Zuhälter-Prozess gegen Brüder vertagt

Am Landesgericht Klagenfurt wurde am Mittwoch ein Prozess wegen Zuhälterei verhandelt. Vor Gericht stand ein rumänisches Brüderpaar. Weil eine Hauptzeugin ihre polizeilichen Aussagen massiv abschwächte, wurde der Prozess vertagt.

Zuhälterei ist im Gegensatz zur Prostitution in Österreich verboten, kommt aber immer wieder vor. Häufig stammen Täter und Opfer demselben Land, Fälle sind aus Rumänien, Bulgarien oder Ungarn bekannt. Am Mittwoch stand ein 33 Jahre alter Rumäne wegen Zuhälterei, Gewaltausübung, Freiheitsentzug, Nötigung und gefährlicher Drohung vor Gericht. Sein Bruder, 27 Jahre alt, soll Mittäter sein. Beide bekannten sich zu Prozessbeginn nicht schuldig. Die Verhandlung wurde vertagt.

Anklage: Zwei Frauen zur Prostitution gezwungen

Dem 33 Jahre alten Hauptangeklagten wird vorgeworfen, zwei Frauen aus Rumänien in Österreich der Prostitution zugeführt zur haben. Er soll sie in verschiedene Bordelle gebracht, ihnen aber den Großteil ihres Verdienstes abgenommen haben. Da der Mann die Frauen regelrecht überwacht und ständig kontrolliert haben soll, spricht die Anklage von Ausbeutung. Er habe den Frauen vorgeschrieben, wie und wo sie sich prostituieren müssen. Er soll sie auch immer wieder mit Gewalt und Drohungen gefügig gemacht haben.

Der Angeklagte bekannte sich gegenüber Staatsanwältin Tina Frimmel-Hesse nicht schuldig und beteuerte gegenüber Richterin Lisa Kuschinsky, selbst das Opfer zu sein.

Angeklagter: Ex-Geliebte hat falsch ausgesagt

Eine Frau, die früher seine Geliebte war, hätte falsch gegen ihn ausgesagt, um ihm zu schaden. Dabei seien sie eine Familie gewesen, die Tochter seiner Ex-Freundin sei von seiner Mutter in Rumänien betreut worden, während die Frau in Österreich gearbeitet habe. Er habe sie nicht hierher gebracht und auch nicht zur Prostitution gezwungen. Sie habe ihn von Österreich aus kontaktiert, weil sie ihn vermisst habe. Erst ein oder zwei Monate später sei er draufgekommen, dass sie nicht als Tänzerin, sondern als Prostituierte arbeitete.

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Rumänisches Brüderpaar vor Gericht

Kein Respekt vor Richterin und Staatsanwältin

Während des Prozesses verlesene Zitate aus dem Polizeiprotokoll stellte der Angeklagte in Frage. Die Frau lüge, sagte der Mann. Auch die Person, die die Anklage geschrieben habe, lüge. Der 33-Jährige wollte auch die Prozessführung bei Gericht nicht akzeptieren und auf Fragen der Richterin nicht antworten - ebensowenig wie auf jene von Staatsanwältin Tina Frimmel-Hesse.

Er wolle vorerst anderes erzählen, nämlich dass die Aussage seines 27 Jahre alten Bruders, der ebenfalls vor Gericht stand, verfälscht oder zumindest unvollständig sei. Der Hauptangeklagte zeigte sich im Laufe des Prozesses aufgebracht, stand immer wieder auf, um in seinen Unterlagen nach Beweisen zu suchen. So legte er einen Ausdruck eines Facebook-Fotos vor, auf dem eine Frau einen Mann küsst. Das sei ein Beweis, dass dieser Mann diese Frau der Prostitution zugeführt habe, nicht er, sagte der Rumäne.

Dafür erntete der Angeklagte Lächeln bei Gericht, die Einlenkungsversuche seines Anwaltes wehrte er ab. Er sei mit ihm nicht zufrieden, „wir verstehen uns nicht“, sagte er. Weitere Fragen, ob die Frauen ihm Geld zahlen mussten, wie diese vor der Polizei ausgesagt hatten, verneinte der Angeklagte und beteuerte, seine frühere Geliebte habe freiwillig Geld überwiesen. „Was ist mit dem Geld passiert, das Ihre Freundin verdient hat?“, fragte Richterin Lisa Kuschinsky. „Sie hat sehr viel für Kleidung ausgegeben, und für Rechtsstreitigkeiten in Rumänien. Sie hatte nämlich Probleme mit der Obsorge ihrer Tochter“, sagte der Mann. „Warum soll die Frau dann so etwas aussagen und Sie belasten?“, wollte Kuschinsky wissen. „Sie hatte eine Beziehung mit einem anderen Mann, die beiden wollen mich vernichten“, sagte der Angeklagte.

Ex-Freundin schwächte ab: Geld freiwillig abgegeben

Am Mittwoch sagte schließlich auch die Ex-Freundin des Hauptangeklagten aus. Sie war erst nicht zur Verhandlung erschienen und wurde dann von der Polizei ins Gericht gebracht. In ihrer Befragung schwächte sie ihre vor der Polizei getätigten Aussagen ab und gab an, alleine nach Österreich gekommen zu sein und von selbst angefangen zu haben, als Prostituierte zu arbeiten. Einen Teil des Geldes, das sie verdiente, habe sie nach Rumänien geschickt: An die Familie des Angeklagten, die sich dort um ihre Tochter gekümmert hatte, und an verschiedene Personen, die ihr der Angeklagte genannt hatte. Doch auch das habe sie freiwillig gemacht, betonte sie.

Als die Frau von der Richterin gefragt wurde, ob sie Angst vor ihrem Ex-Freund habe, verneinte sie zwar, weinte aber dabei. Er habe sie geschlagen, weil sie sich trennen wollte, habe sie aber nicht zur Prostitution gezwungen. Sie sei damals zur Polizei gegangen, weil sie wollte, dass ihr Ex-Freund sie in Ruhe lasse.

Zweite Zeugin zweifelte Gewalttaten an

Auch die Freundin des Zweitangeklagten sagte aus. Auch sie ist Prostituierte und gab vor Gericht an, freiwillig begonnen zu haben, im Club zu arbeiten. Sie habe ebenfalls alles selbst organisiert und könne sich nicht vorstellen, dass der Hauptangeklagte seine Freundin geschlagen habe.

Die zweite Frau, die in Österreich der Prostitution nachging, hätte ebenfalls als Zeugin geladen werden sollen - wo sie sich gerade aufhält, ist aber unklar, sie dürfte nicht mehr in Österreich sein. Auch einige weitere Zeugen waren nicht vor Gericht erschienen. Einer von ihnen soll beim nächsten Termin aussagen, die zweite Frau wird zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben.

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