FPÖ ortet Skandal um Winkler-Vorlass

Die FPÖ übt Kritik rund um den Ankauf des Vorlasses von Josef Winkler. Dieser sei rechtlich fragwürdig, bis jetzt sei auch keine wissenschaftliche Aufarbeitung passiert. Das Musilinstitut widerspricht und sagt, es sei noch kein Geld geflossen. Auch die SPÖ weist alle Anschuldigungen zurück.

Josef Winkler zählt als Büchner-Preisträger zu den renommiertesten Autoren im gesamten deutschen Sprachraum, für die Freiheitlichen ist er seit seiner Rede beim Festakt „Klagenfurt 500“ aber offenbar ein Rotes Tuch. Der Freiheitliche Klubobmann Andreas Skorianz kritisiert die Kosten von knapp 500.000 Euro für den Winkler Vorlass, in einer Aussendung am Freitag heißt es wörtlich: „Jetzt stellt sich heraus, dass der Vorlass seit mehr als einem Jahr unbearbeitet herumliegt. Dafür gibt es urheberrechtliche Streitigkeiten mit einem Verlag. Offenbar seien Stadt und Land beim Kauf des Vorlasses hineingelegt worden. Ohne die Rechte für eine Aufarbeitung bzw. deren Öffentlichmachung ist der Vorlass wertlos“.

Streit um Winkler Vorlass

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Der Winklersche Vorlass im Musikinstitut

Kaufpreis in Form von Raten vereinbart

Tatsache ist, dass Stadt und Land zu Beginn des Vorjahres beschlossen haben, den Vorlass Winklers anzukaufen. Vorlass, weil Winkler ja noch lebt und es sich ergo nicht um einen Nachlass handelt. Dazu zählen literarische Werke aber auch Privates, wie Briefe und Notizbücher.

Streit um Winkler Vorlass

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Musilinstitut-Chefin Anke Bosse

Vorlass im Literaturarchiv deponiert

Als Kaufpreis wurden 460.000 Euro vereinbart - zu zahlen in Form von Raten, also quasi als Rente in kleinen Beträgen. Die Schriften sind bereits im Literaturarchiv deponiert, auch dazu gäbe es einen Vertrag, so Institutsleiterin Anke Bosse. Der Kaufvertrag selbst befinde sich kurz vor dem Abschluss.

Streit um Winkler Vorlass

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Anke Bosse

Bosse: „Aktuell ist es so, dass wir noch an einigen Details feilen, was den Vertrag betrifft. Das liegt daran, dass wir ein neues Modell haben. Wir arbeiten daran, dass Winkler einen monatlichen kleinen Betrag erhält und zwar über einen längeren Zeitraum“.

Aus diesem Grund sei auch noch kein Geld geflossen, so Bosse: „Der Kauf- und Leihvertrag muss fertiggestellt werden, erst dann findet die erste Überweisung statt.“

Streit um Winkler Vorlass

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Zeitaufwändige Aufarbeitung wegen großen Umfangs

Die wissenschaftliche Aufarbeitung werde einige Zeit beanspruchen - aber nicht wegen Rechtsstreitigkeiten, wie von der FPÖ behauptet, so Bosse, sondern wegen des Umfanges des Vorlasses: „Man muss sich klar machen: Es handelt sich um einen absolut fantastischen und bedeutenden Vorlass. Wir haben über 100 Notizbücher, pro Notizbuch über 200 Seiten. Wir haben 44 Werkkonvolute, die Korrespondenzen nicht mitgerechnet. Wir haben ein sehr gutes professionelles Gutachten vorliegen, das eine Vorerfassung gemacht hat und im Herbst wird es ein internationales Winkler-Kolloquium geben, in dessen Rahmen wir eine große Winkler-Ausstellung im Musilinstitut machen werden.“

FPÖ äußert Betrugsverdacht und spricht von Skandal

Die FPÖ spricht von einenm „Skandal“ und will Auskunft darüber, wie hoch „die Kosten für die laufenden Rechtsstreitigkeiten für den Steuerzahler“ wären. Anke Bosse habe im Gemeinderat am 21.2.2017 angekündigt, den Vorlass ab 3. März 2018 öffentlich zugänglich zu machen. Der Protokoll der betreffenden Gemeinderatssitzung vermerkt hierzu allerdings kein Datum, das von Bosse genannt worden sein könnte.

Die FPÖ will jedenfalls „die Rolle des Josef Winkler“ hinterfragen, so Skorianz: „Er sollte über die Rechte seines Eigentumes gewusst haben. Es stellt sich hier auch die Frage über mögliche strafrechtliche Konsequenzen“.

Darmann beruft sich auf Klagenfurter Bürgermeisterin

Nach Skorianz schlug auch FPÖ-Obmann Gernot Darmann in dieselbe Kerbe und stellte in einer Aussendung die Frage: „Wollte Winkler von Stadt und Land 460.000 Euro für etwas kassieren, was er schon zuvor an einen anderen veräußert hat, womit ein Betrugsverdacht im Raum steht?“.

Darmann beruft sich in seiner Aussendung auf angebliche Aussagen der Klagenfurter Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ). Demnach gebe es, so Darmann, den Verdacht, dass Winkler „versucht habe, Urheberrechte an seinen Werken doppelt zu verkaufen: Einerseits an einen großen Verlag und darüber hinaus an eine Kaufgemeinschaft Land Kärnten sowie Stadt Klagenfurt“.

Sachverhaltsdarstellung gefordert

Für ihn, Darmann, stehe fest, dass „die höchsten SPÖ- und ÖVP-Politiker sehr aktiv daran mitgewirkt haben, öffentliche Kulturgelder an Winkler auszuzahlen, obwohl die Rechtslage von Anfang an fragwürdig war“. Landeshauptmann Peter Kaiser und Bürgermeisterin Mathiaschitz müssten „zumindest eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermitteln, damit der, den Aussagen von Bgm. Mathiaschitz folgend, im Raum stehende Verdacht des Betruges bzw. des versuchten Betruges geprüft wird“, fordert Darmann.

In einer zweiten Aussendung zur Caus ließ Skorianz’ schließlich noch wissen, die Bürgermeisterin habe in der Gemeinderratssitzung am 26.4.2018 über „rechtliche Streitigkeiten“ mit dem Verlag berichtet.

Bürgermeisterin: Behauptungen der FPÖ unwahr

Die Aussagen Darmanns wies die Klagenfurter Bürgermeisterin gegenüber dem ORF als „unwahr“ zurück. Anders als behauptet, sei für den Vorlass noch kein Cent an Winkler geflossen.

Im Streit meldete sich schließlich auch die Landes-SPÖ zu Wort. Die Anschuldigungen entbehrten, so Pressesprecher Andreas Schäfermeier, „jeglicher Grundlage“. Schäfermeier sprach von „gekränkter Eitelkeit“ der FPÖ im Zusammenhang mit der Rede Josef Winklers.

Vorlass-Ankauf von Land und Stadt

Die Kärntner Landesregierung hat den Ankauf des Vorlasses am 2.12.2016 gemäß Schätzgutachten zu 460.540 Euro gemeinsam mit der Stadt Klagenfurt beschlossen. Die entsprechende Beschlussfassung im Gemeinderat der Stadt Klagenfurt erfolgte mit 21.2.2017.

„FPÖ schafft sich eigene Realität“

Schäfermeier: „Dafür schafft sich die FPÖ ihre eigene Realität und ist sich auch nicht zu geistlos, dafür den Autor, das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt aus dem tiefsten Schmutzkübel mit Dreck zu bewerfen - in der Hoffnung, dass schon irgendetwas medial überbleibt.“

Es gebe keinerlei Rechtsstreitigkeiten, so Schäfermeier. Der Verlag Suhrkamp habe sich „für den Autor mit eingebracht und vertritt diesen in seinen und den eigenen Interessen“.

Musilinstitut: Vorlass für jeden einsehbar

Eine strafrechtliche Dimension sieht die Leiterin des Musilinstituts, Anke Bosse, nicht. Im Übrigen könne sich jedermann - auch die Freiheitlichen - den Vorlass mit Zustimmung des Autors im Literaturarchiv ansehen. Die FPÖ will nun im Zuge der nächsten Landtagssitzung am Mittwoch die nötigen Schritte zur Aufklärung ergreifen.

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