Spiegel: Die andere Seite im MMKK

Spiegel und Spiegelungen in der zeitgenössischen Kunst beleuchtet eine Ausstellung des Belvedere im Klagenfurt MMKK. „Die andere Seite“ zeigt bis 1. März ästhetische und symbolische Aspekte des Spiegels, der von der Antike bis heute kunst- und kulturgeschichtlich hohe Bedeutung hat.

Spiegel und Spiegelungen wohin man im MMKK schaut. Erwin Wurms lebensgroße Skulpturen zum Beispiel: Ein Mann voller Stressbeulen. Einen Schwerpunkt bilden die Arbeiten von Michelangelo Pistoletto, dem Urvater aller Spiegelkunst, der sagte: „Der Spiegel ist die Wahrheit. Er kann nicht lügen.“

Erwin Wurm, Stressbeulenmann, 2008, Aluminium, Farbe, 157 x 127 x 218 cm, 
Galerie Thaddaeus Ropac,

© Studio Wurm / © Bildrecht, Wien, 2014

In den altertümlichen Kulturen repräsentiert der Spiegel das Abbild der Seele, er gilt als Mittel der Wahrheit und (Selbst-)Erkenntnis. In der Kunst des europäischen Mittelalters steht er für Keuschheit und Klugheit, aber auch für Eitelkeit und Wollust. In der Mystik ist er Zeichen der Offenbarung, im Barock ein Symbol der Vergänglichkeit.

Medium der Selbstwahrnehmung

Der Spiegel gilt als Medium der Selbstwahrnehmung, als Gerät der ichbezogenen Selbstverdoppelung sowie als Kultgegenstand okkulter Beschwörung übersinnlicher Kräfte. Seine metaphorischen Bedeutungen sind mannigfaltig und widersprüchlich. (MMKK)

Der Spiegel als Tür zur „anderen Seite“

Der Spiegel kann aber, wie in einem Filmausschnitt von Jean Cocteau, zur Tür auf „Die andere Seite“, in eine andere Welt werden. Kritische Arbeiten zu Supermodels und Hollywood als Jahrmarkt der Eitelkeiten und der Selbstbespiegelung dürfen in der Ausstellung im MMKK selbstverständlich auch nicht fehlen. Kurator Thomas Miessgang: “Es ging uns sehr stark darum zu sagen: der Spiegel ist nicht nur ein Ding, das in jeder Wohnung herumsteht und Künstler wie auch andere Leute da und dort irgendwie benützen, sondern es ging uns darum den Spiegel als Symbol zu setzen, mit dem man sehr viel über unsere zeitgenössische Lebenswirklichkeit lernen kann.“

Pierre Bismuth, Stand by me, 2011, Collage auf Spiegel, 28,9 x 21 cm

© Dieter Giesing, Wien

Zu Bruch gegangen: Die „heile“ Welt

Mit Heimo Zobernig ist auch ein aus Kärnten stammender Künstler vertreten. Seine Arbeit zeigt einen Spiegel, der vielfach gebrochen ist und kein Bild einer heilen Welt mehr zeigen kann. Möglich gemacht wurde die Ausstellung „Die andere Seite“ durch eine Kooperation des Museums Moderner Kunst mit dem Belvedere, für das Edelbert Köb und Thomas Miessgang die Ausstellung ursprünglich kuratiert haben.

Zu sehen sind Arbeiten von international bekannten Künstlern wie John Armleder, Cindy Sherman, Ira Cohen oder Liz Larner noch bis 1. März im Museum Moderner Kunst Kärnten.

Link:

  • MMKK (Homepage Museum Moderner Kunst Kärnten)