Schmerzkongress: Kritik am Sparkurs

Wie weit dürfen ökonomische Überlegungen die Medizin bestimmen? Hoch wirksame Medikamente werden in Österreich nicht zugelassen - zu teuer, heißt es. Auch darüber diskutieren Ärzte bei einer Tagung über Schmerztherapie in Klagenfurt.

Die Tagung steht unter dem Motto: „Traum und Wirklichkeit - Schmerztherapie im Spannungsfeld zwischen Ethik und Ökonomie“. Viele neue Medikamente, die international gegen verschiedene Krankheiten höchst erfolgreich angewendet werden, sind in Österreich nicht zugelassen.

Der Grund sei das Geld, sagte Tagungspräsident Rudolf Likar: „Der Hauptverband wäre gefordert, gewisse Überlegungen anzustellen, denn die strikte Ablehnung erfordert nicht viel Intelligenzaufwand. Es gibt alte Krankheitsbilder und neue Medikamente, die nicht zum Einsatz kommen, weil sie in Österreich nicht zugelassen sind.“

Likar weiter: „Es gibt ein Schmerzpflaster, das nur lokal wirkt, davon würden alte Menschen profitieren, es gibt keine Nebenwirkungen. Es gibt Opiatie, die keine Nebenwirkungen haben. Man sollte das nicht nur über die Preise regeln, sondern sagen, wenn ein Patient dieses Medikament nimmt, spart er bei anderen und hat weniger Nebenwirkungen.“

Bessere Vernetzung der Ärzte

Die Wissenschaftler und Ärzte auf der Fachtagung gehen auch der Frage nach, wie sich Ärzte besser vernetzen können, um schneller zu Diagnosen und damit schneller zu Therapien zu kommen. Ein Beispiel: 1,7 Millionen Menschen in Österreich leiden laut Likar an Rückenschmerzen. Die Kosten zur Behandlung und Folgekosten durch Arbeitsunfähigkeit würden vier Milliarden Euro pro Jahr betragen.

Amerikaner zahlen Forschung in Österreich

Einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Stammzellenforschung ist Josef Penninger. Es seien bahnbrechende Erkenntnisse in der Medikamentenforschung gelungen. Mit einem Medikament gegen Knochenschwund könne man auch gegen Brutkrebs effizient vorgehen, so Penninger: „Es hat zehn Jahre gedauert, um die Experimente zu machen, jetzt haben wir es hingekriegt. Wir haben ein Mausmodell, wo die Mäuse 100 Prozent hormoninduzierten Brustkrebs bekommen. Wenn wir das Signal abschalten, bekommen nur zehn Prozent Brustkrebs. Wir bringen ihn von 100 auf zehn Prozent runter. Die Amerikaner zahlen meine Forschung hier in Österreich.“

Abseits dieser Jubelmeldung üben Mediziner Kritik an der Bundesregierung. Sie zeige mit den Sparzielen im Gesundheitssektor, dass ökonomische Interessen die Medizin dominieren, sagte Kärntens Ärztekammerpräsident Josef Huber.

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