Wietersdorfer zahlen 8,8 Mio. für HCB-Skandal

Nach dem HCB-Skandal gibt es für die Anrainer im Görtschitztal einen wichtigen Schritt hinsichtlich ihrer Schadenersatzforderungen. Insgesamt zahlen die Wietersdorfer und Peggauer Zementwerke 8,8 Mio. Euro an Land und Kläger.

Ein jahrelanger Rechtsstreit steht vor einem gütlichen Ende. Von den Forderungen des Landes an Wietersdorfer, fünf Mio. Euro für Beprobungen, Futtermittelentsorgung etc. blieb die Hälfte über.

HCB Neue Standards

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Zahlreiche Proben wurden jahrelang genommen und untersucht, dabei entstanden dem Land Millionenkosten

2,5 Millionen Euro bezahlt das Unternehmen W&P an das Land für die angefallenen Kosten. 700.000 Euro davon wird die Landesregierung laut Aussendung dem Görtschitztalfonds zur Umsetzung von Zukunftsprojekten für das Görtschitztal und seine Bevölkerung zur Verfügung stellen. Damit haben auch jene Bürger etwas davon, die nicht geklagt hatten. Laut Wietersdorfer erhalten die Kläger 6,3 Mio. Euro. Insgesamt zahlen W&P damit 8,8 Mio. Euro.

HCB Heu Abtransport Start Verbrennung

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Tonnenweise musste Heu vernichtet werden

Politik zufrieden

Laut Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) werden bei dieser Lösung auch viele Arbeitsplätze der Region bei W&P und weitere, indirekte Arbeitsplätze gesichert. Finanzreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) sagte, für sei es ein sehr sinnvoller Weg, um Kosten zu sparen - für beide Seiten. Durch den Rechtsfrieden bekomme das Tal neue Möglichkeiten. Landesrat Martin Gruber (ÖVP) sagte, man habe Rechtssicherheit hergestellt und auch nicht absehbare Aufwendungen durch Prozesse vermieden. Nun gehe es daran, Projekte umzusetzen.

Anwalt der Anrainer „hochzufrieden“

Der Wiener Anwalt Wolfgang List, der mehrere dutzend Görtschitztaler Betroffene vertritt, zeigte sich erleichtert und „hochzufrieden“. Seine Klienten bekommen Schadenersatz, die juristischen Details werden in den kommenden Wochen abgewickelt. Einen Teil der Schadensersatzzahlung bekommt allerdings der Prozessfinanzierer Advofin, der die Verfahrenskosten vorgestreckt hatte. Wieviel das ist, konnte List vorerst noch nicht sagen.

Wietersdorfer-Sprecherin Michaela Hebein sagte, man könne sich nun wieder ganz auf das industrielle Wirtschaften in Kärnten konzentrieren, es gebe wieder Spielraum für die Zukunft. Auch für das Görtschitztal sei es wichtig, wieder zur Ruhe zu kommen. Die Aufstockung des Görtschitztal-Fonds schaffe zudem Spielraum für die Fortsetzung der guten Entwicklung im Tal, so Hebein.

Tal soll vom Fonds profitieren

Über die Aufstockung des Görtschitztalfonds freue sich auch das Tal, sagte SPÖ-Bürgermeisterin Gabi Dörflinger von Klein St. Paul stellvertretend für die anderen Bürgermeister. Bisher flossen aus dem Fonds 620.000 Euro, zusammen mit dem Geld von Wietersdorfer sind nun 1,54 Mio. vorhanden. Gefördert werden sollen unter anderem der Breitband-Internetausbau, Tourismus und andere Projekte, mit denen im Görtschitztal Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

Der nun erzielte Vergleich bedeutet aber nur die zivilrechtliche Einigung. Die strafrechtliche Schuldfrage im HCB-Skandal ist damit noch nicht geklärt. Laut medizinischen Experten sei keine nachhaltige Gesundheitsschädigung der Bevölkerung feststellbar, die Werte gingen zurück. Dennoch werde das Land vorsichtshalber weiter Messungen durchführen, sagte Landeshauptmann Kaiser.

Der HCB-Skandal

Am 26. November 2014 wurde vom damaligen Agrarlandesrat Christian Benger (ÖVP) bekannt gegeben, dass im Görtschitztal in Tierfutter und Milch giftiges Hexachlorbenzol (HCB) gefunden wurde. Als Verursacher wurde wenig später Wietersdorfer ausgemacht. Dort wurden belastete Blaukalke der Donau Chemie AG verbrannt, allerdings unvollständig. Zahlreiche Proben auf Feldern, in Wäldern und Privatgärten zeigten das Ausmaß der Verseuchung. Der Milch- und Fleischverkauf aus dem Tal wurde gestoppt. Greenpeace zeigte auf, dass von den Behörden der verbrannte Blaukalk nicht auf HCB geprüft wurde. Auch im Blut von Anrainern zeigte sich eine erhöhte Belastung. Mittlerweile ist das Tal HCB-frei, die Blaukalkdeponie wurde abgesichert - mehr dazu in HCB-Chronologie.

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