Wissenschafts-Streit um Fürstenstein

Der historische Fürstenstein sorgt wieder für Aufregung: Kärntner Wissenschafter sprachen kürzlich von einem „nachslawischem Symbol“. Dies hatte Proteste aus Slowenien zur Folge. Für Kulturreferent Harald Dobernig (FPK) sind diese „unverfroren“.

Auf dem etwa 2.000 Jahre alten Teil einer römischen Säule waren vor Jahrhunderten slawische und später Kärntner Herzöge eingesetzt worden. Bisher waren sich Historiker einig, dass es sich um einen slawischen Brauch handelte. Nachdem Kärntner Geschichtswissenschafter kürzlich zu gegenteiliger Ansicht kamen, gab es Proteste aus Slowenien.

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Der Fürstenstein im Kärntner Wappensaal - Rechtssysmbol für das Land Kärnten und den Staat Slowenien.

Um den Fürstenstein herrscht nicht zum ersten Mal Streit zwischen Slowenien und Kärnten. Denn nicht nur Kärnten als Land, auch Slowenien als Staat gründen ihr Selbstverständnis teils am geschichtsträchtigen Symbol.

Kärntner Untersuchung mit slowenischer Beteiligung

Das Kärntner Landesmuseum wies kürzlich in einer Aussendung darauf hin, dass „diese für die Geschichte Kärntens und Sloweniens so bedeutende Frage in Kooperation mit Fachabteilungen der Akademie der Slowenischen Wissenschaften und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt bearbeitet wurde und die Fürstenstein-Frage wissenschaftlich gemeinsam gelöst wurde“.

Der Fürstenstein könne nach den festgestellten archäologisch-bauhistorischen Erkenntnissen nicht karantanisch-slawischen Fürsten im 8. und 9. Jahrhundert als Inthronisierungsbehelf gedient haben. Der Stein sei erst um 1.000 nach Christus im Zuge des Burgbaues von Virunum nach Karnburg (Gemeinde Maria Saal) verfrachtet worden.

Für slowenischen Historiker ein „großer Unsinn“

Von Peter Stih, einem Historiker an der Universität Laibach, hieß es darauf laut „Kronen Zeitung“ am Sonntag: „Natürlich ist der Fürstenstein ein slawisches Rechtsdenkmal!“ Stih habe die Erkenntnis als „einzigen großen Unsinn“ abgetan, protestierte am Sonnntag Kulturreferent Harald Dobernig (FPK). Dies sei eine „Unverfrorenheit“.

Geschichtsträchtiges Symbol
Um das Jahr 600 soll nahe der Karnburg das erste unabhängige slawische Staatsgebilde Europas errichtet worden sein. Seine Herzöge wurden symbolisch am Fürstenstein, der allerdings erst 1161 erstmals urkundlich erwähnt worden war, eingesetzt. Dieser Brauch soll später durch die Kärntner Herzöge ab dem Jahr 976 übernommen worden sein.

Neben dem Herzogsstuhl gehört der Stein, in den im Mittelalter das Kärntner Wappen eingemeißelt worden war, somit zu den wichtigsten Rechtssymbolen der Geschichte des südlichen Bundeslandes - aber eben auch der Republik Slowenien.

„Der Fürstenstein ist kein slawisches Rechtsdenkmal“, so Dobernig. Der Kärntner Landesarchäologe Heimo Dolenz und Kollege Christian Baur gelangten bei Ausgrabungen zur Überzeugung, dass der Fürstenstein „nachslawisch“ sei.

„Urheberrechtsstreit“ um den Fürstenstein

Schon 2007 gab es zwischen Kärnten und Slowenien eine Art Urheberrechtsstreit um den Fürstenstein. Als Slowenien bei seiner Euro-Einführung den Fürstenstein auf seine seine Zwei-Cent-Münze druckte, entschloss sich der damalige Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider 2007 kurzerhand, den Fürstenstein auf alle amtlichen Dokumente des Landes Kärnten zu drucken.

Land Kärnten und Slowenien benutzen das Symbol aktuell immer noch. Seit 2006 ist der Fürstenstein (wieder) im Wappensaal des Kärntner Landhauses untergebracht.

Die Erkenntisse Dolenz’, der am Sonntag telefonisch nicht zu erreichen war, und Baurs finden sich im Werk „Die Karnburg - Forschungen zu Kärntens Königspfalz 2006 - 2010“, das im vergangenen Jahr erschien.