70.000 Zweitwohnsitze in Kärnten

Das Interesse an Zweitwohnsitzen ist nach wie vor groß, etwa 70.000 dürften es in Kärnten sein. Kritiker sagen, dass durch Zweitwohnsitze die Preise für Wohnraum steigen. Randgemeinden hingegen sind oft auf die Investoren angewiesen.

Ein Beispiel für eine Randgemeinden, die Investoren sucht, ist Mallnitz. Für Bürgermeister Günther Novak (SPÖ) ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, denn jedes Jahr würden weitere Einheimische aus Mallnitz abwandern. Investoren - auch aus dem Ausland - die alten Gebäuden neues Leben einhauchen, kommen der Gemeinde gerade recht. Vizebürgermeister Anton Glantschnig (GFM) will auf seinem Anwesen ein Campingareal mit Luxusappartements errichten.

Zweitwohnsitze Mallnitz

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Auch im ehemaligen Hotel Berghof in Mallnitz sollen Appartements entstehen

Mallnitz: Ein Viertel ist Zweitwohnbesitzer

Weitere Beispiele in Mallnitz: Auf einem weiten Feld in Richtung der Ankogelbahn, baut ein Rumäne sein Haus als Zweitwohnsitz. Sein direkter Nachbar ist ein Mann aus Belgien. Er errichtete in Mallnitz ein luxuriösen Holzhaus. Die Jalousien sind derzeit herunter gelassen. Den Sommer über sei der Mann in Kärnten gewesen, sagte Bürgermeister Novak. Spätestens im Dezember werde er wieder kommen.

An das Bild der Zweitwohnsitze mit herunter gelassenen Jalousien haben sich die Bewohner von Mallnitz gewöhnt. Von den 800 Bewohnern in der Gemeinde sind etwa 200 Zweitwohnbesitzer. „Wir haben in Mallnitz Zweitwohnbesitzer aus 17 Staaten, die Häuser bei uns erworben oder gebaut haben, die ihre Ferien da verbringen oder vermieten. Ein Hauptwohnbesitzer bringen die Ertragsanteile, ein Zweitwohnbesitzer hat das Geld zur Verfügung zu stellen, das die Gemeinde für die Infrastruktur braucht“, sagte Bürgermeister Novak.

Zweitwohnsitze Mallnitz

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Hier soll ein Campingplatz mit Luxusappartements entstehen

Beteiligung an Infrastrukturkosten

40.000 Euro nimmt die Gemeinde Mallnitz über die Zweitwohnsitzabgabe ein. „Diese Abgabe haben wir auf höchstem Level beschlossen, weil wir glauben, wenn sich jemand einen Zweitwohnsitz leisten kann, dann soll er auch dafür bezahlen. Wir müssen ja die Infrastruktur zur Verfügung stellen. Wir sind ja ein Ort mit 800 Einwohnern, wir haben sukzessive verloren. Und die Infrastruktur - angefangen vom Kanal über das Hallenbad bis zu den Langlaufloipen - muss ja bespielt und bezahlt werden.“

Das ehemalige Hotel Berghof ist eines von mehreren Hotels in Mallnitz, das bereits von ausländischen Unternehmern gekauft wurde. Bis zu zwei Millionen Euro sollen investiert werden. Die Appartements sollen selbst betrieben, oder weiterverkauft werden. „Wir planen hier 18 Appartements einzurichten. Es soll eine höhere Kategorie werden, vielleicht sogar eine Vier-Sterne-Kategorie“, sagte der Unternehmer Franz Josef Marx aus Deutschland.

Zweitwohnsitze Mallnitz

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Der deutsche Unternehmer Franz Josef Marx baut Appartements in Mallnitz

Velden: Keine Genehmigung für Zweitwohnsitze

Die Mallnitzer Willkommenspolitik wäre in Velden undenkbar. Viele Zweitwohnsitze bedeuten wenig Wertschöpfung, sagte Bürgermeister Ferdinand Vouk (SPÖ). In Velden werden andere Pläne gewälzt. Es wird kein Bauland mehr gewidmet, und Zweitwohnsitze werden auch nicht mehr genehmigt. Rigoros wolle man die bestehende Widmungen prüfen, aber es fehle ein strengeres Gemeindeplanungsgesetz, um Sanktionen zu setzen.

„Man müsste unseren Kommunen das Instrumentarium in die Hand geben und zwar auf Landes- und auf EU-Ebene und dürfte uns nicht immer den Schwarzen Peter zuschieben und sagen, dass uns das entglitten ist. Aber ich gebe schon zu, dass wir in der Vergangenheit vielleicht etwas sorgsamer hätten damit umgehen können. Aber letztendlich fehlen uns hier die wirksamen Instrumentarien, um damit umzugehen“, sagte Bürgermeister Vouk.

Zweitwohnsitze Mallnitz

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Velden will die Zweitwohnsitze reduzieren

In Velden kommen 400.000 Euro pro Jahr über die Zweitwohnsitzabgabe in die Gemeindekasse, zehnmal mehr als in Mallnitz. Das allein sei aber kein Argument, so weiterzumachen wie bisher, sagte Vouk.