Offene Fragen zu Entlassung von Primar

Am LKH Villach ist ein Primarius fristlos entlassen worden. Die Patientensicherheit sei gefährdet gewesen, hieß es. Der Leiter der Gynäkologie war erst seit einem Jahr am LKH Villach tätig, noch sind Fragen offen.

Der 54 Jahre alte Gynäkologe war seit 1. August 2017 als Primarius am LKH Villach tätig, zuvor arbeitete der Mediziner in Deutschland. Mit der Krankenanstalten-Betriebsgesellschaft (KABEG) wurde ein Fünfjahresvertrag abgeschlossen.

Der KABEG-Vorstand Arnold Gabriel sagte zum ORF: „Im konkreten Fall handelt es sich um mutwillige Nichteinhaltung von Standards und Behandlungsrichtlinien im Bereich der Geburtshilfe. Und da geht es um einen extrem sensiblen Bereich, in dem Ungeborene und werdende Mütter betroffen waren. Deswegen war sofortiges Handeln angezeigt. Unser Risikomanagementsystem hat sofort angeschlagen. Wir haben akuten Handlungsbedarf gehabt, dem wir Ende Oktober mit der Freisetzung dieses Primararztes Rechnung getragen haben, sodass wir die Patientensicherheit nicht gefährdet haben.“ Mehr könne man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen.

„Ungewöhnlicher Schritt“

Die fristlose Entlassung sei ein ungewöhnlicher, aber notwendiger Schritt gewesen, so Gabriel. Man habe keine Alternative gehabt: „Aufgrund des Sachverhaltes musste sofort gehandelt werden.“ Es habe eine potenzielle Gefährdung von Patientinnen gegeben, „diese konnte abgefangen werden“.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall. Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen.

Wie bekanntwurde, nahm sich der Betroffene kurz nach der Entlassung das Leben. Normalerweise berichtet der ORF nicht über Suizidfälle, der Vorfall sorgte allerdings für so zahlreiche öffentliche Spekulationen über die Hintergründe, dass in diesem Fall vom journalistischen Prinzip abgewichen wurde.

Nach Suspendierung rehabilitiert

Bei der Ärztekammer zeigte man sich schockiert von dem Vorfall. Fachlich hätte es keine Beanstandungen zu dem betroffenen Mediziner gegeben, sagte der Fachgruppenobmann der Gynäkologen, Wolfgang Albrecht. Auch Beschwerden vonseiten der Kollegenschaft seien nicht bekannt gewesen. Wohl wisse man von einer kurzzeitigen Suspendierung des Arztes, er sei dann aber rehabilitiert worden.

Auch vonseiten der Patientenanwaltschaft gibt es keine Auffälligkeiten. Es wurden im abgelaufenen Jahr insgesamt sieben Beschwerden gegen die gynäkologische Abteilung des LKH Villach geprüft, nie aber gegen den Mediziner selbst. Vonseiten des Betriebsrats im LKH Villach hieß es, man sei von der Entlassung informiert gewesen. Einer Zustimmung dazu hätte es aber arbeitsrechtlich nicht bedurft.

Unmittelbar nach Aussprache der Entlassung sei dem Betroffenen eine einvernehmliche Lösung des Dienstverhältnisses angeboten worden, der Arzt hätte dazu allerdings um Bedenkzeit gebeten. Derzeit wird die gynäkologische Abteilung in Villach interimistisch von der Ersten Oberärztin geleitet.