Lager-Schließung: Hoffnung in Sicht

Die geplante Schließung des ADEG-Lagers ist Tagesthema in Spittal/Drau. Die Mitarbeiter sind empört: es gebe so viel Arbeit wie noch nie. Eine Lösung könnten neue Arbeitsplätze im REWE-Regionallager St.Veit sein.

Nach der Hiobsbotschaft - die geplante Schließung des ADEG-REWE-Lagers in Spittal an der Drau - konnte Kärntens Landeshauptmann im Gespräch mit REWE-International-Geschäftsführer Frank Hensel eine Milderung für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen. Peter Kaiser (SPÖ) ließ in einer Aussendung wissen: „Ich habe sofort telefonisch Kontakt mit Geschäftsführer Hensel aufgenommen und mich nachdrücklich für eine Lösung stark gemacht. Mir wurde zugesichert, dass das Unternehmen möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Regionallager-Standort St. Veit weiter beschäftigen wird. REWE wird dafür in St. Veit zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Für alle anderen wird ein entsprechender Sozialplan erstellt“.

Spittal/Drau: schon jetzt jeder Zehnte arbeitslos

Der Bezirk Spittal hat schon jetzt die höchste Arbeitslosenquote Kärntens - ein unrühmlicher erster Platz. Im Bezirk ist jeder Zehnte arbeitslos, hier suchen anteilsmäßig so viele Menschen nach einem Job, wie sonst nirgends in Kärnten. Die Arbeitslosenquote lag in den letzten zwei Jahren immer zwei Prozent über dem Kärntner Durchschnitt.

Nach etlichen Groß-Pleiten und Schließungen wie Gabor oder Plantrans macht nun der nächste große Arbeitgeber dicht. Der REWE-Konzern wird voraussichtlich im Spätherbst das ADEG-Lager in Spittal schließen, das bedeutet: 100 Menschen mehr müssen auf Arbeitssuche gehen.

ADEG Lager

ORF

REWE: Schließung schon 2010 kommuniziert

Der Konzern meldete sich am Dienstag nach heftiger Kritik des Arbeiterkammerpräsidenten in einer Aussendung zu Wort: 2010 sei in einer Betriebsversammlung über die Schließung des ADEG-Zentrallagers in Spittal intern und extern informiert worden, so REWE.

Noch im selben Jahr seien die Bereiche Obst, Gemüse, Milchprodukte und Fleisch ins Regionallager St. Veit an der Glan übertragen worden. Im Lager in Spittal an der Drau sei allein das Trockensortiment verblieben, das nun wie angekündigt im Spätherbst geschlossen werde. Die Ware wird zukünftig über die Zentrallager der REWE International AG in Wiener Neudorf (NÖ) und Ohlsdorf (OÖ) abgewickelt.

Die Beteiligung an ADEG sei ein wesentlicher Schritt für das gesicherte Weiterbestehen am Markt und die rund 1.500 direkten Arbeitsplätze bei ADEG gewesen.

100 Mitarbeiter: Sozialplan und individuelle Lösungen

Von der Schließung des Lagers betroffenen sind 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie viele tatsächlich gekündigt werden, ist noch nicht klar. Derzeit würden „individuelle Gespräche“ laufen, in denen nach „maßgeschneiderten Lösungen“ gesucht werde, hieß es von REWE. Die darauf angesprochenen ADEG-Mitarbeiter wussten von solchen Gesprächen allerdings nichts.

Gegenüber dem ORF wollte keiner der Mitarbeiter eine öffentliche Stellungnahme abgeben: groß ist die Angst vor dem mächtigen REWE-Konzern und dem Verlust der Abfertigungen.

Mitarbeiter sauer: so viele Überstunden wie nie

Aus den Gesprächen geht jedoch klar hervor, dass die Mitarbeiter sauer über die Schließung des Auslieferungslagers sind. Laut einem langjährigen Mitarbeiter werden so viele Überstunden gemacht wie noch nie zuvor - weil es auch so viel Arbeit wie noch nie gebe. Zehn Stunden-Tage seien häufig.

Die Unsicherheit drückt die Stimmung bei den Mitarbeitern massiv, ob sie im Herbst Aussichten auf neue Arbeit haben werden, ist nicht klar. Viele fühlen sich - auch vom Betriebsrat - im Stich gelassen: er sei nicht auf ihrer Seite, vielmehr würde er die Interessen der Geschäftsführung vertreten.

AK kritisiert REWE heftig

Der Präsident der Arbeiterkammer, Günther Goach, hatte am Dienstag heftige Kritik am REWE-Konzern (dazu gehören Merkur, Billa, Penny, Bipa und ADEG/AGM) geübt. Die Vorgangsweise sei befremdend - weder das Arbeitsmarktservice noch die Arbeiterkammer seien informiert worden, hieß es von Goach. Die Reaktion REWES: Da bislang keine Kündigungen ausgesprochen wurden, seien dem Arbeitsmarktservice (AMS) bislang keine Kündigungen gemeldet worden.

Goach zufolge dürfe jedoch „ein Konzern wie REWE, der in Kärnten Millionen verdiene“, nicht einfach 100 Arbeitnehmer auf die Straße setzen, nur weil es ihm „aus Gründen der Gewinnmaximierung“ so passe. Der Konzern müsse sich seiner sozialen Verantwortung bewusst sein, so Goach.

Spittal: 4.330 Menschen ohne Job

Tatsächlich ist der Bezirk Spittal an der Drau ist der größte Bezirk Österreichs und gleichzeitig das größte Sorgenkind am Kärntner Arbeitsmarkt: 4.330 Menschen suchen derzeit Arbeit, 250 von ihnen sind seit über einem Jahr ohne Arbeitsplatz, 65 Jugendliche finden keine Lehrstelle. Dazu kommen die Arbeitsmarktdaten vom April, die zeigen, dass es allein in der Baubranche um 35 Prozent mehr Arbeitslose als im April 2012 gibt. Mit der Schließung des Lebensmittelkonzerns erfolgt die nächste Hiobsbotschaft - mehr dazu in ADEG-Lager in Spittal wird geschlossen.

AMS: Viele nach Firmenpleiten arbeitslos

Dabei haben noch nicht alle Ex-Mitarbeiter der in die Pleite geschlitterten Großfirmen wie Gabor, Plantrans und Geotech einen neuen Job gefunden. Peter Wedenig vom Arbeitsmarktservice Kärnten zur Situation: „Ich denke, die Pleite, die in den Meiden am längsten vertreten war, war die der Schuhfabrik Gabor. Das war ein herber Verlust für die Arbeitsplätze im Bezirk Spittal. Hier haben wir schon versucht, Ersatz zu finden, aber auch dafür brauchen wir Zeit.“

„Betriebe nach Spittal bringen“

Für die betroffenen Mitarbeiter des ADEG-Lagers könne er noch keine Prognose abgeben, es sei zu früh und sei mit der Firma noch nicht in Kontakt. Schwierig werde es allemal werden, so Wedenig, denn es gebe im Bezirk Spittal kaum große Industriebetriebe und vor allem kleine Firmen. Es fehlten Betriebsansiedlungen. Vor vielen Jahren seien solche in Aussicht gestellt worden, wie das Ravensburger Spieleland. Leider seien diese nicht realisiert worden. Alle Kräfte müssten zusammenarbeiten, um Betriebe nach Spittal zu bringen, so Wedenig.

Kaiser kündigte Gespräche nach Regierungssitzung an

Die Schließung erfolge aus unternehmensstrategischen Gründen, so Kaiser am Dienstag bei der Regierungsitzung, noch vor seinem Gespräch mit dem REWE-Konzern. „All das sind Dinge, die nicht auf eine gute Kooperation mit der Region hinweisen. Ich habe in Einvernehmen mit meinen Regierungskollegen angekündigt, bei der REWE-Zentrale in Wiener Neudorf vorstellig zu werden, um dort entsprechende Gespräche zu führen und auszuloten, was noch möglich ist - zumindest aber auch über die Erwartungen der Region hinsichtlich der Sozialpläne und die Verpflichtungen des Konzerns zu sprechen.“

Köfer präsentierte möglichen Interessenten

Landesrat Gerhard Köfer vom Team Stronach, der lange Jahre Bürgermeister von Spittal an der Drau war, sah einen kleinen Hoffungsschimmer in einem „Interessenten, der noch nicht genannt werden möchte und mich kontaktiert hat, ob es eventuell möglich ist, diese Lagerhallen für ein weiteres Unternehmen zu nutzen. Das werden wir jetzt einmal ventilieren und schauen, ob das Interesse nach wie vor da ist. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, den 100 Beschäftigten eine zweite Chance in diesem Bereich zu bieten“.