Seltene Waldrappen werden ausgewildert

Der Waldrapp zählt zu den am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit. Er gilt in freier Natur als beinahe ausgestorben. Mit einem Artenschutzprojekt im Kärntner Tierpark Rosegg ist man auf dem besten Weg, das zu ändern.

Waldrapp Projekt

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Im Rahmen eines EU Projektes (LIFE+ Biodiversity) mit Partnern aus Österreich, Italien und Deutschland soll der Waldrapp in Europa wieder angesiedelt werden.

Zugvogel weltweit beinahe ausgerottet

Im Tierpark Rosegg können Besucher dieser Tage Zeugen eines einzigartigen Artenschutzprojektes werden. Es geht um den Waldrapp. Intensive Bejagung und der Verlust seines Lebensraums haben ihn beinahe ausgerottet. Um den Vogel in Europa wieder anzusiedeln, zieht ein österreichisches Forscherteam junge Küken per Hand auf. Sind die Tiere groß genug, sollen sie den Forschern mit einem Leichtflugzeug in das Winterquartier in die Toskana folgen.

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Forscherteam zieht Waldrapp-Küken groß

Der Waldrapp ist ein Vogel von herber Schönheit, sagen jene, die sich mit dem Waldrapp intensiv auseinandersetzen. Anne Gabriela Schmalstieg ist dem seltenen Ibisvogel mit seinem kahlen Kopf und seinem schwarz schillernden Gefieder verfallen. Sie ist eine von mehreren Ziehmüttern des Vereins „Waldrappteam“, die sich derzeit im Tierpark Rosegg in einem Container um die Aufzucht von 15 Waldrapp-Küken bemühen.

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Die Forscher können bei der Aufzucht beobachtet werden.

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Waldrapp-Küken in der Aufzuchtstation im Tierpark Rosegg.

Gabriela Schmalstieg: „Wir fangen morgens um 6.30 Uhr an, wiegen und füttern die Vögel, streicheln sie – wir müssen sehr viel Bindung und sozialen Kontakt mit ihnen aufbauen. Wir sind auch die einzigen, die reindürfen, weil sie unsere Stimme kennenlernen müssen, damit sie sozial auf uns geprägt sind.“

Leichtflugzeug fungiert beim Vogelzug als „Leittier“

30 Tage lang werden die Tiere mit ihren Ziehmüttern hier noch zu sehen sein, dann ziehen sie in ein Trainingslager am Bodensee um, wo sie an das Flugtraining mit dem Leichtflugzeug gewöhnt werden. "Wir werden ihnen auch den Ruf antrainieren, damit sie ihn aus dem Fluggerät heraus hören können. Dieser lautet, ‚Komm komm Waldi komm komm‘. Wenn die Vögel ihn hören, folgen sie uns.“

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70 Tiere wieder in Europa heimisch

Es ist bereits die vierte Generation an Waldrappen, die im Rahmen des Artenschutzprojektes begleitet werden. 70 Tiere konnten so in Europa wieder angesiedelt werden, so Projektleiter Johannes Fritz.

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Gelerntes setzt sich über Generationen fort

„Während der Machbarkeitsstudie haben wir bereits Waldrappen in den Süden gebracht und dort ausgewildert. Als geschlechtsreife Vögel sind sie wieder in das Brutgebiet retour und haben auch gebrütet. Sie ziehen die Jungen groß und bringen sie, was sehr wichtig ist, dann auch in das Wintergebiet. Die Tradition, die wir gründen, setzt sich über die Generationen fort.“

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Die Aufzucht der Waldrapp-Küken ist über ein Sichtfenster zu beobachten.

Freie Alttiere im Tierpark ohne Zugtrieb

Alle Tiere stammen von der Waldrapp-Kolonie im Tierpark Rosegg ab. 50 Vögel leben hier, einen Zugtrieb haben sie nicht, da er ihnen nie vorgelebt wurde. Emanuel Liechtenstein, Leiter des Tierpark Rosegg.

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Emanuel Liechtenstein: „Die Vögel sind frei und können tagsüber auch gerne einmal ins Mölltal fliegen, wenn sie Lust haben. Das machen sie auch. Hier kommen sie doch immer wieder, nämlich täglich, zu ihrer Voliere zurück, bekommen Futter und brüten hier auch.“

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Der Waldrapp ist ein Zugvogel, der bis ins 17. Jhdt. auch in Mitteleuropa heimisch war und dort durch Überjagung verschwand. Der Vogel stand seit dem Mittelalter fast überall auf der Speisekarte.

Ein Rettungsversuch mit Vorbildcharakter

Das Projekt Waldrappteam ist der erste wissenschaftlich fundierte Versuch, eine ausgerottete Zugvogelart wiederanzusiedeln. Ein erfolgreicher Projektverlauf könnte Vorbildcharakter für die Erhaltung und Ansiedlung anderer bedrohter Zugvogelarten haben. Projektträger ist der österreichische Förderverein Waldrappteam. Insgesamt sind acht Partner aus Österreich, Deutschland und Italien beteiligt. Bis 2019 sollen wieder mehr als 120 Waldrappe zwischen dem nördlichen Alpenvorland und der Toskana in Freiheit leben.

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