Krastal: Künstler „gemeinsam unterwegs“

Noch bis 17. August dreht sich im Krastal (Gde. Treffen) zum 46. Mal alles um Bildhauerkunst. Sieben Künstler leben und arbeiten beim diesjährigen Bildhauersymposion zusammen. Das Motto heuer: „Gemeinsam unterwegs“.

Sieben sehr verschiedene Künstlerinnen und Künstler versuchen beim 46. Internationalen Bildhauersymposion gemeinsam, dieses Projekt zu realisieren. Das ist alles andere als einfach, denn Steinbildhauer sind meistens Individualisten und Einzelkämpfer. Aber wo ein Wille ist, ist meist auch ein Weg, sagte Stefan Sprenker aus Berlin: „Das ist ein Arbeitsprozess, den jeder individuell hat. Manch einer hat schon eine Idee, ich finde erst hier einen Stein und es entwickelt sich. Ich bin gemeinsam mit dem Stein unterwegs, begebe mich für zwei Wochen mit dem Stein auf den Weg.“

Krastal Steinbruch Lauster Bildhauer

ORF/Petra Haas

Aus diesen Blöcken entsteht Kunst.

Teetasse und Beutel aus Stein

So verschieden wie die Künstler aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Japan und Italien sind, ist auch ihre Art, an das Thema heranzugehen. Nach Meinungen der Künstlerin Beata Rostas aus Ungarn fehlte etwas: „Wir mussten einen Kompromiss finden. Wir haben diskutiert. Einige machen Arbeiten wie eine Tasse, die man zum Trinken verwenden kann. Und ich habe dann gefragt: Und wo ist der Tee? Also habe ich mich für ein Teesackerl entschieden.“

Krastal Symposion

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Beata Rostas.

Tonnenschweres Klappmesser

Was braucht man noch, wenn man „gemeinsam unterwegs“ ist? Ein Taschenmesser ist immer eine gute Idee. Robert Schmidt-Matt aus Berlin arbeitet daher an einem Klappmesser. Der tonnenschwere Marmorblock soll am Ende wirklich beweglich sein. Fehler dürfen dabei allerdings keine passieren: „Das muss man sich gut überlegen, der Stein muss gut sein. Wenn ein Riss drin ist, dann bricht der auseinander, da kann man arbeiten wie man will. Wir haben lange gesucht, dieses geeignete Stück zu finden.“

Krastal Symposion Klappmesser

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Der Entwurf für das Klappmesser.

Krastal Symposion Klappmesser

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So groß soll es werden.

Von den sieben Teilnehmern sind zwei Frauen, Erika Inger und Beata Rostas. Früher galt die Steinbildhauerei als reine Männerdomäne, das ändert sich langsam so Rostas: „Frauen können arbeiten wie Männer. Unsere Körper sind natürlich etwas anders. Daher können wir nicht so viel heben. Ich glaube aber dass wir mehr schaffen können als jeder Mann.“

Weiche Formen werden zur Eistüte

Shinroku Shimokawa kommt aus Tokio und ist das erste Mal im Krastal mit dabei. Seine Skulptur ist anders als alle anderen: Ihm geht es um weiche Formen, es gibt keine Ecken und Kanten. Der japanische Künstler arbeitet an einer Eiskugel, um den gemeinsamen Ausflug zu versüßen.

Steinbruch Lauster Krastal Marmor

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Jeder Künstler muss „seinen“ Stein finden.

Großaufträge „wie Sechser im Lotto“

Das Leben als Bildhauer oder Bildhauerin ist allerdings auf den ersten Blick alles andere als süß oder leicht. Hitze, Staub, Lärm, schwerste körperliche Arbeit, vergleichsweise wenig Geld, das weiß auch Dorsten Diekmann aus Osnabrück: „Man hat mal ein gutes Jahr, wo viel passiert, dann gibt es wieder Jahre, wo wenig passiert. Mit dieser Unsicherheit, auch, was den Lebensunterhalt betrifft, muss man leben können. Ich kann sagen, über die Jahre bin ich gut zurechtgekommen.“ Käufer seiner Skulpturen sind sehr unterschiedlich. Sein größter Auftrag war ein Stein für die Telekom in Deutschland, mit 27 Tonnen. Doch solche Aufträge sind wie eine Sechser im Lotto, so Diekmann.

Erika Inger kommt aus Südtirol und ist eine der Organisatorinnen des Symposiums. Es sei schwierig, von der Bildhauerei zu leben. Sie mache das seit 20 Jahren, bisher sei es gelungen, aber es sei nicht leicht. Die Kunst liebe ihre Kinder und es gehe immer weiter, so Inger.

Krastal Symposion

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Erika Inger.

Erstmals Metallbildhauer dabei

In diesem Jahr ist auch ein Metallbildhauer mit von der Partie, Alois Schild aus Tirol. Sein Beitrag zum Symposion ist ein Teehaus, das ganz bewusst keine Erwartungen erfüllen will. Weder beim Material, noch bei der Form. Für ihn ist Eigenwilligkeit ein politisches Statement. Hübsch glatt und stromlinienförmig - dazu sagt Alois Schild „nein danke“: "Das würde ich von einem Künstler erwarten, dass er gewisse Kritik in seine Arbeiten aufnimmt und nicht nur den Mainstream bestätigt. Kunst ist für mich Widerspruch. Das Material ist widerborstig, rostet und ist unedel. Das ist das richtige Material, um mit der Gesellschaft in einen kritischen Dialog zu treten.

Gemeinsame Präsentation

Am 17. August spätestens um 17.00 Uhr müssen alle Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten fertig sein, denn dann findet die gemeinsame Präsentation der Skulpturen beim Bilhauerhaus Krastal statt.