Ibounig: Schwarz verweigert sich Realität

Nach dem ORF-Interview von Bischof Alois Schwarz, in dem er sagte, er sei „fassungslos“ wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe, wirft ihm nun der Kärntner Ordinariatskanzler Jakob Ibounig „Realitätsverweigerung“ vor.

Ibounig sagte im Ö1-Mittagsjournal am Freitag zu Schwarz: „Er ist nach wie vor nicht bereit, sich der Wirklichkeit zu stellen.“ Schwarz habe sich in seiner Reaktion den anstehenden Fragen gar nicht gestellt. Der vom Domkapitel vorgelegte Bericht spreche eine „sehr objektive und klare Sprache“ und werde auch Grundlage und Maßstab für die Visitation sein müssen, meinte der Ordinariatskanzler.

Schwarz hatte gesagt, man habe immer zusammen an einem Tisch gesessen, er verstehe nicht, dass das Domkapitel von Verlusten und der Ausschaltung von Gremien berichtete. Ibounig sagte, das betreffe den Bereich der Diözese, die sei immer geprüft worden. Aber im Bistum schaltete Schwarz mit seinen Getreuen, der Bereich sei nicht einsehbar gewesen.

„Muss sich Tatsachen stellen“

Zu Schwarz’ Reaktion auf den Besuch des Visitators sagte Ibounig: „Ob er sich nun freut, der Sache gelassen entgegensieht oder schlotternd, ändert nichts daran, dass einfach Tatsachen da sind, denen er sich dann auch wirklich zu stellen hat.“ Es stimme nicht, dass man nicht mit Schwarz geredet habe, man habe ihn jahrelang mit diesen Vorwürfen konfrontiert. Es habe nie eine klare Antwort oder eine Veränderung gegeben, so Ibounig.

Schwarz sagte im Interview mit dem ORF Niederösterreich am Donnerstag, er habe in Kärnten erfolgreich gewirtschaftet und sei froh, dass Rom einen Visitator nach Kärnten schicke, um alles zu prüfen und aufzuklären - mehr dazu in Schwarz „fassungslos“ über Vorwürfe (noe.ORF.at).

Selbstkritik von Kardinal Schönborn

Indes übte Kardinal Christoph Schönborn Selbstkritik: „Weihnachtsfrieden in der Kirche? Es sieht wieder einmal nicht danach aus“, schrieb er in seiner Kolumne in der Gratis-Zeitung „Heute“. „Streit wird offen ausgetragen. Statt zuerst miteinander zu reden, reden wir übereinander.“ Und weiter: „Wir predigen den Weihnachtsfrieden - den anderen. Und schaffen es nicht, in der Familie der Kirche Konflikte friedlich zu klären und zu lösen.“ Dennoch gibt sich Schönborn optimistisch, was eine friedliche Klärung der Vorwürfe betrifft.

Allerdings sorgte ein Interview Schönborns am Donnerstag auch für heftigen Wirbel. Er hatte gesagt, er sei zuversichtlich, dass es eine ehrliche Klärung der Vorwürfe gegen Bischof Schwarz geben werde. Daraufhin meldete sich der Betriebsratsvorsitzende der Diözese Gurk-Klagenfurt zu Wort und forderte Schönborn auf, damit aufzuhören, die Öffentlichkeit für dumm zu verkaufen. Die Kirche hätte schon lange über die Vorwürfe während der Amtszeit von Schwarz in Kärnten Bescheid gewusst. Vielmehr sollte der Kardinal Schwarz dabei helfen, die Konsequenzen zu ziehen und zurückzutreten - mehr dazu in Schönborn-Interview lässt Wogen hochgehen.

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