Masern: Klagenfurter Schule am Freitag zu

Das Klagenfurter Lerchenfeldgymnasium bleibt am Freitag wegen eines Masernverdachtsfalls geschlossen. Laut Schulleitung besteht der dringende Verdacht, dass ein Schüler an Masern erkrankt sei. Vier Masernfälle sind derzeit bestätigt, bei drei liegt der Verdacht nahe.

Wie Karl Heinz Rosenkranz, der Direktor des Gymnasiums sagte, habe man sich aus organisatorischen Gründen zu diesem Schritt entschieden: „Eigentlich wäre vorgesehen gewesen, dass wir nur die Klasse schließen, die das Kind besucht hat. Dann hätte man alle Schüler beim Hereinkommen in der Früh über ihren Impfstatus befragt und nicht Geimpfte an das Gesundheitsamt weiterleitet - doch das wäre etwa für die Eltern schwierig zu handhaben, außerdem hat die Schule eine Aufsichtspflicht“, sagte Rosenkranz. Deshalb habe man sich gleich entschieden, am Donnerstag bekanntzugeben, dass die ganze Schule geschlossen wird, damit etwa berufstätige Eltern rechtzeitig eine Betreuung organisieren können.

Lerchenfeld Gymnasium Impfung Spritze Gesundheitsamt Kind

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Im Lerchenfeldgymnasium selbst waren fünf Mitarbeiter am Donnerstagnachmittag im Großeinsatz: Es galt, die Erziehungsberechtigten der Schüler, die im selben Stockwerk wie das vermutlich infizierte Kind ihre Klasse haben, durchzutelefonieren und den Impfstatus der Kinder zu erheben. Insgesamt besuchen 882 Schüler das Gymnasium, telefonisch verständigt werden mussten mehr als 250 Erziehungsberechtigte.

Keine generelle Richtlinie für Krankheitsfälle

„Im regen Austausch mit allen Verantwortlichen haben wir festgestellt, dass eine Untersuchung mit einer Bestätigung erst am Montag vorliegen wird. Daher haben wir uns entschieden, vor allem auch angesichts dessen, dass der Freitag der letzte Tag vor den Osterferien ist, aus Sicherheitsgründen die Schule zu schließen“, so Bildungsdirektor Robert Klinglmair.

Man müsse im Einzelfall abwägen, welche Maßnahmen getroffen werden. In diesem Fall sei die Entscheidung wegen des bevorstehenden Ferienbeginns so ausgefallen. Das schaue man sich im Gespräch mit allen Beteiligten und auch dem Gesundheitsamt an, so Klinglmair. Es gibt keine generelle Richtlinie, aber eine Notfallmappe in den Schulen, in der verschiedene Krisen behandelt werden, wenn Krisenfälle wie Erdbeben oder eben auch Krankheiten auftreten.

Auch beim KAC werden Kabinen geputzt

Die Lehrer der Schule treffen am Freitag trotz geschlossener Schule zusammen, auch bei ihnen wird der Impfstatus erhoben, sagte Rosenkranz: „Wer nicht geimpft ist und nicht - etwa durch eine selbst durchgemachte Erkrankung - immun ist, erhält den Dienstauftrag, sich impfen zu lassen.“ Da am Montag die Osterferien beginnen, warte man mit weiteren Maßnahmen vorerst ab: „Für den Mittwoch nach Ostern ist wieder ein regulärer Schulbetrieb geplant.“

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Der Eishockeyverein KAC, in dessen Nachwuchsmannschaft der zehnjährige betroffene Schüler spielt, hielt am Donnerstag und am Freitag die Kabinen der Nachwuchsspieler gesperrt. Sie würden „normal gereinigt“, gab der Verein bekannt. Seit Donnerstag ist bekannt, dass der Nachwuchsspieler womöglich an Masern erkrankt ist. Einen genauen Befund soll es aber erst am Montag geben.

Ministerium informiert Slowenien

Weil der betroffene Schüler von 5. bis 7. April bei einem Eishockeytournier in Bled war, hat das Gesundheitsministerium die Republik Slowenien informiert. Das Gesundheitsamt Klagenfurt ist damit befasst, den Impfstatus jener Personen, die im betroffenen Zeitraum mit infektiösen Personen in Kontakt waren, zu erheben.

Ein weiterer Verdachtsfall ist ein Buslenker. Der Klagenfurter „Öffi“-Verkehr war am Mittwoch für mehrere Stunden ausgesetzt worden, um den Impfstatus aller Lenker zu überprüfen und die Busse zu desinfizieren - mehr dazu in Masern: Klagenfurter Busse desinfiziert. Von den Stadtwerken Klagenfurt wurde gemeldet, dass seit Donnerstag 13.00 Uhr die Busse wieder im Vollbetrieb fahren. Bis 16.00 Uhr gab es im Gesundheitsamt 250 MMR-Impfungen. Zusätzlich wurden vom Betriebsarzt der Stadtwerke 150 MMR-Impfungen durchgeführt.

1.000 Impfampullen in Klagenfurt eingetroffen

Dass weitere Masern- und Masernverdachtsfälle gemeldet werden, hält Birgit Trattler vom Gesundheitsamt in Klagenfur für durchaus möglich. „Der kritische Zeitpunkt von den bisher bekannten Erkrankten war 1. bis 3. April. Die Inkubationszeit von Masern beträgt acht bis zwölf Tage. Aber auch 21 Tage wären möglich. Das heißt, in den nächsten Tagen, aber auch in der kommenden Woche können durchaus neue Erkrankungsfälle auftreten. Wir sagen, zwei Impfungen sind notwendig oder eben eine durchgemachte Erkrankung“, so Trattler.

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Trattler sagte, dass am Donnerstag eine Lieferung mit 1.000 Ampullen aus Wien angekommen sei. Seit Donnerstagfrüh werden Masernimpfungen angeboten. „Ich bin erleichtert, dass es schön langsam anläuft. Wir können gut damit umgehen. Zwei Ärzte impfen durchgehend“, so Trattler. Die Impfstellen und Apotheken werden sukzessive mit dem Masernimpfstoff beliefert. Ausreichend versorgt ist der Magistrat Klagenfurt, Abteilung Gesundheit. Dort kann man sich am Freitag, von 8.00 bis 13.00 Uhr impfen lassen.

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Hotline von Landesssanitätsdirektion eingerichtet

Telefonnummern:

Der hausärztliche Bereitschaftsdienst ist unter der Nummer 141 auch am Abend bzw. in der Nacht erreichbar. Die Landessanitätsdirektion richtet werktags von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr eine Hotline unter der Nummer 050 536 15102 ein.

Die Landessanitätsdirektion und die involvierten Gesundheitsämter seien darum bemüht, die Kontaktpersonen zu allen bekannten Masernfällen zu erheben, um weitere Ansteckungen ausschließen zu können, hieß es in einer Aussendung vom Land Kärnten.

Masern nähmen bei Erwachsenen einen schwereren Verlauf. „Wir kennen es auch von Mumps, dass Kinderkrankheiten im Kindesalter einen leichteren Verlauf haben und im Erwachsenenalter eben einen schwereren Verlauf. Das Fieber ist dann hoch, und es kann häufiger zu Gehirnhautentzündungen kommen“, erklärte Trattler.

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Eigenes Rettungsauto für Verdachtsfälle

„Personen mit Masernverdacht sollen unbedingt zu Hause bleiben und ihren Hausarzt telefonisch vom Verdacht informieren“, sagte Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner (SPÖ). Nur so könnten weitere Ansteckungen vermieden werden.

Im Ö1-Morgenjournal appellierte sie an die Bevölkerung, einmal selbst zu überprüfen, ob sie geimpft sei oder nicht. Alleine am Donnerstag seien 400 Personen in Kärnten geimpft worden. Es stehe auch ein Rettungsauto zur Verfügung, sollte in einem Verdachtsfall eine Krankenbehandlung nötig sein. „So müssen wir nicht alle Rettungsfahrzeuge verwenden, sondern haben konkret eingeschränkte Maßnahmen.“ Damit werde das Infektionsrisiko minimiert, so Prettner.