Erlebnis Natur: 160 Fischotter in Kärnten

Bis zum Jahr 2000 galt der Fischotter in Kärnten als praktisch ausgestorben. Den ersten neuen Nachweis gab es im Jahr 2003. Mittlerweile ist der Fischotter wieder in fast ganz Kärnten zu finden. 160 Tiere wurden zuletzt gezählt.

„Der Fischotter ist aus dem Osten zu uns eingewandert,“ sagte Wildökologe Andreas Kranz aus Graz: „Der Fischotter heißt nicht von ungefähr Fischotter, er frisst Fisch am allerliebsten“. Bei der Fischwahl ist der Otter nicht wählerisch: Er jagt vor allem jene Fische, die er leicht erwischen kann. „Er frisst gerne Bachforellen, die er am Ufer oder unter Steinen jagen kann. Die Koppe, ein Fisch der am Gewässergrund lebt, ist ebenfalls gern verspeiste Fischotternahrung“, so Kranz.

Fischotter

dpa/Patrick Pleul

Der heimische Fischotter frisst leicht zu jagende Fischarten, manchmal aber auch Säugetiere und Vögel.

Vorkommen: Vom Atlantik bis nach Südostasien

Außer Fisch gehören auch Krebse, Frösche und Erdkröten und Insekten zu seiner Nahrung. Manchmal wird ihm nachgesagt, dass er auch kleine Säugetiere oder Vögel frisst. Kranz erklärt: „Vögel und Säugetiere spielen aber eine sehr untergeordnete Rolle in der Nahrung des Otters.“

Insgesamt gibt es 13 Fischotter-Arten. Sie kommen auf der ganzen Welt vor, nur nicht in Australien. Der Europäische Fischotter ist von der Atlantikküste bis nach Südostasien und Sibirien zu finden. Kranz: „Sofern es Süßwasser gibt, kommt der heimische Otter auch rund ums Mittelmeer, in Israel oder im Atlasgebirge in Marokko vor. Die Tiere sind auch in Salzwasser zu finden, sofern ein Süßwasservorkommen nahe ist.“

Sendungshinweis:

Family/Cabrio, 27.07.2015

„Dackel-Beine und Ruderschwanz“

Das Fischotter-Männchen kann bis zu zehn Kilogramm schwer werden, das Weibchen zirka sechs oder sieben Kilogramm. Auch die Größe eines ausgewachsenen Tieres ist recht beachtlich. „Mit Schwanz misst der Fischotter 1,2 Meter und ohne Schwanz 80 bis 90 Zentimeter,“ sagte der Wildökologe. Das Fell des Tieres ist mittelbraun, der Bauch- und Kehlbereich sind heller. Ganz markant ist, dass der Otter sehr kleine Ohren und Knopfaugen hat. Die kurzen Beine würden an einen Dackel erinnern, der Schwanz sei lang und muskulös und habe eine Ruderfunktion, so Kranz.

Dachziegelartiges Deckhaar schützt vor Kälte

Auch die langen Tasthaare sind sehr auffällig. Diese Vibrissen werden auch Sinus-, Tast- oder Schnurrhaare genannt (lat.: vibrissa). Es sind spezielle Haare, die vielen Säugetieren zumeist im Gesicht wachsen. Sie sind dicker, fester und länger als gewöhnliche Haare und auf die Wahrnehmung taktiler Reize spezialisiert. Kranz: „Diese Vibrissen wachsen dem Otter rund um die Schnauze und die Pfotengelenke und helfen dem überwiegend nachtaktiven Tier, Beute in dunklem Wasser aufzuspüren. Der Fischotter ist somit kein Sichtjäger.“

Fischotter

ORF

Der Otter mit gut sichtbaren Vibrissen im Gesicht.

Damit der Körper des Otters im kalten Wasser warm bleibt, hat er eine dichte Unterwolle. „Über der Unterwolle liegt Deckhaar, dass sich im Fall von Nässe dachziegelartig über die Unterwolle legt und verhindert, dass diese nass wird,“ so der Wildökologe. Der Fischotter verwendet viel Zeit um ein Fell zu reinigen. Er schleckt es oder wälzt sich im Staub.

Fischteiche: Otter wird zum Schädling

Der Fischotter besiedle Bäche und Seen und komme in Kärnten fast überall vor, außer im oberen Mölltal, so der Experte. Das Tier wandert sogar ins Gebirge hinauf, es wurde schon auf der Turracher Höhe nachgewiesen. „Als Opportunisten zieht es den Fischotter leider auch an Fischteiche, wo er als Schädling empfunden wird,“ so Kranz.

Fischotter verursacht Schäden in Fischgewässern

ORF

Das Raubtier hat einen Fisch erlegt.

Erwachsenen Tiere haben keine Feinde

Die neugeborenen Fischotter kommen blind zur Welt und bleiben es zirka einen Monat lang. Im Bau sind sie ungefähr 65 Tage. Selbstständig werden sie erst nach einem Jahr. Der Fischfang brauche nämlich sehr viel Erfahrung, sagte Kranz: „Ein Jungotter ist anfangs wasserscheu. Die Mutter muss den Nachwuchs erst mit Fischen ins seichte Wasser locken.“

Fischotterbaby

ORF/ Kawus Nikou

Ein junger Fischotter verzehrt seine Beute.

Die erwachsenen Tiere haben außer dem Menschen so gut wie keine natürlichen Feinde. Die Jungen sind aber sehr gefährdet zu verhungern oder zu erfrieren. Zum Beispiel wenn sie am Eis sitzen und warten, dass ihre Mutter ihnen einen Fisch bringt. „Die jungen Fischotter können mit nassen Haaren am Eis festkleben. Wenn das der Fall ist, erfrieren sie meistens,“ sagt der Wildökologe.

Natürliche Populationsregulation

„Wenn ein Männchen Junge in einem Bau findet, die nicht die eigenen sind, erbeißt er sie. So reguliert sich die Population der Fischotter von alleine“, so Kranz. Bei zu großen Populationen kommt es auch zu Kämpfen unter erwachsenen Tieren.

Fischotter können in freier Wildbahn bis zu 10 Jahre alt werden. Seit 2004 werden in Kärnten alle fünf Jahre Zählungen durchgeführt. So ist man 2004 nur auf zirka 20 Exemplare gestoßen, 2009 waren es dann schon 60 Otter," sagte Kranz. In Kärnten leben derzeit zirka 160 Fischotter.