Theaterhalle spielt „Unspielbares“
„Haben Sie schon einmal bedacht, dass auch die Liebe eine Störung des Geistes ist?“ Wie im Leben auch, wartet am Ende der Tod in Clarisse und ihre Dämonen. Darüber hinaus nimmt in diesem Theaterstück nichts einen herkömmlichen Verlauf. Oliver Vollman überarbeitete den eigentlichen unspielbaren Musiltext wochenlang und beschloss schließlich, dass es egal sei, wer welche Texte spricht: „Es ist uns darum gegangen, den Kern dieses Stückes zu transportieren. Die ist für mich von Anfang an relativ rasch klar gewesen, es ist Liebe und Wahnsinn.“
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Auch Robert Musil hat so gearbeitet: Sätze gesammelt und sie dann erst seinem Personal in den Mund gelegt. Bewusstseinsströme, Tagesreste, Erinnerungen. Innen- und Außenwelt stürzen in „Clarisse und ihre Dämonen“ ineinander. Musilexperte Walter Fanta sagte zum Stück, man mache hier Theater mit Texten, die zu Lebzeiten des Autors und auch teilweise später nie an die Öffentlichkeit gekommen seien.
Texte aus Nachlass Robert Musils
Clarisse ist eine der weiblichen Hauptfiguren im Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Dass dabei unveröffentlichtes Material aus Musils Jahrhundertroman aufgegriffen werden, ist laut Theater Musilexperte Walter Fanta zu verdanken, es stammt aus dem Nachlass.
Die Hauptfigur Clarisse und ihre insgesamt sechs Dämonen werden von Oliver Vollmann und Nadine Zeintl dargestellt, die sich auch die Regiearbeit teilten. Zentral ist die selbszerstörerische Liebe der Clarisse zum Frauenmörder Moosbrugger. Dass der Weg ihm ins Irren- und Mörderhaus, durch die Zuschauerreihen führt, ist da nur konsequent. Nadine Zeintl: „Die Frauenmörder sind über dir und irgendwas fasziniert an denen wie ein Kind, das etwas unbedingt haben will, aber nicht haben darf.“
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Parallel zu den Ereignissen auf der Bühne bläht sich im Hintergrund die Sonne immer weiter auf: Ein bedrohlicher, sterbender Stern.