Nach Unwetter: Das große Aufräumen
Nach dem schweren Hagelunwetter am Mittwochabend sind zur Stunde noch etwa 200 Haushalte vorwiegend im Bezirk Villach-Land ohne Strom, bis zum Abend sollte die Versorgung laut Kelag wiederhergestellt sein. Der Sachschaden geht in die Millionen, nun folgt das Aufräumen und Reparieren.
ORF
50 Häuser durch Schäden wohl unbewohnbar
In Feistritz an der Gail ist am Tag danach das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar geworden: Unzählige Dächer, Fassaden und Fenster wurden zerstört, von den Autos ganz zu schweigen. „Hier in Feistritz rechnen wir mit 200 stark beschädigten Häusern, wobei 50 Häuser wahrscheinlich nicht mehr bewohnbar sein werden“, so Harald Rossbacher, Bezirkshauptmann- Stellvertreter von Villach-Land.
„Es war nichts mehr zu retten“
Innerhalb weniger Minuten zog das Hagelunwetter auf. Zeugen schilderten eine Weltuntergangsstimmung, binnen Minuten krachten bis zu golfballgroße Hagelkörner auf Menschen, Häuser und Autos. Welche Zerstörungskraft das Unwetter hatte, haben vor allem Bewohner wie Robert Mörtl in der Gemeinde Feistritz an der Gail zu spüren bekommen. „Es ist so schnell gegangen, die Ziegel kamen vom Dach und fielen auf das Auto, da war nichts mehr zu retten.“
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Wir bedanken uns bei den Lesern für die Videos (Christina Maria Kern und David Kotouch).
Die Stadt Villach richtete am Donnerstag eine Service-Hotline für Betroffene ein: 04242 205 5555. Bisher haben sich schon 200 Bürger gemeldet.
Zahlreiche Einsatzkräfte sind nach wie vor mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Mit Kränen und Planen wird versucht, die Dächer dicht zu bekommen. Alexander Möderndorfer von der Freiweilligen Feuerwehr Feistritz Gail: "Wir hatten 25 Gebäude, die ohne Kaltdach sind, bei denen es durch die Häuser durchrann. Es war oberste Priorität, diese Dächer dicht zu bekommen.“
Menschen durch Hagelschlag am Kopf verletzt
Betroffen waren vor allem die Bezirke Klagenfurt Land, Villach-Land und die Stadt Villach. Insgesamt 27 Personen wurden durch den Hagelschlag verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Alle sind bereits aber wieder Zuhause. Die Bibliothek der Arbeiterkammer steht unter Wasser und wurde geschlossen. Im Park des alten Parkhotel wurden Bäume samt Wurzel umgerissen. Sturmböen mit Rekordwerten von 102 Km/h kommen nur alle 50 Jahre vor.
ORF/Petra Haas
Am Hauptbahnhof wurden Teile des Vordachs abgerissen. Die Berufsschule in der Tiroler Straße bleibt geschlossen, fast alle Oberlichtfenster wurden zerstört. In der Postgasse wurden bei vielen Häusern alle Scheiben zerstört, ebenso wie die Scheiben der Stadtpfarrkirche St. Jakob.
Werkstätten und Dachdecker im Stress
Bei Dutzenden geparkten Autos zerschlug der Hagel die Heck- bzw. Windschutzschreiben. Unterführungen standen unter Wasser und waren unpassierbar - Pkws, die es dennoch versuchten, blieben teilweise stecken. Die Werkstätten hatten am Tag danach alle Hände voll zu tun. Auch die Dachdecker sagen, es sei „die Hölle los“, man muss Personal aufstocken um alle Aufträge abarbeiten zu können.
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Das Dach des Gemeindeamtes Wernberg kommt geflogen. Video von Martin Kornberger.
Viele Dächer komplett zerstört
In Feistritz/Gail schätzt Bürgermeister Dieter Mörtl den Schaden auf mindestens sieben Millionen Euro: „Der Kindergarten ist gesperrt, dort ist das Dach total zerstört, ebenso Feuerwehrhaus, Gemeindeamt und Musikschule.“ Auch in Wernberg gab es schwere Schäden, das Dach des Gemeindeamtes flog durch den Ort. Das Gebäude ist unbenutzbar, das Dach provisorisch abgedeckt.
Auch die Gemeinde Magdalensberg hat es hart getroffen, auch hier wurden Dächer abgedeckt und beschädigt.
ORF/Petra Haas
Brand durch Blitzschlag
In Hermagor brannte ein Wirtschaftsgebäude durch Blitzschlag ab. Trotz Starkregens gab es am 930 Meter hoch gelegenen Einsatzort wenig Löschwasser, so ein Bericht des Bezirksfeuerwehrkommandos Hermagor.
BFK Hermagor
Millionenschäden auch in der Landwirtschaft
Die Hagelversicherung schätzt den Schaden in der Landwirtschaft auf rund 3,5 Mio. Euro. 9.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche seien in Klagenfurt-Land, Villach-Land, Hermagor und Feldkirchen betroffen, so eine Aussendung der Versicherung.
ORF
Villach bekommt Bundesheer-Unterstützung
Mehrere Tage andauern werden auch die Aufräumarbeiten in Villach. Die Stadt Villach forderte zur Unterstützung Pioniere des Bundesheeres an, da die massiven Windbrüche und unzähligen Verklausungen ohne zusätzliche Hilfe nicht bewältigt werden können. Ein Ende des Einsatzes ist noch nicht absehbar.
ORF/Petra Haas
1.000 Einsätze für die Feuerwehren
Die Feuerwehren mussten in den betroffenen Gebieten Verkehrswege freimachen, Straßen waren von Muren und Bäumen verlegt, Keller musste ausgepumpt werden. Außerdem verlegten Blätter und Hagelkörner Abflüsse. Insgesamt wurden 1.000 Einsätze in ganz Kärnten gezählt, 1.200 Feuerwehrleute von 152 Feuerwehren waren im Einsatz.
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Unterflurtrasse auf der A10 Mittwochabend. Video von Philipp Christian Gailberger.
Glashäuser zerstört
Laut einer Aussendung von Agrarlandesrat Christian Benger (ÖVP) rechnet man neben den Schäden auf den landwirtschaftlichen Flächen auch mit rund 70.000 Festmetern Schadholz. Man sei dabei, die Schäden zu erheben, es gebe solche vor allem im ländlichen Wegenetz durch Muren und umgestürzte Bäume. Vor allem den Gartenbau traf es hart, Glashäuser seien komplett zerstört worden, so Benger. Betriebe wie die Gärtnerei von Michael Schludermann wurden hart getroffen. "Etwa 5.000 Quadratmeter Hoch- und Plexiglas sind Totalschaden“.
ORF
Alleine in der Draustadt wurde die Feuerwehren zu 500 Einsätzen gerufen. Der Schaden beträgt mehr als zehn Millionen Euro.