Filmdreh in der Lagune von Grado

In der Lagune von Grado wird gerade ein Film gedreht. Das Team wird von einer jungen Kärntnerin unterstützt, die schon zu einer halben Italienerin wurde. Vor sechs Jahren verließ sie ihre Heimat, um in Friaul zu leben, zu studieren und zu arbeiten.

Anna Knauf ist gebürtige Klagenfurterin. Sie ist zwar erst 20 Jahre alt - lebt aber schon seit einiger Zeit in Italien. Alles begann mit einem Austausch-Schuljahr, das sie an einem Gymnasium in Udine absolvierte: „Das war eigentlich genau das Jahr, das mich von Italien überzeugt hat. Das Jahr hat mich total verändert. Das war mein Jahr, würde ich sagen. Da bin ich emotional total aufgegangen und bin selbstbewusster geworden. Es hat mir irrsinnig getaugt. Ich bin auf eigenen Füßen gestanden.“

Nach ihrer Rückkehr nach Klagenfurt ans Europagymnasium war nichts mehr, wie vorher. Sie vermisste ihre neu gewonnenen Freunde und die italienische Kultur so sehr, dass für sie bald feststand: Ich muss zurück nach Italien.

Anna Knauf

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Dass ihre Tochter so schnell „flügge“ werden würde und gleich in ein anderes Land gehen wollte überraschte ihre Eltern zunächst sehr, sagte Anna: „Natürlich waren meine Eltern zuerst nicht so begeistert, aber wo sie dann meine Entwicklung gesehen haben und gesehen haben, dass es mir irrsinnig getaugt hat und dass ich viel Spaß daran gehabt habe, haben sie das als sehr positiv gefunden und somit war das dann mit dem Studieren im Ausland auch kein Problem mehr. Sie haben gesagt: Gut, wenn das das ist, was du willst, unterstützen wir dich.“

Kein Heimweh

Den Wörthersee und das Skifahren vermisst sie am meisten an ihrer alten Heimat Kärnten - und ihre Familie und Freunde natürlich, die sie so oft es geht besucht. Heimweh ist dennoch ein Fremdwort für Anna: „Ich habe immer nur Fernweh. Heimweh gibt es bei mir nicht. Eigentlich bin ich so, dass ich sage: wohin geht es als nächstes. Wenn ich einige Wochen an einem Ort bin plane ich schon die nächste Reise. Ich liebe es, herumzureisen und Neues kennenzulernen.“ Also zog sie mit Sack und Pack nach Triest. Die Eingewöhnung fiel Anna nicht allzu schwer. Von einem „Kulturschock“ keine Spur.

„Italiener nie schlecht gelaunt“

„Die Leute kommen dir immer sehr freundlich und offen entgegen. Ich habe noch nie in der Früh einen schlecht gelaunten Italiener gesehen. Sie sind immer sehr gut aufgelegt. Das gefällt mir. Sie haben einfach eine andere Mentalität. Ich fühle mich einfach gut bei ihnen - beim italienischen Volk generell. Sie sind immer sehr offen und sie wissen, wie man das Leben zu genießen hat“, erzählt die Wahlitalienerin. Doch Anna ist nicht nur zum „dolce fare niente“ nach Italien gekommen, sondern um an der Universität von Triest Kommunikationswissenschaften zu studieren.

Sprachen liegen ihr - mittlerweile spricht sie - neben Englisch, Spanisch und Russisch - fließend Italienisch und man könnte sie fast mit einer waschechten Italienerin verwechseln. Manchmal träumt sie sogar auf Italienisch, sagt sie - nur beim Zählen bleibt sie lieber bei ihrer Muttersprache.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 27.4.2013

Den Uni-Alltag meistert sie mittlerweile mit Bravour - auch wenn sie am Anfang nur wenig mit dem Wissenschafts-Italienisch anfangen konnte. Anna Knauf: „Ich habe dann echt schon meine Bedenken gehabt. Aber ich habe mir immer wieder selber gesagt: gib dir Zeit bis zu Weihnachten. Genau so war es. Man muss sich die Zeit geben und darf nicht an sich zweifeln. Das ist das, was ich weitergeben kann.“

Assistentin beim Film

Anna ist eine durchwegs positiv eingestellte junge Frau. Mit ihrer offenen, sympathischen Art knüpft sie schnell Kontakte. So kam sie auch zu ihrem Job als Produktionsassistentin für den Filmdreh in der Lagune von Grado. Sie ist das Bindeglied zwischen der deutschsprachigen Filmcrew und den italienischen Kooperationspartnern.

Erika Pluhar Anna Knauf

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Für den Film hat Anna ein Gedicht auf Italienisch übersetzt. Filmemacherin Erika Pluhar zeigte sich begeistert davon.]

Arbeiten, wo andere Urlaub machen ... es soll Schlimmeres geben. Für die Filmcrew, die in Marano Lagunare stationiert ist, geht es jeden Tag ganz in der Früh mit dem Taxiboot zur Arbeit. Die Anfahrt nach „Porto Buso“ dauert eine gute halbe Stunde - je nachdem, ob gerade Ebbe oder Flut herrscht.

Filmdreh Lagune Grado

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Erika Pluhar führt Regie

Filmemacherin Erika Pluhar kam vor ein paar Jahren durch Zufall im Urlaub auf die Idee, dass sie die Privatinsel zur Kulisse für ihren nächsten Film machen könnte: „Ich habe das hier eines Tages als Gast kennengelernt. Der Wirt hier hat damals zu mir gesagt, weil er von meiner Profession erfahren hat: Sie müssen hier einen Film machen. Ich bin dann hier herumgewandert und habe gedacht: Eigentlich keine schlechte Idee.“

Erika Pluhar

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Dreht mit jungem Team

Nachdem sie das Drehbuch fertiggestellt hatte, war ihr klar, dass sie bei diesem Film bewusst mit einem jungen Team zusammenarbeiten möchte: „Es gibt gerade heutzutage so einen Jugendkult. Alle Alten wollen jung aussehen und das geht mir einfach auf die Nerven. Für mich ist Jugendlichkeit keine Frage des Alters, sondern eigentlich ein geistiges Prinzip. Genau deshalb wollte ich jetzt als alter Mensch sehr gerne mit jungen Menschen so arbeiten - in dem Wissen, sie sind Menschen mit Geist und keine vertrottelten Jugendlichen, zu denen sie die Medien oft gerne machen möchten.“

Achatz Dreharbeiten Laguna Grado

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Zufälliges Begegnen von Menschen

Inhaltlich geht es in „Laguna“ um junge Menschen, die einander zufällig auf einer Laguneninsel begegnen. Erika Pluhar: „Dann gibt es einfach das, woran mir sehr viel liegt: die Problematik, sich überhaupt im Leben zurechtzufinden und seinen Weg zu finden. Was heißt Liebe, Schönsein? Es ist mit Sicherheit nicht einer dieser Jugendfilme, die es häufig gibt. Mit Figuren, die aus desolaten Verhältnissen kommen, drogensüchtig sind. Es sind ‚normale‘ junge Leute, die eigentlich relativ gesettelt sind, aber trotzdem auf der Suche nach sich selbst und nach der Liebe.“

Dominik Achatz Filmdreh Laguna Grado

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Für Dominik Achatz ist es der erste Fernsehspielfilm, an dem er als Kameramann mitwirkt. Der gebürtige Kärntner, der zeitweise auch in Wien lebt und arbeitet, schätzt diese spannende Erfahrung. "Es passiert immer sehr viel, wo man spontan improvisieren muss. Das macht es auf jeden Fall spannend. Wenn alles fix festgelegt ist, wäre es ja auch langweilig. Urlaub ist es definitiv keiner - höchstens in den Abendstunden, wenn wir bei einem guten Glas Wein zusammensitzen und den Tag Revue passieren lassen“, so Dominik Achatz.

Ein bisschen „dolce vita“ hat sich auch die Filmcrew verdient. Bis der Film in ein paar Tagen abgedreht ist, bleibt sie noch auf der „Insel“. Das Endprodukt gibt es dann nächstes Jahr im Fernsehen zu sehen.