiermark gefunden werden, so Flössholzer: „Dann bin ich zuversichtlich, dass wir die Stückzahlen in den nächsten Jahren leicht erhöhen können und damit auch wieder den einen oder anderen Arbeitsplatz im Schuhmacherhandwerk schaffen können." So möchte er mit seinen großteils handgefertigten Maßschuhen der Schuhproduktion in seiner Heimatregion wieder einen Impuls geben.