Weltrekordversuch gegen Analphabetismus
Zwar besteht in Österreich seit Maria Theresia die allgemeine Schulpflicht, das heißt aber noch lange nicht, dass wirklich alle lesen und schreiben können. 50.000 bis 80.000 Kärntnerinnen und Kärntner (zehn bis 15 Prozent) haben teilweise ernste Probleme mit den Buchstaben, mit dem sinnerfassenden Lesen von Texten oder dem Verfassen von Schriftstücken.
Schon vor zehn Jahren haben die Kärntner Volkshochschulen deswegen mit einem Schwerpunkt Grundbildung begonnen. Es sei ein wichtiger Schritt gewesen, den funktionalen Analphabetismus als gesellschaftliches Problem zu definieren, sagt Beate Gfrerer von den Volkshochschulen.
Weltrekordversuch mit „menschlichem Alphabet“
Um noch nachhaltiger auf die Problematik aufmerksam zu machen, planen die Volkshochschulen im Sommer einen Aktionstag mit einem Weltrekordversuch. Am 29. Juni soll in Villach das größte „menschliche Alphabet“ auf die Beine gestellt werden. 26 Schulklassen werden je einen Buchstaben darstellen. Gfrerer: „Wir hoffen, damit auf das Thema wieder aufmerksam zu machen und neue Zielgruppen zu erreichen.“
„Vergessene“ Brillen und bandagierte Hände
Viele Menschen kaschieren, dass sie nicht wirklich lesen und schreiben können - mit Tricks, wie „vergessenen“ Brillen und eigens zu diesem Zweck bandagierte Hände. Die Erfolgsaussichten seien aber gut, wenn man sich zu seinen Defiziten bekennt und etwas dagegen unternimmt, sagt Gfrerer. In sechs bis zwölf Monaten könnten die Grundkulturtechniken erlernt werden.
Neues Förderungsmodell ab nächstem Jahr
Die Grundbildungskurse bei den Volkshochschulen sind kostenlos und sie sollen es auch bleiben, so Gfrerer. Bisher sei die Grundbildung von der EU gefördert worden, ab nächstem Jahr starte man den Regelbetrieb, der von Bund und Land gefördert werde: „Wir hoffen, dass die Förderung gleichbleibt. Diese Zielgruppe muss geschult werden, damit sie Chancen am Arbeitsmarkt hat und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann.“