Hypo-Prozess „Skiper“: Gutachter am Wort

Der Hypo-Prozess um die kroatische Tourismusanlage „Skiper“ am Landesgericht Klagenfurt ist am Mittwoch mit der Gutachtenserörterung fortgesetzt worden. Drei von fünf Krediten seien demnach „wirtschaftlich vertretbar“ gewesen.

Drei der fünf angeklagten Kredite hatte der Sachverständige schon am Vortag als wirtschaftlich vertretbar bezeichnet. Nun waren die beiden anderen Vergaben Thema: 11,15 Mio. Euro für einen Golfplatz sowie 70 Mio. Euro für ein Fünf-Sterne-Hotel.

Anklage: Schaden von 105 Mio. Euro

Der Staatsanwalt wirft den Hypo-Ex-Vorständen Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger sowie Projektwerber Miro Oblak und einer ehemaligen Geschäftsführerin der Skiper-Anlage - heute „Kempinski Hotel Adriatic“ - vor, in den Jahren 2002 bis 2005 fünf Kredite unrechtmäßig vergeben und dadurch einen Untreueschaden von 105 Mio. Euro verursacht zu haben.

Gutachter zu Golfplatz befragt

Zu dem Kredit für den Golfplatz sagte Gutachter Martin Geyer auf Fragen von Oblak-Verteidiger Wolfgang Moringer, die 11,15 Mio. Euro seien zwar ohne Eigenmittel vergeben worden, doch es gebe diesbezüglich keine zwingenden Vorschriften. Das sei eine aktive Entscheidung der Bank, erhöhe allerdings das Risiko. Zu diesem Kreditfall meinte Geyer auch, dass hier nicht die Sicherheiten das Problem, sondern dass seiner Einschätzung nach eine Rückführung des Kredits nicht möglich gewesen wäre.

Moringer legte seiner Rechnung dann eine Tischvorlage für den Aufsichtsrat zugrunde, die eine Wertsteigerung der Appartements und Villen durch den Golfplatz von 75 Mio. Euro auf 91,6 Mio. Euro und die Erhöhung des Verkaufserlöses der Einheiten von 48 Mio. Euro auf 64 Mio. Euro prognostizierte. Er sei kein Tourismusexperte und könne nicht einschätzen, ob die vorliegende Berechnung und eine Wertsteigerung in dieser Größenordnung realistisch sei, erklärte Geyer. Wären diese Zahlen jedoch erreichbar gewesen, wäre der Kredit zu vergeben gewesen.

Im Jahr 2004 Prüfung großer Kreditfälle

Laut vorliegender Unterlagen gab es bei der Hypo im Jahr 2004 über die 260 größten Kreditfälle, unter denen sich laut Gutachter auch der Fall Skiper befand, eine Sonderprüfung, deren Ergebnis in dem Dokument für Ende Jänner 2005 angekündigt wurde. Hätten die Prüfer nicht auf eine Wertberichtigung drängen müssen, wenn ein unzulässiger, pflichtwidrig vergebener Kredit vorgelegen wäre, fragte Moringer. Diese Frage bejahte Geyer, wobei es dabei wohl von der Tiefe der Prüfung abhänge, fügte er hinzu. Tatsächlich ist eine Wertberichtigung für „Rezidencija Skiper“ bis Ende 2007 nicht erfolgt. „Weil die Zinsen immer kapitalisiert und Vereinbarungen eingehalten wurden, zinsenfreie Perioden angepasst und Verkäufe realisiert wurden“, erklärte der Sachverständige.

Urteil für 3. November erwartet

Dann zitierte Moringer ein Aufsichtsratsmitglied, das in der Zeugenbefragung erklärt hatte, dass sich kritische Fragen zu Skiper erst Ende 2006 gestellt hätten. Dazu erklärte Geyer, dass es anhand der Unterlagen, die ihm vorlägen, Reaktionen schon früher hätte geben müssen. Er wiederholte auch, dass es in der Abwicklung der Kredite zahlreiche Verstöße gegen interne Organisationsvorschriften und Regelwerke gegeben habe. Das sei zum Beispiel die nicht bewilligte vorzeitige Auszahlung von Krediten gewesen.

Die Hauptverhandlung wird am Nachmittag fortgesetzt. Das Urteil wird für 3. November erwartet.

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