Konflikt um Verkauf von Nassfeld-Anteilen

Das Land Kärnten verkauft seine Anteile an den Bergbahnen im Skigebiet Nassfeld, bisher hat das Land ein Drittel gehalten. Den Zuschlag bekamen Kärntner Investoren, die Seiwald-Herzog-Gruppe aus dem Gailtal. Nassfeld-Pionier und Partner überlegen, ein Veto einzulegen.

Um die Anteile auf dem Nassfeld wird seit Langem gestritten, vor allem zwischen Nassfeld-Pionier Arnold Pucher und dem Immobilienunternehmer Herbert Waldner. Letzterer bekam bereits den Zuschlag für die ehemaligen Anteile der Hypo auf dem Nassfeld - mehr dazu in Lösung um Nassfeld-Liftverkauf geplatzt (kaernten.ORF.at; 20.3.2019).

Die Gailtaler SH Beteiligungs GmbH bekommt jetzt für neun Millionen Euro den Zuschlag für den Landesanteil von 33,3 Prozent am Skigebiet. Waldner ist diesmal - zumindest offziell - nicht dabei. Pucher hat mit mehr als 25 Prozent der Anteile ein Vetorecht. Daher müssen jetzt die Gerichte entscheiden, ob Waldner den mehr als 30 Prozent großen Anteil erwerben darf oder nicht. Schon damals war die Seiwald-Herzog-Gruppe mit Waldner im Boot.

Preis um eine Million höher als slowakisches Gebot

Martin Payer, Aufsichtsratsvorsitzender der Land Kärnten Beteiligungsgesellschaft, sagte: "Wir haben ein Wertgutachten, wo eine Bandbreite festgelegt ist, innerhalb derer sich der Wert unserer Anteile befindet. Dieses Angebot war innerhalb dieser Bandbreite. Ein noch höherer Preis wäre realistisch wahrscheinlich nicht zu erzielen gewesen. Sofern haben wir uns gesagt, das ist ein sehr gutes Angebot und alle Bedingungen, die der Aufsichtsrat formuliert hat, wurden in dieses Angebot aufgenommen. Der Preis ist eine Million höher als der vom slowakischen Investor geboten wurde. Wir haben also eine hundertprozentige Kärntner Lösung mit dem besten Preis, der zu erzielen war.“

Rätselraten um stillen Teilhaber

Offiziell tritt als Käufer die SH BeteiligungsGesmbH mit Klaus Herzog und Friedl Seiwald auf. Gemunkelt wird allerdings, dass es auch noch einen stillen Teilhaber geben soll. Payer dazu: „Wir haben eine Finanzierungszusage der BKS Bank mit dem Angebot zugesandt bekommen. Wer dahinter steht ist uns nicht bekannt.“ Ob es überhaupt einen stillen Teilhaber gibt und wenn ja, ob sich dabei um Riedergartenchef Herbert Waldner handelt, wisse man nicht, sagt Payer.

Ein Projekt von Herbert Waldner wird aber in den Auflagen genannt, die das Land den neuen Anteilseignern auferlegt hat - nämlich das Hotelprojekt der Riedergartengruppe mit den 500 Gästenbetten soll berücksichtigt werden. Die neun Millionen Euro müssen jedenfalls innerhalb von zwei Wochen ab Annahme des Angebotes auf einem Treuhandkonto eingelangt sein, andernfalls platzt das Geschäft.

Pucher fordert neuerliche Gespräche

Die Gruppe um Nassfeldpionier Arnold Pucher kritisierte am Dienstag den Verkauf heftig verlangte und neuerliche Gespräche. Payer sagte, er sehe keinen Anlass dazu: „Wir hatten ein Angebot und kein Angebot des Herrn Pucher oder von sonst jemandem – auch nicht von Rattaj. Wir haben extra noch einmal nachgefragt, ob ein diesbezügliches Angebot zu erwarten sei.“ Dies sei verneint worden. Somit sei nur ein Anbot am Tisch gelegen, das nach gründlicher Prüfung angenommen wurde. Zumal sich - so Payer - für die Pucher Gruppe durch den Verkauf nichts ändere. Er halte nach wie vor die Sperrminorität. Geändert hätten sich nur die Partner. Ob damit ein neuerliches Veto von Nassfeld-Pionier Pucher verhindert werden kann, bleibt offen.

Nassfeld Land verkauft Anteile

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Kaufpreis um drei Mio. Euro höher als Gutachten

Der zuständige Landesrat Martin Gruber (ÖVP) sprach von einer guten Entscheidung des Aufsichtsrats der Kärntner Beteiligungsverwaltung, die Anteile des Landes an die SH-Gruppe zu verkaufen. Der Kaufpreis sei mit neun Millionen Euro um gut drei Millionen höher als die Bewertung durch mehrere Gutachten. Daher müsse der Anteilsverkauf auch nicht ausgeschrieben werden, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).

Auflagen für Käufer

Außerdem gibt es klare Auflagen für die Investoren:

  • Der bereits beschlossene Investitionsplan der Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG (BNP AG) über mehr als 30 Mio. Euro muss wie geplant umgesetzt werden.
  • Die SH Beteiligungs GmbH muss zumindest die nächsten zehn Jahre den Kartenverbund auf dem Nassfeld und den „Topskipass Kärnten-Osttirol“-Kartenverbund garantieren. Gleichzeitig muss die Zusammenarbeit mit der KIG Karnische Incoming GmbH fortgeführt werden.
  • Die SH Beteiligungs GmbH verpflichtet sich außerdem zur Neuerrichtung von 500 gewerblichen Hotelbetten, wobei das zweite Nassfeld-Projekt der Riedergarten Gruppe jedenfalls berücksichtigt werden soll. Das Riedergarten-Projekt wird mit 500 Gästebetten in Hotel und Chalets für einen prognostizierten Liftkartenumsatz von einer Mio. Euro sorgen und zwischen 2019 und 2021 realisiert werden. Das Investitionsvolumen beträgt 54 Mio. Euro.
  • Besonders entscheidend auch für die umliegenden Gemeinden: Die kleinen Skigebiete der Region – Weißbriach, Weissensee, Feistritz/Gail und Kötschach-Mauthen – werden weiterhin unterstützt, da sie für die regionale Entwicklung wichtig sind.

Wenn sich die Käufer nicht daran halten, würde eine Pönale in Höhe von drei Millionen Euro an das Land fällig. Außerdem dürfen die Investoren in den nächsten zehn Jahren ihre Anteile nicht weiterverkaufen.

Nassfeld Land verkauft Anteile

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Gruber will Vertrag veröffentlichen

Außerdem dürfen die Investoren in den nächsten zehn Jahren ihre Anteile nicht weiterverkaufen, so Gruber. Damit habe man absolute Sicherheit für die Bevölkerung erzielt. Transparenz sei ihm besonders wichtig, daher seien die Klubobleute eingeladen und informiert worden. Er meinte, auch der Kaufvertrag müsse veröffentlicht werden.

Ziel sei es immer gewesen, dass 51 Prozent des Skigebiets Nassfeld in Kärntner Hand bleiben, jetzt seien es fast 100 Prozent, sagte Kaiser: „Es hat sich bewahrheitet, dass, wenn man klare Richtlinien vonseiten des Landes formuliert, die Interessen des Landes gewahrt bleibt, egal wer den Zuschlag bekommt.“ Der lange im Gespräch gewesene slowakische Investor erneuerte seine Angebote nicht und ist damit nicht mehr im Spiel. Pucher behält sich allerdings vor, gegen die Vergabe der Landesanteile an die Seiwald-Herzog Gruppe auch ein Veto einzulegen.

Bergbahnen überlegen Einspruch

Ein Lokalaugenschein des ORF in Hermagor zeigte am Dienstag, dass es als unwahrscheinlich gilt, dass Nassfeld-Pionier Arnold Pucher - mit seiner Sperrminorität - dem Verkauf zustimmt. Max Rauscher, der Aufsichtsratsvorsitzende der Nassfeld-Pramollo-Bergbahnen, zeigte sich über das Vorgehen des Landes empört. Mit den 25 Prozent Anteilen könnte man, so wie schon beim Verkauf der Heta-Anteile am Nassfeld, auch diesmal die Vetokeule auspacken und die Gerichte damit befassen.

Nassfeld Land verkauft Anteile

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Max Rauscher, der Aufsichtsratsvorsitzende der Nassfeld-Pramollo-Bergbahnen

Rauscher sagte, es gehe nun darum, wie viel Information man bekomme. „Wenn wir genügend Information haben und es zu einer Lösung kommt, die auch ein bisschen die andere Seite berücksichtigt, muss es nicht zu einem Einspruch kommen. Wenn man aber stur bleibt, so wie es leider bisher war, wird es sicher keine andere Richtung geben. Wer die Gailtaler kennt, weiß aber, dass man noch einmal reden sollte. dann kann man sich vielleicht gegenseitig entgegenkommen.“ Damit stehen die Zeichen im größten Skigebiet Kärntens wohl auf Sturm. So einfach wollen es die Bergbahnen dem Land mit dem Verkauf nicht machen.

Noch Interesse des slowakischen Investors

Dass der slowakische Investor Igor Rattaj mit dem Anteilsverkauf des Landes sein Interesse am Nassfeld verloren hat, glaubt Rauscher nicht. Rattaj habe nach wie vor Interesse, sagte Rauscher.

Die Seiwald-Herzog-Beteiligungs GmbH im Galital, die die 33 Prozent Landesanteile übernimmt, wollte am Dienstag kein Interview geben. Man verwies auf die im offiziellen Statement aufgelisteten Verpflichtungen gegenüber dem Land.

FPÖ sieht eigenen Einsatz erfolgreich

FPÖ-Obmann Gernot Darmann sagte in einer Aussendung am Dienstag, der Einsatz der FPÖ habe Erfolg gehabt. Die Gailtaler Unternehmergruppe werde die Anteile des Landes um neun Millionen Euro und die Anteile der Hypo-Nachfolgegesellschaft Heta um 4,7 Mio Euro erwerben, wobei letzterer Kauf noch abhängig von einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (OGH) sei. Die FPÖ Kärnten habe am 18. Jänner 2018 eine Dringlichkeitssitzung des Landtags einberufen und mit Anträgen verhindert, dass die Mehrheit an der Liftgesellschaft in ausländische Hände gelange. „Die Kärntner Steuerzahler haben viel Geld fürs Nassfeld bereitgestellt. Die Wertschöpfung aus diesen Investitionen muss der Region langfristig zugutekommen“, so Darmann.

Außerdem forderte Darmann, dass ein möglichst großer Teil der rund neun Millionen Euro, die der Verkauf der Landesanteile an der Liftgesellschaft bringen dürfte, für die Zukunft der Region Gail-, Gitsch- und Lesachtal verwendet wird.

Team Kärnten sieht Verkauf positiv

Das Team Kärnten (TS) sieht den Verkauf der Landesanteile an der Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG durch eine Kärntner Unternehmergruppe positiv. Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer und Tourismussprecher Hartmut Prasch sehen eine einheimische Kärntner Lösung als sicherlich beste Lösung für das Nassfeld. Wichtig sei, dass der gesamte Prozess von Transparenz geprägt sein solle. Die Tatsache, dass der Vertrag öffentlich und auf Geheimhaltungsklauseln verzichtet werde, werte das TS als Signal, dass man von Koalitionsseite her langsam bereit sei, aus den Fehlern des Flughafendeals zu lernen. Schade sei, dass sich der slowakische Liftinvestor Igor Rattaj vom Nassfeld verabschiedet habe. Er hätte jede Menge Know-how und ein breites Netzwerk eingebracht.

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