Historikerbericht: „Titos langer Schatten“
900 Seiten stark ist das Buch „Titos langer Schatten“, das an diesem sonnigen Abend viele Interessierte in das Landesarchiv lockte – darunter auch eine Abordnung des slowenischen Parlaments.
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Österreich sollte destabilisiert werden
Fünf Jahre lang recherchierten die Historiker Wilhelm Wadl und Alfred Elste, auch Unterlagen des damaligen jugoslawischen Geheimdienstes wurden ausgewertet: Es war die Zeit des Ortstafelkonfliktes.
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Bombenanschläge erschütterten Kärnten
Denkmäler und Stromleitungen wurden gesprengt, eine Bombe zerstörte das Völkermarkter Heimatmuseum. Die Autoren zeigen auf, dass die Anschlagserie vom damaligen Jugoslawien über den Geheimdienst gesteuert wurde mit dem Ziel, Österreich zu destabilisieren. Kärntner Slowenen agierten dabei als Helfer.
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Spitzel in Exekutive, Behörde und Ministerium aktiv
Historiker Wilhelm Wadl: „Es war eine Strategie der Spannung, der Konflikteskalation mit einem Ziel: Den Konflikt so weit hoch zu kochen, dass es zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen kommt.“ Exekutive, Behörden und Ministerien seien von jugoslawischen Spitzeln durchsetzt gewesen. "Hier im Süden Österreichs – denn man muss die Steiermark miteinbeziehen – waren die geheimdienstlichen Durchdringungen mindestens so stark wie in Westdeutschland durch die Stasi“, so Wadl.
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Historiker nennen mutmaßliche Täter beim Namen
Die Historiker nennen in dem Bericht mutmaßliche Täter, Zeitzeugen und politische Akteure mit Namen - darunter frühere Volksgruppenvertreter. Alfred Elste: „Natürlich wird man keinem nachweisen können, dass er bei den Sprengstoffanschlägen involviert war, Indizien weisen aber darauf hin, dass sie in irgendeiner Weise eine indirekte Rolle gespielt haben.“
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Sturm: Habe als Student Ortstafeln beschmiert
Damals Gegner, heute Seite an Seite: Volksgruppen-Vertreter Marjan Sturm und Heimatdienst-Obmann Josef Feldner. Sturm bekannte vor Publikum, als Student Ortstafeln beschmiert zu haben. Sturm: "So war das, ich habe nichts zu beschönigen. Ich stehe dazu, das haben wir gemacht. Aber wir waren nicht involviert in Bombenattentate.“
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Feldner bedauerte radikale Worte von einst
Feldner bedauerte seine damals radikalen Worte, der Bericht dürfe aber nicht von dem heutigen Weg der Versöhnung abbringen. Feldner: „Neuerlich ein Feuer des Hasses mit pauschalen, neuen Schuldzuweisungen, mit neuen Verdächtigungen und alten Aversionen zu entfachen, wäre gefährlich und im höchsten Maße verantwortungslos.“
Zweifel an Geheimdienstquellen besteht
Allerdings bezweifeln einige Historiker und Kärntner Slowenen den Wahrheitsgehalt der Geheimdienst-Quellen. Der frühere Mitautor Hanzi Filipic distanziert sich, weil seine Texte ohne sein Wissen verändert worden seien. Der Bericht wird nun im Landtag diskutiert - die erste Auflage des Buches ist bereits vergriffen.
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Noch viel Diskussionsstoff
Vielleicht hatte sich so mancher noch mehr von diesem Historikerbericht erwartet. Aber es ist richtig und wichtig, dass Kärnten diesen Teil seiner Geschichte aufarbeitet. Es bleibt noch viel Stoff für Experten-Diskussionen, zumal den Autoren die Einsicht in wichtige österreichische Akten verwehrt blieb. Gerade erst zugewachsene Gräben in der Volksgruppenpolitik sollte dieser Bericht aber nicht aufreißen: Kärnten hat angesichts der Hypo-Folgen wahrlich andere Sorgen.