Wasser: Jeder zehnte Gastwirt kassiert bereits

Vor kurzem ließ die Wirtschaftskammer Kärnten mit der Empfehlung aufhorchen, wonach Wirte für den Wasser-Ausschank Geld verlangen sollten. Nun folgen bereits etwa zehn Prozent der 4.000 Kärntner Wirte diesem Vorschlag.

An die 300 bis 400 Wirte in Kärnten kassieren schon jetzt für Leitungswasser, wenn der Gast sonst nichts konsumiert. Geht es nach der Wirtschaftskammer, so könnten es ruhig noch mehr werden.

Leitungswasser ist gesund!

Dass Leitungswasser vielfach besser und gesünder ist als stilles Mineralwasser, unterstreicht ein Test der deutschen Stiftung Warentest: Demnach enthielten fast zwei Drittel der getesteten stillen Mineralwässer wenig Mineralstoffe. Zusätzlich waren viele der Produkte durch Keime verunreinigt. Leitungswasser ist demnach eine gesunde Alternative.

Wirtschaftskammer: Nette Aufmachung

Guntram Jilka, Geschäftsführer der Fachgruppe Gastronomie: „Wirte sollen dort, wo das Wasser als Alleingetränk oder Ersatzkonsumation verbraucht wird, durchaus einen adäquaten Dienstleistungsbeitrag einheben. Aber - ganz wichtig - es soll auch stimmig serviert werden. Es soll für den Gast ein entsprechendes Produkt sein, mit einem netten Ambiente, mit einer netten Aufmachung, damit auch die Lust am Genießen in unseren Gastronomiebetrieben rüber kommt.“

Zu beachten ist, dass in der Karte auf die Kostenpflichtigkeit hinzuweisen ist.

Schloss Maria Loretto: Ein Euro für Glas Wasser

Einer der Wirte, die bereits jetzt Geld für Wasser einheben, ist der Klagenfurter Gastronom Adi Kulterer. In seiner Bar im Schloss Maria Loretto kostet ein Glas Wasser als „Allein-Getränk“ einen Euro.

Kulterer: „Zu Beginn, vor zwei Jahren, war das Feedback der Kunden sehr drastisch. Es war aber ein Hilfeschrei unserer Mitarbeiter, der uns veranlasst hat, das durch zu führen. Denn das Wasser ist nicht nur als Nebenkonsumation, etwa zu Kaffee, gesehen worden, sondern als Hauptkonsumation und meine Mitarbeiter - die unser Hauptkapital sind - waren einfach nur noch frustriert, weil sie nur noch Leitungswasser serviert haben. “

Politzky, Velden: Auch Wirt muss zahlen

In den Betrieben der Veldener Gastronomin und Hotelierin Julischka Politzky wird derzeit noch nichts für das Wasser verrechnet. Politzky: „Wir sind aber bereits am überlegen, denn es ist eine Servicegeschichte: Der Gast verlangt ein kaltes Wasser, der Gast verlangt ein schönes Glas, will manchmal auch Eiswürfel haben und das ist einfach zu bezahlen, weil das auch der Wirt bezahlen muss.“

Gratiswasser ist in vielen Urlaubsländern ohnehin die Ausnahme, schon allein deshalb, weil in vielen Ländern das Leitungswasser kein Trinkwasser ist.

SPÖ: Kirche im Dorf lassen

Landesrätin Beate Pretter sagte zum Vorschlag der Wirtschaftskammer, Gäste für ein Glas Wasser zur Kasse bitten, „die Wirtschaftskammer soll bitte die Kirche im Dorf lassen und nicht so tun, als ob tausende Gäste in Kärntens Lokalen Unmengen Leitungswasser bestellen würden“.

Bretter erinnerte an den Begriff „Wasser.Reich Kärnten“. Sie sagte, 1.000 Liter Wasser würden durchnittlich 1,20 Euro kosten. Durch das kostenpflichtige Glas Wasser befürchtet Pretter einen Schaden für den Tourismus und das Image Kärntens. „Angesichts der vorherrschenden tropischen Temperaturen wäre es zudem geradezu fahrlässig und unmenschlich, Gästen, die womöglich hitzebedingt mit plötzlich auftretenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben, ein Glas Wasser zu verrechnen“, sagte Prettner.