Zu wenig Gerichtsmediziner

In Kärnten gibt es einen Mangel an Gerichtsmedizinern. Ein bei Gericht bemeldeter Experte auf diesem Gebiet ist kärntenweit für weit mehr als hundert Fälle pro Jahr verantwortlich. Bei der Obduktion von Leichen kommt es deshalb zu längeren Wartezeiten.

Gerichtsmediziner müssen nicht nur Todesursachen klären, sondern auch dringend nötige Gutachten in Gerichtsprozessen erstellen; sie begutachten aber auch Körperverletzungen. Gerichtsmediziner werden auch dazu benötigt, um die Vollzugstauglichkeit von Verurteilten zu beurteilen. Hier sei es bereits vorgekommen, dass auf Gutachten ein Jahr lang gewartet werden musste. Der Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Josef Haissl, spricht von schwerwiegenden Folgen durch den Mangel an Gerichtsmedizinern.

Es gebe Vorfälle, in denen die Anwesenheit des Sachverständigen sofort nach der Tatbegehung wichtig sei, um einen Beweismittelverlust zu verhindern: „Hier stoßen wir an unsere Grenzen, wenn der in Kärnten ansässige gerichtsbeeidete Sachverständige nicht zur Verfügung steht und auch die Professoren der gerichtsmedizinischen Universität in Graz verhindert sind.“ Zeitliche Verzögerungen seien wahrscheinlich. Es habe schon Fälle mit mehrmonatigen Verzögerungen gegeben.

Symbolbild Gerichtsmedizin

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Gewebeprobe wird verarbeitet

Pathologe beschäftigt sich mit Lebenden

Liegt es an der langwierigen Ausbildung und der komplexen kommissionellen Prüfung oder an der unzureichenden Bezahlung der Gerichtsmediziner? Das Phänomen fehlenden Nachwuchses ist bei den Pathologen generell zu beobachten, auch am LKH Villach. Obwohl der überwiegende Teil der Tätigkeit darin bestehe, Gewebeproben von lebenden Menschen zu analysieren, haben sich aktuell nur zwei Jungärzte für einen ausgeschriebenen Ausbildungsplatz gemeldet, sagt Ekkehard Spuller, der Leiter des Institutes für Pathologie am LKH Villach. Ein Gerichtsmediziner werde dann eingeschaltet, wenn es den Verdacht auf ein Fremdverschulden, Verletzungsmuster und Gutachten gebe.

„Am LKH Villach haben wir rund 100 Obduktionen pro Jahr, wir stellen aber rund 50.000 Befunde für den lebenden Patienten.“ Er verstehe nicht, warum sich so wenig Studenten für die Pathologie interessieren. Es könnten auch damit zu tun haben, dass überall Ärzte gesucht werden und es in anderen Fächern mehr Möglichkeiten geben. Allerdings meint Spuller, dass es vielleicht gar nicht so bekannt sei, welche Möglichkeiten die Pathologie biete.

Symbolbild Gerichtsmedizin

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Gerichtsmedizin

Tote im Wörthersee ist vermisste Unfalllenkerin

Am Mittwoch wurde die Leiche jener Frau obduziert, die vor fast einer Woche im Wörthersee treibend gefunden wurde. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass es sich um eine seit Wochen vermisste Unfall-Lenkerin handelt - mehr dazu in Obduktion: Tote ist vermisstes Unfallopfer (kaernten.ORF.at; 8.4.19).