Lesachtal: „Tal der hundert Mühlen“

In Maria Luggau (Lesachtal) stehen noch fünf Wassermühlen. Es sind die letzten im Tal und allesamt in Betrieb. Die Bauern mahlen auch heute noch ihr Getreide damit und bewahren so alte Traditionen.

Das Lesachtal wird auch „Tal der hundert Mühlen“ genannt. Einst klapperten dort 196 Getreidemühlen, die von den Seitenbächen angetrieben wurden. Die Bauern nutzten die Kraft der Wassermühlen nicht nur zum Mahlen des Getreides, sondern auch zum Betreiben von Dreschmaschinen und Sägewerken. Mit der Zeit verschwand jedoch eine Mühle nach der anderen. Nicht so in Maria Luggau. Dort wo Italien, Osttirol und Kärnten zusammentreffen, liegt der Wallfahrtsort Maria Luggau im Lesachtal. Es ist ein malerisches Dörfchen mit nur 380 Einwohnern. Hier befinden sich die letzten Mühlen im Tal. Sie sind auch heute noch in Betrieb.

Mühle Maria Luggau

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Brigitte Lugger.

Sendungshinweis:

Kärnten heute am 10. September 2014

Fünf „kleine Schmuckstücke“ erhalten.

Laut der Mühlenbesitzerin Brigitte Lugger waren nach dem zweiten Weltkrieg allein in Maria Luggau noch 55 „kleine Schmuckstücke“ in Betrieb. Diese waren sehr wichtig für die Bauern. Doch als der Strom kam, der Ackerbau abnahm und man zunehmend mit Hochwasser zu kämpfen hatte, verschwanden die meisten dieser Mühlen. Fünf wurden jedoch stehen gelassen. Es handle sich laut Lugger um jahrhundertealte Wassermühlen. Jede gehöre noch einem Bauern und jeder Bauer mahle noch sein Getreide in den Mühlen.

Volle Muehle

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Mühlen als frühere Lebensgrundlage

Einer dieser Bauern ist Johann Salcher. Er wird auch „Hanselerbauer“ genannt und hat das Mahlen von Getreide von seinem Vater gelernt. Ihm ist der Wert seiner Mühle bewusst. Sie ernährte jahrhundertelang seine Familie. Die „Hanselermühle“ sei mindestens 250 Jahre alt. Laut Salcher sei sie früher lebensnotwendig gewesen. Man baute Getreide an, um die Familie am Hof zu ernähren. Anschließend wurde das Getreide in der Mühle zu wertvollem Mehl vermahlen. Von Hafer über Roggen, Gerste und Weizen habe man alles in der Mühle vermahlen und teils zur Ernährung der Familie, teils auch für das Vieh verbraucht.

Luggau

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Viele Anfragen

Der Mühlenexperte Johann Salcher bekommt heute Anfragen aus dem ganzen Alpenraum. Er steht nicht nur bei Fachfragen zu historischen Mühlen zur Verfügung, sondern ist auch selbst Mühlen-Bauer, der sich das Mühlenmacherhandwerk selbst angeeignete. Er restaurierte bereits viele Mühlen. Unter anderem musste er auch seine eigene Mühle auf Grund eines Brandes vor zwei Jahren vollkommen erneuern. Salcher dazu: „Sie ist vor zwei Jahren vollkommen ausgebrannt, dann habe ich sie wieder ganz neu hergestellt. So, wie sie früher war.“

Rad

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Mühlenverein zur Erhaltung des Kulturgutes

Die Mühlen, die am Trattenbach in Maria Luggau stehen, dürften schon ums Jahr 1500 in Betrieb gewesen sein. Vor gut 30 Jahren gründete Brigitte Lugger einen Mühlenverein im Ort. Es war ihr ein großes Anliegen, das Kulturgut zu bewahren. Die Mühle ihrer Familie, die „Vorbetermühle“ wurde 1852 zum letzten Mal renoviert. Aus diesem Grund werden die Mühlen, wie schon seit Jahrhunderten, immer wieder in Gang gesetzt. Das Lesachtal solle auch in Zukunft zu Recht als das „Tal der hundert Mühlen“ gelten. Darum ist es besonders wichtig, alte Traditionen zu bewahren.