Kein Kindergarten-Ausbau: Kritik aus Kärnten

Die Länder wehren sich gegen die Pläne der Bundesregierung, den Kindergartenausbau für Drei- bis Sechsjährige auf Eis zu legen. Auch Kärnten will, so Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), „Verhandlungen auf Augenhöhe“.

Familienministerin Juliane Bogner-Strauß begründet die Maßnahmen mit der ihrer Meinung nach schon gut ausgebauten Betreuung in dieser Altersgruppe. Daher sei auch geplant, die Finanzierungszuschüsse des Bundes von 140 auf 110 Millionen Euro pro Jahr zu reduzieren. Nächste Woche soll es eine gemeinsame Stellungnahme der Bundesländer zu dem Gesetzesentwurf geben.

Familienministerin: Gutes Angebot für Altersgruppe

Die Länder pochen auf Verhandlungen auf Augenhöhe, wie Landeshauptmann und Bildungsreferent Peter Kaiser von der SPÖ sagte. Familienministerin Bogner-Strauß betonte hingegen, es werde nichts weggenommen. Es würden nur die vor Jahren erhöhten Zuschüsse für den - damals dringend notwendigen - Ausbau der Betreuung für die Drei- bis Sechsjährigen wieder reduziert. Denn das Angebot für diese Altersgruppe sei sehr gut. Was viele Eltern im ländlichen Raum anders sehen.

Die Familienministerin hat sich auch in ORF-Interviews zu Verhandlungen mit den Ländern bereit erklärt, bislang haben diese aber nicht stattgefunden.

Sprachförderung soll auf Erfolg überprüft werden

Die Länder werden ihre Bedenken gegen den Entwurf zur neuen 15a-Vereinbarung zur Kinderbetreuung jedenfalls nächste Woche in einem gemeinsamen Schreiben an die ÖVP-Ministerin formulieren. Darin werden aus Kärntner Sicht nicht nur die möglichen zwei Millionen Euro Mehraufwand für die Kinderbetreuung pro Jahr kritisiert, sondern auch die vielen neuen Auflagen. So sollen Kinder schon im Kindergarten sonderpädagogisch betreut werden, wenn sie sprachliche Schwierigkeiten haben. Das passiere auch jetzt schon, sagte die Leiterin der Bildungsabteilung im Land Kärnten, Gerhild Hubmann. Doch im neuen Gesetzesentwurf sei auch eine Überprüfung des Erfolges dieser Förderung an einem bestimmten Tag in der ersten oder zweiten Volksschulklasse vorgesehen. Das sei undurchführbar, so Hubmann.

Test „nicht wie Zentralmatura an einem Tag“ möglich

Hubmann: „Bei Kindern in diesem Alter sind die Sprachkenntnisse und die Spracherfolge einer Förderung von sehr unterschiedlichen Faktoren abhängig – nicht nur von der Sprachpädagogin, die zusätzlich in die Gruppe kommt und fördert, sondern auch vom Entwicklungsstand der Kinder. Das heißt, diese Kinder kann man nicht wie bei der Zentralmatura an einem Tag testen, sondern man muss sie über einen Zeitraum beobachten.“ Auch der Zeitplan ist den Ländern ein Dorn im Auge. Dazu Hubmann: „Die Fristen sind nicht einhaltbar“.

Bundesregierung will Umsetzung ab September

Der Entwurf der Bundesregierung soll schon ab September umgesetzt werden, obwohl vieles unklar sei, so Hubmann. So spricht die Familienministerin von einem Werte- und Orientierungsleitfaden, an den sich die Kindergartenpädagoginnen und Pädagogen halten sollen. „Grundsätzlich spricht nichts dagegen, bundesländerübergreifende Unterlagen auszuarbeiten, aber nicht, wenn wir nicht wissen, was in diesem Leitfaden steht – das muss wirklich von den Fachexperten im Vorhinein ausgearbeitet werden, bevor wir zustimmen könnten“, so Hubmann.

Kommen die finanziellen Kürzungen wie jetzt geplant, dann müssten Kinder noch länger auf einen Kindergartenplatz warten - vor allem für viele Alleinerzieher könnte das zum Problem werden.