Bilateraler Rechtsstreit über „Problembock“

Der Bergschafwidder Fridolin gehört der Gemeinde Feistritz/Gail. Letzten Sommer soll er auf einer Alm eine italienische Urlauberin auf italienischer Seite der Grenze angegriffen haben. Die Gemeinde als Besitzer soll nun für die Kosten haften - ein bilateraler Rechtsstreit.

Eine Herde hatte im Sommer 2014 auf der Feistritzer Alm gegrast und war auf italienisches Gebiet geraten. Am Abend des 17. August hatte ein Hüttenwirt Hilferufe von italienischer Seite gehört: Eine 47-jährige Italienerin gab an, von einem Bock angegriffen worden zu sein.

Fridolin Feistritz Bock Rechtsstreit Italien Angriff Alm

Dieter Mörtl

Die Schafe kennen keine Grenzen

Der Bürgermeister von Feistritz/Gail, Dieter Mörtl (ÖVP), bekam kurz darauf Post von einem italienischen Anwalt und der Staatsanwaltschaft Udine: Eine Frau sei auf dem Gipfel des Monte Oisternig auf italienischem Staatsgebiet „rücklings“ von einem Hammel angefallen worden. Laut Identitätsnummer Eigentum der Agrargemeinschaft Feistritz.

Bürgermeister über Verletzung verwundert

Dazu sagte Mörtl: „Sie behauptet, dass sie der Widderbock angegangen ist und verletzt hat. Sie ist mit dem österreichischen Rettungshubschrauber ins LKH Villach geflogen worden. Sie hat angegeben, dass sie schwer verletzt war.“ Interessant daran sei, so Mörtl, dass die Verletzung im Bereich des Sprunggelenks war - bei einer Tierattacke hätte sie aber auch Verletzungen im Oberschenkelbereich haben müssen.

Dieter Mörtl Feistritz Bock

ORF

Bürgermeister Mörtl vor Warnschildern auf der Feistritzer Alm

Allein der Rettungsflug kostete an die 4.500 Euro. Da der Widder der Gemeinde gehört, wird der Bürgermeister als Gemeindeoberhaupt haftbar gemacht. Laut Mörtl geht die Staatsanwaltschaft nun gegen ihn als Tierhalter vor. Auch gegen die beiden Hirten werde ermittelt. Die Gemeinde ist als Tierhalter verpflichtet, für die Reinzucht zu sorgen, der Widder Fridolin ist für die Begattung der Schafe zuständig.

„Warnschild muss genügen“

Die Schafbauern verstehen das alles nicht - es gebe ja schließlich Warnschilder. Wanderer sollten sich den Tieren prinzipiell nicht nähern, sagte Mörtl: „Ich glaube, es ist genug, eine Warnung auszusprechen. Jeder muss wissen, dass Muttertiere ihre Jungen verteidigen und dass der Bock Herdentiere verteidigt.“ Er fordert mehr Selbstverantwortung der Wanderer, da sonst, so Mörtl, die Bauern bald die Almen sperren würden.

Fridolin Feistritz Bock Rechtsstreit Italien Angriff Alm

Dieter Mörtl

Der mutmaßliche Übeltäter Fridolin

Der bilaterale Rechtsstreit geht weiter. Fridolin lebt nun in Friedberg (Steiermark) - er ist quasi strafversetzt worden. Er tue auch dort, was von ihm verlangt werde, sagte sein neuer Besitzer Walter Mittermüller: „Wir haben ihn sofort gekauft, was vorher war, weiß ich nicht. Wir sind sehr zufrieden, er ist sehr friedlich.“ Ob Fridolins Nachfolger als Gemeindebock auf die Kärntner Alm darf, wird noch diskutiert. Man will einen ähnlichen Fall vermeiden.