Fotokünstler Christian Leitna stellt aus

Der Münchner Fotokünstler Christian Leitna zeigt seine Werke bis 18. November in der Stadtgalerie in Klagenfurt unter anderem mit dem Thema Obdachlosigkeit. Von Mai bis September lebte Leitna im Europahaus, in dieser Zeit entstanden diese Werke.

Leitna kehrte für die Ausstellung ins Mettnitztal zurück, wo er als Kind im Haus seiner Großmutter die Sommerferien verbracht hatte. Obdachlosigkeit ist das große neue Thema für Leitna. Er hat sich ganz gezielt für das Stipendium der Stadt Klagenfurt beworben. Er wollte sich auf die Suche nach den Spuren seines Vaters begeben, der 2001 tot auf einer Parkbank in Klagenfurt aufgefunden wurde.

Fotokünstler Christian Leitna

Christian Leitna

Zuerst lassen die Grillen aufhorchen, dann sieht man, dass das Living-Studio für diese Ausstellung verändert wurde. Plötzlich steht man vor einer Wand, an der man erst vorbei gehen muss, wenn man die Ausstellung sehen will. „Entweder bin ich wirklich drinnen und abgeschottet oder ich bin noch ganz klar draußen vor dem Raum. Mit dem Einbau ging es mir vor allem um die Intimität, die ein geschlossener Raum bietet und das man die Grillen noch bis vor die Türe hört ist toll, da diese Audiospur die Ausstellung inhaltlich und thematisch trägt“, so Leitna.

Die Kindheit im Metnitztal

Die gezeigten Fotos hat Christian Leitna nicht mehr am Computer nachbearbeitet. Sie entstanden mitten in der Nacht im Freien. Immer mit dabei der Videobeamer für die Familienfotos aus der Kindheit im Metnitztal. „Ich habe sie ganz bewusst in die Ruine des alten Bauernhauses projiziert. Hier hat man natürlich keine saubere Projektionsfläche, es ist nur mehr ein Mauerrest übrig. Diese Mauer greift das projizierte Foto aus der Kindheit fragmentarisch auf. Was sich bei den Bildern in den Vordergrund drängt, sind die ganzen wilden Pflanzen, weil das Licht hängen bleibt und alles in das Abstrakte abdriftet“, so Leitna.

Christian Leitna Fotoausstellung

Christian Leitna

25 Fotos aus der Kindheit von Christian Leitna werden gezeigt. Darauf zu sehen sind er selbst, die Sandkastenfreundin, die Familie und die Nachbarn aus dem Dorf. Der kleine Junge mit den blonden Locken, den man inmitten der Schwärze nur erahnen kann, sieht auf den ersten Blick wie ein Engel aus, der vom Himmel gefallen ist. Die meisten Fotos sind wie Erinnerungen, Ahnungen von dem was gewesen ist. Nur auf einem alten unbearbeiteten Foto ist das Bauernhaus im Metnitztal klar zu erkennen, das schon lange nicht mehr in Familienbesitz ist.

Christian Leitna Fotausstellung

Christian Leitna

Die Sinnlosigkeit des Seins

Christian Leitna hat für diese Ausstellung etwas ganz Neues ausprobiert, eine Videoarbeit. Mitten im Schwarz der Nacht Pflanzen, etwas Licht und als unerwarteter Gast ein Schmetterling: „Er kommt aus der Dunkelheit, fliegt ins Bild und verschwindet in diesem. Durch den immer wiederkehrenden Loop kommt er immer wieder von neuem. Das beschreibt für mich einen Zyklus und auch das komplett sinnfreie Dasein, das einfach so passiert“, so Leitna. Entstanden ist eine sehr schöne, ruhige Arbeit, die trotzdem ein wenig unheimlich ist und bleibt.

Christian Leitna Fotausstellung

Christian Leitna

Bilder von Obdachlosigkeit

Leitna beschäftigt sich in seiner Ausstellung auch mit dem Thema Obdachlosigkeit. Mann muss in Richtung Ausgang schauen, damit man die Arbeiten überhaupt sieht, in denen sich Christian Leitna mit der Obdachlosigkeit auseinandersetzt. Vier Bilder sind es nur, eigentlich nur drei. Ein Rucksack, ein Fahrrad, eine improvisierte Sitzgelegenheit und der Lebenslauf eines Klagenfurter Obdachlosen.

Christian Leitna: „Es geht eigentlich auch um die Suche nach meinem toten Vater oder die Spur, die ich dahin verfolgt habe. Hier bin ich immer wieder bei der Wohnungslosenhilfe der Caritas in der Kaufmanngasse 6 gewesen. Die letzte Meldeadresse meines obdachlosen Vaters gewesen, bevor er hier in Klagenfurt gestorben ist.“

Auf den Spuren des Vaters

Leitna war immer wieder an dieser letzten Adresse seines Vaters. Er ist dort in eine Parallelwelt eingetaucht, in der die erlittenen Schicksalsschläge irgendwann erstaunlicherweise nicht mehr im Vordergrund standen. „Ich habe gesehen, dass dort enorm viele Leute sind, die nicht mehr in das System integriert sind, dadurch, dass sie keine Leistung erbringen und somit nicht relevant sind für unser System. Ich komme hier zu einer ganz klaren Gesellschaftskritik hin, die ich auf eine ganz andere Weise bearbeiten müsste und vielleicht auch machen werde in zukünftigen Projekten“, so Leitna.

Lebenslauf eines Obdachlosen

Durch die zahllosen Gespräche nahm das Projekt des Fotokünstlers eine ganz andere Richtung. Er lernte einen Mann kennen, der sich freiwillig für die Obdachlosikeit entschied. „Ich habe seine Geschichte stichpunktartig niedergeschrieben in einem Lebenslauf von seiner Geburt bis zu dem Punkt, an dem er in Klagenfurt in die Kaufmanngasse 6 gekommen ist und dort auch geblieben ist“, so Leitna.

In der Ausstellung ist der genaue Lebenslauf dieses Mannes nachzulesen. Die anderen Fotos sind nur Symbole, Dinge wie ein Fahrrad, die diese Person beschreiben, umschreiben. Ein Porträt auf dem sein Gesicht zu sehen ist, gibt es ganz bewusst nicht.

Christian Leitna Fotausstellung

Christian Leitna

Wie geht es Christian Leitna jetzt nach diesen Monaten in Klagenfurt? „Ich merke jetzt, dass es soweit fertig ist, ich werde aber sicherlich noch etwas nachlegen. Ich bin fast ein wenig stolz auf das ganze Projekt, weil es aus der künstlerischen Arbeitsweise ausbricht und ich habe bemerkt, dass ich mich wahnsinnig frei bewegt habe auch wenn es stellenweise eine sehr emotionale Thematik war. Es macht mir sehr viel Freude, es gerade alle fertig zu sehen“, so Leitna.

Austellung bis 18. November

Christian Leitnas Familienname ist eigentlich Leitner. Nur haben zu ihn seit seiner Kindheit alle Leitna gesagt. So wurde aus einem Spitznamen sein wirklicher Name. Christian Leitnas Ausstellung „No home - No Castle“ also keine Heimat, kein Schloss ist noch bis 18. November im Livingstudio der Klagenfurter Stadtgalerie zu sehen. Anfang nächsten Jahres dann in München, wo der 1977 Geborene lebt und arbeitet.

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