Rauchen: Verbot bis 18 „reicht nicht“

Für das geplante Rauchverbot für unter 18-Jährige müssen die Länder ihre Gesetze ändern. Diese signalisieren Bereitschaft. Verbote alleine reichten aber nicht, sagte Kärntens Jugendreferentin Beate Prettner (SPÖ). Schon jetzt liege das Einstiegsalter bei zwölf Jahren.

In Österreich dürfen Jugendliche derzeit ab 16 rauchen. Im Europavergleich ist das eine kulante Regelung, von den 28 EU-Staaten gibt es bereits in 20 Staaten ein Verkaufsverbot für Tabakwaren an unter 18-Jährige. Familienministerin Sophie Karmasin sprach sich zum Jahreswechsel deswegen für ein Rauchverbot für Jugendliche unter diesem Alter, Infokampagnen und Aufklärung aus.

Länder signalisieren Bereitschaft

Die Entscheidung für ein Rauchverbot bis 18 liegt letztlich bei den Ländern, sie müssten ihre Jugendschutzgesetze ändern. Von dort kommen positive Reaktionen auf Karmasins Vorstoß. Laut dem Ö1-Mittagsjournal kann sich etwa Oberösterreichs Vizelandeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sowohl Verbote als auch Präventivmaßnahmen vorstellen. Ähnliche Töne kommen aus Salzburg, der Steiermark, Niederösterreich und dem Burgenland - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Auch in Kärnten steht man dem Vorschlag positiv gegenüber, man sieht aber auch Bedarf für weitere Prävention. Die Forderung der Familienministerin sei nicht neu, meinte dazu am Montag Prettner. Seit Jahren werde eine Hinaufsetzung der Verbotsgrenze von den Jugendreferenten gefordert.

In Salzburg stößt der Vorstoß, das Rauchen erst ab 18 Jahren zu erlauben, bei Jugendlandesrätin Martina Berthold (Grüne) auf Zustimmung. Sie will aber eine „gemeinsame Lösung“ der Bundesländer - mehr dazu in Rauchen erst ab 18: Unterstützung vom Land.

Europameister bei jugendlichen Rauchern

Im Europavergleich rauchen in Österreich besonders viele Jugendliche, das besagt zumindest eine OECD-Studie aus dem Jahr 2013. 27 Prozent der 15-Jährigen gaben damals an, zumindest einmal pro Woche zu rauchen. Damit belegte Österreich den ersten Platz, gefolgt von Tschechien und Ungarn, der Schnitt lag bei 16 Prozent.

Dass sich gesetzlicher Raucherschutz bei Jugendlichen positiv auswirken kann, zeigt eine Studie aus Deutschland. Demnach soll sich der Raucheranteile bei Jugendlichen nach der Einführung strengerer Gesetze halbiert haben. Dass Österreich Europameister bei den jugendlichen Rauchern sei, diese unrühmliche Führungsposition müsse man dringend loswerden, sagte Jugendreferentin Prettner. Sie werde nach dem Vorstoß von Karmasin deswegen erneut eine Verschärfung des Gesetzes in Kärnten vorschlagen und zwar bereits in der nächsten Regierungssitzung, „dann sehen wir weiter“.

Lungenröntgen

ORF

Röntgenbild einer Raucherlunge

Früher Rauchbeginn, tiefgreifende Schädigung

Die Forderung, das Verkaufsverbot für Zigaretten unter 18-Jährige nun auch in Kärnten einzuführen, ist für Lungenfacharzt Otmar Haas ein Schritt in die richtige Richtung: „Die Erfolgsquoten beim Aufhören liegt bei einem Drittel bis zur Hälfe. Das heißt, wenn jemand zu rauchen beginnt, schafft es nur jeder Zweite, wieder damit aufzuhören. Je früher man damit beginnt, desto schädigender ist die Wirkung.“

Aus medizinischer Sicht steht längst fest: wer über einen längeren Zeitraum raucht, stirbt um sieben bis acht Jahre früher. Raucher kosten dem Staat mehr, als sie über die Tabaksteuern bringen, rechnet Haas vor: „Auch finanzpolitisch ist es sicherlich besser, wenn man garnicht mit dem Rauchen anfängt. Man spart sich Medikamentenkosten und Kosten für die Entwöhnung. Es spricht also vieles dafür, alles zu tun, dass Jugendliche nicht mit dem Rauchen beginnen.“

Verbote alleine würden immerhin ein bis zwei Prozent von vom Rauchen wegbringen. Zusätzlich müsse es aber noch Impluse aus dem sozialen Umfeld geben, denn alleine das Bewusstsein, dass Rauchen schädlich ist und zu Herzinfarkt und Krebs führen kann, sei für Jugendliche zu wenig Motivation vom Rauchen aufzuhören bzw. nicht zu beginnen, meinte Haas. Dies deshalb, weil die gesundheitlichen Schäden erst viel später auftreten.

Einstiegsalter liegt bei zwölf Jahren

Mit Verboten sei es allerdings nicht getan, warnt auch die Kärntner Jugendreferentin: „Ich bin Realistin. Wir haben jetzt auch ein Verbot bis 16, das durchschnittliche Einstiegsalter für den Zigarettenkonsum liegt aber bei zwölf Jahren.“ Kärnten setzte deswegen seit zwei Jahren im Rahmen der „Tabakstrategie“ auf präventive Aufklärung und Alternativen für jugendliche Raucher. Wichtig sei auch die Vorbildfunktion der Eltern. Die Kärntner sehen das geplante, strengere Gesetz jedenfalls zwiespältig, wie eine ORF-Umfrage zeigte:

Pro Jahr ein Prozent des Marktvolumens weniger

Aus den Trafiken in ganz Österreich ist zu hören, dass die Verkaufszahlen von den Schockbildern unbeeinflusst bleiben, sagte der Obmann der Tabaktrafikanten Josef Prierschl im Ö1-Morgenjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at. 607 Millionen Packungen wurden 2016 verkauft. Das seien zwar fünf Millionen Packungen weniger als im Jahr davor, aber „ein Prozent des Marktvoluments wird pro Jahr reduziert“. Das liege daran, dass sich die Österreicher generell mehr um ihre Gesundheit kümmerten - ungeachtet der Schockbilder.

Mehr Anrufe bei Rauchfrei-Hotline

Was sich hingegen geändert hat: Viermal mehr Raucher fragen um Hilfe bei der Rauchfrei-Hotline unter der Telefonnummer 0800 810 013. Die Nummer ist seit Mai auch unter den Bildern aller in Österreich verkauften Zigarettenpackungen aufgedruckt. Wer diese Telefonnummer wählt, erreicht Psychologen, wie Sophie Meingasser in der GKK St. Pölten. Dort werden im Schnitt 1.000 Anrufe pro Monat von Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, entgegengenommen - viermal mehr als im Jahr zuvor.

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