Zwangsprostituierte schwer misshandelt

Eine 18-jährige Zwangsprostituierte aus Rumänien ist aus einem Bordell in Villach befreit worden. Sie wurde von ihrem Zuhälter schwer verletzt und musste ins Krankenhaus. Kein Einzelfall, die Kärntner Bordellszene wird immer brutaler.

Ende Jänner kam die junge Rumänin mit starken Schmerzen in das LKH Villach, nach langen Ermittlungen wurde der Fall nun bekannt gegeben. Wie sich schon im Krankenhaus herausstellte, war die Frau schwer misshandelt worden. Kontaktiert wurde die Polizei außerdem vom Bordellbetreiber. Er sagte aus, dass der Verdacht bestehe, dass die junge Frau von einem 28-jährigen Rumänen nach Österreich gebracht, in weiterer Folge zur Prostitution gezwungen und geschlagen worden sei. Grund für die Misshandlungen war offenbar, dass die junge Frau für ihren „Beschützer“ zu wenig verdiente.

Polizei kennt Täter

Das Opfer konnte aus medizinischen Gründen zunächst nicht befragt werden, außerdem wollte sie nicht mit der Polizei sprechen. Erst als ihre Mutter aus Rumänien nach Villach kam, sagte sie aus. Mittlerweile ist die Schülerin wieder in Rumänien.

Es besteht der dringende Verdacht des grenzüberschreitenden Prostitutionshandels, der Zuhälterei und der Körperverletzung. Die Ermittlungen sind schwierig, weil Opfer und Täter nicht mehr in Österreich sind. Die Polizei kennt aber die Identität des Täters, er wurde schon einmal einschlägig auffällig.

Szene wird immer brutaler

Der aktuelle Fall ist keine Einzelfall, sagen die Kriminalisten. Immer wieder werden Frauen, vorwiegend aus Rumänien, unter falschen Versprechungen nach Kärnten gelockt. Rasch stellt sich dann heraus, dass ihr angeblicher Freund ein Zuhälter ist. Die Frauen werden zur Prostitution gezwungen und oft auch misshandelt. Zuhälterei ist in Österreich per Gesetz verboten.

Die Prostitutionsszene in Villach wird von den Ermittlern schon seit einigen Jahren beobachtet. In Kärnten konzentriert sich die Szene auf Villach, da es dort zwei Großbordelle gibt. Immer mehr Rumänen fungieren als Zuhälter, Schätzungen zufolge stammen mittlerweile auch 90 Prozent der Prostituierten in Villach aus Rumänien.

„Frauen haben Angst zu reden“

Das Gesetz sieht regelmäßige Kontrollen und Beratungen vor. 80 bis 90 „Sexdienstleisterinnen“, wie sie im Gesetz heißen, werden in der Bezirkshauptmannschaft Villach-Land betreut. Für Amtsarzt Karl Wedenig ein schwieriger Job: „Wir haben den Eindruck, dass die Frauen teilweise sehr unter Druck stehen, sie haben Angst zu reden.“ „Das Problem ist, dass die Damen keine sozialen Kontakte haben, dass sie sehr stark isoliert werden“, sagt auch Bezirkshauptmann Bernd Riepan. Die einzige Möglichkeit, sich jemanden anzuvertrauen gebe es für sie bei den Kontrollen.

Bei weiteren Untersuchungen öffne sich dann aber doch so manche der Frauen den Beratern. „Manche der Frauen erleben bei uns zum ersten Mal, dass ihre Wünsche zählen“, sagt Amtsarzt Wedenig. Hilfe bekommen sie auch, wenn sie aus ihrem Job aussteigen wollen, zum Beispiel Geld für die Rückfahrt in die Heimat.

Amtsarzt: Altersgrenze auf 23 Jahre heben

Der Amtsarzt wünscht sich vom Gesetzgeber Änderungen, etwa, dass das erlaubte Alter für Prostituierte angehoben wird. Wedenig: „Es ist auch für uns schwer auszuhalten, wenn 18-jährige Mädchen zur Untersuchung kommen.“ Zumindest auf 23 Jahre sollte das Alter angehoben werden: „Das Problem wird das nicht lösen, aber einige krasse Fälle konnten verhindert werden.“

Polizei aufgestockt

Seit sieben Jahren kümmert sich auch Schwester Silke Andrea Mallmann von der Caritas um Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Die oft noch jungen Zuhälter würden immer brutaler, bestätigt auch sie: „Immer wieder werden die Opfer mit Messern verletzt oder zusammengeschlagen, eine solche brutale Gewalt kannten wird bisher noch nicht.“ In den vergangenen Jahren konnte Mallmann 80 Frauen helfen, die Zusammenarbeit mit der Polizei funktioniere gut, sagt sie.

In den letzten Jahren wurde das Team der Polizei, auch Übersetzer und Psychologen sind jetzt im Kampf gegen die Zwangsprostitution im Einsatz. Das gefalle ihr, so Mallmann.

Sofort aktiv werden die Helfer, wenn eine Frau aussagen will. Dann müsse schnell Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet werde, so Mallmann. Denn nach der Anzeige wollen die Opfer meistens ganz schnell nach Hause zurück. Und wenn sie erst einmal im Ausland sind, dann könne man sie kaum mehr zurückholen.

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