Die anrüchige Geschichte des Wasenbodens
Die Abdecker wurden auch Wasenmeister genannt, daher der Name, so Chronist Gernot Rader: „Sie hatten die Aufgabe, die toten Tiere bei den Bauern abzuholen, ihnen die Haut abzuziehen und sie dann zurückzugeben. Die Häute vergruben sie unter den Wasen, damit ist in Kärnten das Gras samt Wurzeln gemeint.“ Dafür bekamen die Abdecker einen Lohn, sie besserten aber ihre Kasse mit der Herstellung von Tierfetten auf.
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Nicht alle Salben war aber aus Tierfett, so Rader: „Eine ganz besondere Salbe erzeugte der Scharfrichter aus den Leichen der Hingerichteten, das ‚Arme-Sünder-Fett‘ genannt wurde. Das war damals sehr teuer und sehr begehrt.“
Die Menschen sollten von all den unappetitlichen Tätigkeiten nichts mitbekommen, daher fanden sie - damals - weit außerhalb der Stadtgrenzen statt. Die Schinder, Abdecker und Wasenmeister galten bis 1771 auch als nicht gesellschaftsfähig, sagte Rader: „Das heißt aber nicht, dass sie arm waren. Es gibt in Villach-Lind die Agnes-Greibl-Straße, das war eine Schinderen. Die war so reich, dass sie der Stadt ein Haus vererbt hat, das ist das erste Krankenhaus geworden.“
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Riesiger Tierfriedhof
Hunderte Jahre später nutzen die Villacher den Wasenboden als Erholungsgebiet. Was die meisten nicht wissen ist, dass der Wasenboden durch seine Geschichte eine riesige Ruhestätte für Tiere und Hingerichtete ist: „Für manche wurde es die letzte Ruhestätte, in erster Linie liegen dort aber hunderte Kadaver.“ Seit Jahren hält sich das Gerücht, dass das Leichengift noch im Boden sei, so Rader. Aber das sei nach so vielen Jahrhunderten nicht mehr der Fall. Damals ein stinkender Ort, den alle mieden, heute eine grüne Oase in der Stadt - geblieben ist nur der Name Wasenboden.