Vulvaschmerz: Frauen leiden oft jahrelang

Oft leiden Frauen jahrelang unter Schmerzen im Vulvabereich, doch Untersuchungen zeigen keine Auffälligkeiten. Manche werden sogar zum Psychologen geschickt, doch es könnte sich um Vulvodynie handeln - Basis ist eine Verspannung des Beckenbodens.

Die Sypmtome sind diffuse Schmerzen im Unterbauch, Brennen am Scheideneingang. Der Gang auf das WC ist kaum erträglich, Berührungen undenkbar. Der Besuch bei einem Facharzt für Gynäkologie ist meist der erste von unzähligen. Viele Frauen hören, dass ihnen nichts fehle, manche leiden sogar Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt werden könne, so die Krankenanstalten-Betriebsgesellschaft (KABEG) in einer Aussendung. Betroffenen könne in der Spezialambulanz für Vulvaerkrankungen an der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Klagenfurt geholfen werden.

„Symptome oft missverstanden“

Die Diagnose Vulvodynie werde durch eine Biopsie mit histologischen und immunhistochemischen Untersuchungen in der Pathologie erhärtet. Bei der gynäkologischen Untersuchung siehe man keine Auffälligkeiten“, sagte die Leiterin der Ambulanz, Oberärztin Angeklika Alberer, die sich auf das Gebiet der Vulvodynie spezialisiert hat. „Vulvodynie und Vulvaschmerzen sind noch immer recht unbekannte Krankheitsbilder. Dabei leiden bis zu 20 Prozent der Frauen einmal in ihrem Leben an Vulvaschmerzen. Viele wurden in der Vergangenheit sogar psychiatrisch behandelt, da ihre Symptome missverstanden wurden“, sagt die Oberärztin.

Vor allem Verspannung des Beckenbodens

Dabei klingt eine der Hauptursachen für die massiven Schmerzen fast banal: Neben vermehrten Mastzellen, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen in der Vulva sowie einer Vermehrung von Nervenfasern, ist es eine Verspannung des Beckenbodens, der die Frauen quält. "Wenn man Stress hat, bekommen die einen Menschen ein Magengeschwür, andere Migräne und wieder andere verspannen ihre Muskeln im tiefen Becken“, sagte Physiotherapeutin Judith Harpf vom Institut für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation.

„Die Frauen erhalten ein multimodales multidisziplinäres Therapiekonzept, bei dem Gynäkologen, Psychologen, Physiotherapeuten, Schmerzmediziner, Pathologen, Dermatologen, Urologen und Sexualtherapeuten eng zusammenarbeiten“, so Alberer und Harpf. Denn oft ist Vulvodynie nicht die einzige Diagnose. Alberer: „Chronisches Erschöpfungssyndrom, ein Reizdarm, Muskel- und Kopfschmerzen oder chronische Blasenentzündungen sind häufige Begleiterkrankungen der Vulvodynie.“

Schmerzen strahlen massiv aus

Neben Medikamenten und Cremes, die bei allen Patienten mit Vulvodynie verabreicht werden, ist die Physiotherapie eine zentrale Säule der Behandlung. „Ein verspannter Beckenboden strahlt in die Blase, die Harnröhre, die Scheide, ins Steißbein und oft bis ins Kreuz aus. Durch die permanente – oft jahrelange - Verspannung verkürzt sich der Muskel, es kommt zu einer schlechten Sauerstoffversorgung des Muskels aber auch zu einer Unterversorgung der Nerven und Gefäße. Das verursacht die Schmerzen“, so Harpf.

Sie bringt den Patientinnen Übungen bei, wie sie den Beckenbodenmuskel anspannen und wieder loslassen können. Zudem bietet sie auch Lösungstechniken für die Muskel und die Faszien an. Abgerundet wird die Physiotherapie mit einem Biofeedback. Dabei sehen die Patientinnen bildlich, wann der Muskel angespannt und wann er entspannt ist. Ganz wesentlich sei aber auch die Entspannungstherapie bei Psychologin Martina Krammer.

Fachtagung im Klinikum

Um das komplexe Thema „Vulvaschmerz“, die Diagnostik und Therapie unter den (niedergelassenen) Fachärzten weiter bekannt zu machen, veranstaltet das Team der Spezialambulanz für Vulvaerkrankungen am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee den „Vulvaschmerztag“. Er findet am Samstag, den 20. Oktober 2018 ab 8.00 im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee statt. Die Referenten sind renommierte Experten und Kliniker aus Österreich, z. T. mit ausgewiesener internationaler Reputation. Einige der Referenten gründeten den gemeinnützigen Verein Interessensgemeinsschaft für Vulvaerkrankungen, kurz VIVE.

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