Nachfrage nach mobiler Pflege steigt
Bis 2030 muss die mobile Pflege mit rund elf Millionen Euro um ein Drittel aufgestockt werden. Ursachen sind zum einen die Überalterung der Gesellschaft, zum anderen aber auch die Tatsache, dass die Politik die Pflege zuhause forcieren will. Was manche als ungerecht empfingen ist der Selbstbehalt für die Betroffenen bei der mobilen Pflege, weil das Pflegeheim - obwohl es teurer ist - nichts kostet. Dieser Selbstbehalt ist allerdings sozial gestaffelt.
1.900 Pflegerinnen jeden Tag unterwegs
Jeden Morgen machen sich in ganz Kärnten 1.900 Pflegerinnen auf den Weg zu ihren Schützlingen. Auch Barbara Traschitzger, die diplomierte Krankenpflegerin ist an diesem Tag in Liebenfels bei Frau Erika Fritz zur Betreuung.
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„Froh über ein bisschen Mundgymnastik“
Zuerst wird der Blutdruck gemessen, Frau Erika Fritz leidet öfter an Schwindelanfällen. Manchmal braucht Sie auch Medikamente und sie ist froh über ein paar nette Worte. „Es ist schon sehr schön, wenn jemand hereinkommt. Wenn man alleine lebt, ist man oft einsam und froh, wenn einen jemand besucht, damit man ein bisschen Mundgynastik machen kann, also ein bisschen reden kann.“
Frau Traschitzger bemüht sich abseits der medizinischen Pflege auch um das seelische Wohl, allerdings ist ihre Zeit begrenzt: sie hat pro Patient „zwischen einer halben Stunde und einer Stunde“ Zeit: „Es kommt auf den Pflegeaufwand an, wenn es einen Verbandswechsel braucht, muss man schon eineinviertel Stunden rechnen, bis das alles wieder so ist, wie es sein soll.“
Selbstbehalt begrenzt die Aufwandsdauer
Die Zeit ist bei den meisten Pflegebedürftigen auch deshalb begrenzt, weil es einen Selbstbehalt gibt. Er beträgt bei einem Einkommen, bzw. einer Rente von 1.000 Euro 10.60 Euro für die medizinische Pflege und 9.60 Euro für die Hauskrankenhilfe.
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Bei 2.000 Euro steigt der Selbstbehalt auf 15,60 Euro bzw. 14,60 Euro. Ab 2.000 Euro weiter auf 20,60 Euro bzw. 19,60 Euro. Zusätzlich zahlt man vom Pflegegeld acht Euro für die medizinische Pflege und sieben Euro für die Hauskrankenhilfe. „Man muss eben schauen, dass man das mit dem Pflegegeld hinbekommt“, sagt Frau Fritz.
Hilfswerk: Nicht jeder kann sich Bedarf leisten
Das System funktioniert landesweit, heißt es von der Politik und den Trägervereinen für die Hauskrankenpflege. Aber, so Rudolf Egger vom Hilfswerk: Nicht jeder kann sich also so viele Stunden leisten, wie er möchte oder auch vielleicht auch brauchen würde: „Wir sehen selbst, dass der Bedarf vor Ort oft größer ist. Die Leute sagen, mehr Geld habe ich nicht, und ich kann mir nicht mehr leisten. Man bekommt auch oft die Rückmeldung von den mobilen Pflegern draußen, dass man zwar eine halbe bis eine Stunde vor Ort ist, aber der Bedarf weit höher wäre.“
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Land beruft sich auf Pilotprojekt
In der Regierung beruft man sich auf das am Dienstag beschlossene Pilotprojekt mit einer Halbierung des Selbstbehaltes, auch wenn da nur 30 Stunden pro Quartal zur Entlastung der Angehörigen vorgesehen sind. Deshalb wird auch eine staatliche Pflegegarantie gefordert. Laut dem Bedarfsplan soll es eine Ausweitung der mobilen Pflege in kärnten geben.
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Aufstockung um 300.000 Stunden geplant
Beate Prettner, Gesundheits- und Sozialreferentin, sagt: „Es ist vorgesehen, dass wir in den nächsten Jahren noch um 300.000 Stunden aufstocken. Das ist etwas weniger als ein Drittel, das wir derzeit haben. Es bedeutet, dass wir zehn bis zwölf Millionen Euro zusätzlich investieren“.
Zusätzlich also zu den heuer von Land und Gemeinden bereitgestellten 37,8 Millionen Euro - wobei die Pflege zuhause aber eben viel billiger ist, als die Betreuung in den Pflegeheimen.