Milchwirtschaft besorgt über drohenden Brexit

Die heimische Milchwirtschaft hat wegen der Dürre ein herausforderndes Jahr hinter sich, nun bereitet der bevorstehende Brexit Sorgen. Auch Kärntner Milchbauern wären davon betroffen, wenn Milch durch Zölle teurer würde.

Eine EU ohne das Vereinigte Königreich würde große Veränderungen auf dem europäischen Lebensmittelmarkt bedeuten, sagte Helmut Petschar, der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter, der auch Geschäftsführer der Kärntner Milch ist, bei einer Pressekonferenz in Wien. „Von Europa gehen aktuell 480.000 Tonnen Käse nach Großbritannien und 90.000 Tonnen Butter. Das heißt, wir beobachten sehr genau, was da passiert. Wenn es zu einem harten Brexit kommen würde, würde das sicherlich eine Auswirkung auf gesamt Europa haben.“

Teurere Produkte bringen weniger Absatz

Direkt von Österreich wird derzeit hauptsächlich Käse im Wert von zehn Millionen Euro pro Jahr ins Vereinigte Königreich exportiert. Auch wenn die heimischen Exportmengen damit nicht sehr groß sind, seien negative Folgen für die österreichischen Milchverarbeiter zu befürchten. Petschar verglich die Situation mit dem Russlandembargo, das seit 2014 gilt.

„Dem Herrn Putin war es relativ egal, ob in Russland die Regale leer waren oder nicht. Das wird in Großbritannien so wahrscheinlich nicht der Fall sein. Allerdings wird es dann die Zölle geben und die Produkte werden teurer und teurere Produkte heißt im Regelfall weniger Absatz.“ Gleichzeitig würde im Fall des Brexit mehr Milch auf den europäischen Markt drängen, sagte Geschäftsführer Johann Költringer. „Wir befürchten hier eher indirekte Auswirkungen, wenn die Iren, die Holländer und die Dänen - die jetzt sehr viel in England verkaufen - sich andere Märkte suchen.“

Bauern wünschen höheren Milchpreis

Wichtigster Exportmarkt bleibt Deutschland. Fast die Hälfte der österreichischen Milchexporte gehen zum großen Nachbarn im Norden. Im Inland wünschen sich die Verarbeiter einen höheren Milchpreis, betonte Präsident Petschar. „Wenn der Durchschnittsverbrauch an Milch 80 Liter pro Jahr und pro Konsument beträgt, dann wäre ein mehr von zehn Cent pro Konsument acht Euro im Jahr Mehrausgaben. Für den Bauern wären zehn Cent mehr aber lebensnotwendig und existenzfördernd.“

Petschar erinnerte daran, dass es im Jahr 2017 eine große Diskussion über den Butterpreis gegeben hat. Damals habe es geheißen, der Konsument könne sich keine Butter mehr leisten, sagte Petschar. „Der Durchschnittskonsument verbraucht pro Jahr fünf Kilogramm Butter. Wenn der Preis der Butter um 20 bis 30 Cent steigt, dann hat das auf die Ausgaben des Konsumenten keine bis gar keine Auswirkung.“ Die Konsumenten wären dazu bereit, mehr für hochwertige Milchprodukte aus Österreich auszugeben, zeigten sich die Vertreter der Milchverarbeiter überzeugt.

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