Denkmalgeschützter Hof wurde angebohrt

Weil das Denkmalamt wissen wollte, wie alt ein Bauernhaus in Apriach im Mölltal ist, hat ein Gutachter 32 Bohrlöcher ins Haus gebohrt. Ein Jurist spricht von einem gravierenden Schaden. Jetzt soll es ein Treffen mit allen Beteiligten geben.

Das Bauernhaus in Apriach dürfte aus dem 16. Jahrhundert stammen. Deshalb ist die Fassade auch denkmalgeschützt. Einen Umbau, den die Familie Gorgasser schon vor 20 Jahren in Angriff nehmen wollte, sei nicht möglich gewesen, sagte Hauseigentümer Christian Gorgasser gegenüber dem ORF. Im Jahr 2001 habe es eine Bauverhandlung gegeben, die damals eingereichten Pläne der Familie seien mit einer Handskizze des Bundesdenkmalamtes abgeändert worden und so habe man sich entschlossen, gar nichts zu machen.

Apriach Denkmalschutz Bauernhaus Bohrlöcher

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32 Löcher wurden in die Holzbalken innen ....

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...und außen gebohrt, um Proben vom Holz zu nehmen

„Überall Löcher gebohrt“

Jetzt kam der Eigentümer nach einer dreiwöchigen Kur zurück nach Hause und entdeckte 32 Bohrlöcher in seiner Holzfassade. Weil das Denkmalamt wissen will, wie alt der Hof ist, wurde der Familie ein Gutachter empfohlen, der die Holzproben nehmen sollte, um sie analysieren zu lassen. „Wir selbst dürfen nichts angreifen aber wenn die vom Denkmalschutz jemanden beauftragen, dann darf der überall Löcher hineinbohren. Das ist interessant“, so Gorgasser.

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Das Haus in Apriach dürfte einige hundert Jahre alt sein

Löcher mit Stoppel „gestopft“

Man habe in die 32 Löcher weisse Stoppel mit Leim hineingeschlagen. Zum Teil könne auch Wasser eindringen, so Gorgasser. „Eigentlich haben wir mit dem Gutachter ausgemacht, dass er am Rande der Holzbalken die Löcher hineinbohrt und nicht in der Mitte“, so Gorgasser.

Jurist empfiehlt Sanierung auf Kosten des Bundes

Gehard Kochwalter, ein Klagenfurter Jurist, sah sich die Fotos von den Bohrlöchern an und hält den Schaden für unwiederbringlich. „Es ist ein gravierender Schaden, der vermutlich nicht so korrigiert werden kann, dass er wieder unkenntlich gemacht wird.“ Das sei eine schwere Beeinträchtigung und ein Eingriff in das Eigentumsrecht, so Kochwalter. Auf die Frage, welche Möglichkeiten jetzt der Hauseigentümer habe, sagte Kochwalter: „Er kann eine Sanierung durchführen und die damit verbundenen Kosten unter dem Titel Amtshaftung beim Bund geltend machen.“

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Tochter Johanna schläft mit sieben Decken, weil es im Zimmer eiskalt ist

Das Haus ist mittlerweile desolat, außerdem wurden weit überhöhte Radonwerte festgestellt, mehr dazu in Sorge wegen hoher Radon-Werte. Die fünf Kinder der Familie müssen bei Minusgraden in ihren Zimmern schlafen.

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Der Gutachter bot an, die weissen Stoppel auszutauschen

Das Denkmalamt in Klagenfurt lehnte jede Stellungnahme ab - auch schriftlich. Der Gutachter aus Niederösterreich wäre nach den ORF-Recherchen bereit gewesen, nach Apriach zu kommen um die weissen Stoppel gegen holzfarbene auszutauschen.

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Der Jurist Gerhard Kochwalter hält den Schaden für unwiederbringlich

Im März soll es ein Treffen beim Haus der Familie Gorgasser geben, mit Vertretern des Landes, der Gemeinde und des Bundesdenkmalamtes.