Landtag hört Experten zu Drogenproblematik

Angesichts von 20 Drogentoten im heurigen Jahr hat der Kärntner Landtag am Freitag Experten gehört. Psychiater, Suchtberater, Kriminalisten und Sozialarbeiter wurden geladen. Sie hatten andere Antworten, als die Abgeordneten sie vielleicht erwarteten.

So ist für die Experten klar, dass die hohe Anzahl an Drogentoten unabhängig von den traurigen persönlichen Schicksalen aus wissenschaftlicher Sicht wahrscheinlich ein statistischer Ausreißer sei, sagte Primar Wolfgang Wladika vom Klinikum Klagenfurt. Es sei immer noch ein vergleichsweise geringer Wert im Gegensatz zu den Einstiegsdrogen Alkohol und Nikotin: „Wir haben in Kärnten rund 800 Tote durch Alkohol, da kräht kein Hahn danach. Wir haben rund 60 bis 70 Tote durch Passivrauchen.“ Bis zu 14.000 Menschen sterben österreichweit unmittelbar an den Folgen des Rauchens, sagen Experten.

Kampagnen halten keinen vom Probieren ab

Der Konsum illegaler Drogen habe mit Ausnahme von Cannabis nicht zugenommen. Prinzipiell brauche es eine Entstigmatisierung. Von abschreckenden Kampagnen sei Abstand zu nehmen, weil Gefahr auf Jugendliche eher interessant und anziehend wirke, so Barbara Drobesch Pinter von der Suchtkoordination des Landes.

„Ich werde nie vergessen, ich war einmal in einer Schulklasse, da hat mir ein 14-Jähriger in Kärnten gesagt, ich weiß, was es gibt, ich weiß, was es für Auswirkungen hat, ich weiß wie es wirkt und wo ich es herkomme. Ich weiß nicht, warum ich es nicht trotzdem nehmen soll, weil es geht mir schlecht.“ Niemand höre ihm zu, er habe in der Schule Probleme, Zuhause schaue keiner auf ihn. Mit den besten Kampagnen werde man keinen Jugendlichen, der in einer schwierigen Phase ist, davor bewahren können, etwas auszuprobieren, so Drobesch.

Anziehung statt Abschreckung

Den Experten zufolge liegt es in der Natur jeder Suchterkrankung, dass endgültige Abstinenz nur für wenige zu erzielen sei. Die Freiwilligkeit müsse oberstes Prinzip jeder Behandlung sein. Die Experten warnten auch vor vorschnellen Aktionismus. In Sachen Sucht würden zwei Drittel der Mittel in die Strafverfolgung fließen, ein Drittel in die Akuthilfe und nur zwei Prozent in die Prävention. Auch, was legale Drogen anbelange, müsse früher angesetzt werden. Eine Vernetzung aller Institutionen steht auf auf der Wunschliste der Experten.

Betroffene erzählte von ihrem Schicksal

Besonders aufmerksam hörten die politischen Vertreter einer Betroffenen zu, Julia: „Einstiegsdrogen waren bei mir mit 14 Jahren Nikotin und Alkohol, ca. zwei Jahre später habe ich meinen ersten Joint geraucht. Ich finde es wichtig, dass es mehr Aufklärung gibt und ich würde es sinnvoll finden, wenn es in Kärnten wie in Wien auch eine Beratungsstelle wie ‚check it‘ geben würde, wo man auch seine Drogen testen lassen kann. Ist sinnvoll, denn der Konsument hat sich eh entschlossen, die Droge zu nehmen, so weiß er aber, womit ist es verunreinigt, was ist es genau und wie stark ist es.“ Julia sprach sich aber auch gegen die Legalisierung von Cannabis aus.

Mehr Betten haben keinen Sinn

Die Politik wollte von den Experten vor allem wissen, wie sinnvoll das Substitutionsprogramm ist. Oder ob man noch zusätzliche Betten für stationäre Therapien braucht. Die Antwort der Experten: Eine Doppelversorung im Zentralraum bringe nichts und mehr Betten machen keinen Sinn. Vielmehr müsse in den Bezirken Spittal und Wolfsberg nachgezogen werden. Die Sinnhaftigkeit der Substitutionsbehandlung sei nicht in Zweifel zu ziehen, auch wenn nur etwa 20 Prozent der Subsitutionspatienten ein normales Leben mit Arbeit und Familie ohne Beikonsum führen können.

SPÖ: Vernetzung als Erfolgsrezept

Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Landtagsabgeordnete Waltraud Rohrer (SPÖ) sagte im Anschluss an die Sitzung, es sei wichtig, die gesellschaftliche Akzeptanz für die Suchterkrankung zu erhöhen, damit die Betroffenen rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen“. Außerdem müssten Prävention und Programme zur Steigerung der Lebenskompetenz bereits im Kindesalter stattfinden.

Gesundheitssprecher, Landtagsabgeordneter Harald Trettenbein (FPÖ) sagte, es gebe lange Wartezeiten für Personen, die sich einer Opioid-Substitutionstherapie unterziehen wollen, „hier ist Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) gefordert“. Seitens der Polizei werde es künftig vermehrte Schwerpunktkontrollen, nämlich 50 pro Monat, geben.

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