Überbehütung schadet Kindern

Das Urteil gegen einen Kindergarten wegen Verletzung der Aufsichtspflicht hat viel Staub aufgewirbelt. Wie viel Behütung braucht ein Kind und wie viel schadet? Psychologin Karin Kaiser-Rottensteiner warnt vor Überbehütung, diese würde zunehmen.

Ein Klagenfurter Kindergarten war zu einer Zahlung von 9.600 Euro verurteilt worden, weil sich ein Mädchen beim Spielen im Garten den Arm gebrochen hatte - mehr dazu in Kind verletzt - Kindergarten verurteilt (kaernten.ORF.at, 18.3.2012). Nicht nur seit dem Urteil gegen den Klagenfurter Kindergarten fragen sich viele Eltern, aber auch Pädagoginnen, wie weit Aufsicht und das Beschützen von Kindern gehen kann und muss.

Streitkultur: „(K)ein Kinderspiel“

Karin Kaiser-Rottensteiner nahm Montagabend auch an der Radio-Kärnten-Streitkultur unter dem Titel „(K)ein Kinderspiel“ teil. Mit ihr diskutierten der Rechtsanwalt der betroffenen Familie, Michael Hirm, Landesgerichtssprecher Martin Reiter, Kindergarteninspektorin Iris Raunig und Kindergartenleiterin Rita Graf. Das Audiofile der Sendung können Sie unter folgendem Link „nachhören“:

Der Drang, beim Nachwuchs alles perfekt zu machen, führt mitunter eher zum Gegenteil, sagt Kaiser-Rottensteiner. Überbehütung von Kindern nehme zu, Kinder könnten sich aber „unter einer Glasglocke“ nicht entwickeln: „Bewegung ist Lernen, und Spielen ist Lernen.“

„Überbehütung ist seelische Gewalt“

Für Eltern ist es nicht einfach, den Grat zwischen notwendiger Aufsicht, Schutz vor Gefahren und Überbehütung zu finden. Frei- und Spielräume seien für die Entwicklung von Kindern ganz entscheidend. Kaiser-Rottensteiner: „Überbehütung ist eine Einschränkung, das Kind kann sich schlechter entwickeln. Man könnte auch sagen, Überbehütung ist eine Form von seelischer Gewalt.“ Deswegen solle man Kinder nicht beim Spielen stören.

Auf einen Baum klettern, in der freien Natur spielen - solche Sinnes- und Bewegungserfahrungen würden Kinder geschickter machen und somit besser für Unfälle wappnen. Sie seien auch eine Vorbereitung auf die Schule, so Kaiser-Rottensteiner. Freiräume würden die Selbstverantwortung schulen, das stärke auch das Selbstwertgefühl.