Zu Besuch bei drei Flüchtlingskindern

Vor einem Jahr sind drei afghanische Flüchtlingskinder in der Volksschule Sankt Egyden bei Velden aufgenommen worden. Damals konnte keines der drei Kinder ein Wort Deutsch. Seit damals hat sich vieles verändert.

Arash, Armin und Yassim haben - auch wenn diese nur einmal die Woche stattfindet - eine Lieblingsstunde: Deutsch mit ihrer Lehrerin Agnes Forster. Sie bringt den Kindern aus Afghanistan die richtige Aussprache bei, die Vokabel lernen die drei Buben bei ihrer „Lieblinglehrerin“ auf spielerische Weise.

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Lehrerin Agnes Forster: „Bei Armin und Yassim, den jüngeren Kindern, war das Deutschlernen überhaupt kein Problem. Sie sind mit so einer Freude dabei. Arash in der dritten Klasse hatte leider am Anfang große Problem. Er musste wirklich Schreiben, Lese, Rechnen auf einem höheren Niveau lernen und war anfangs frustriert.“

Nur eine Extra-Stunde „Deutsch“ wegen der Kosten

Warum Agnes Forstner nur einmal in der Woche vorbeikommt, um mit den Kindern eine Extra-Stunde Deutsch zu lernen? Weil es vom Land einfach nicht mehr Geld gibt, sagt sie. Und: Die Kinder könnten bei weitem mehr, wenn mehr Stunden zur Verfügung stünden. Aber diese Mehr-Stunden kosten Geld. Geld, die das Land nur bedingt hat.

Noch mehr Lehrer ab Herbst

Insgesamt 688 Flüchtlingskinder besuchen in Kärnten eine Pflichtschule, im Vergleich zum Vorjahr sind 250 Kinder dazugekommen. Das wirkt sich natürlich auch auf die Nachfrage nach Lehrern aus. Laut dem Landeschulrat ist davon auszugehen, dass ab Herbst wieder mehr Lehrer gebracht werden.

Sendungshinweis:

"Kärnten heute, 26.6.2016

Landesschulrats-Präsident Rudolf Altersberger dazu: "Das Land Kärnten übernimmt natürlich in großem Ausmaß die Verantwortung und hat auch 68 Lehrer mehr angestellt, um die Kinder dementsprechend betreuen und integrieren zu können. Das geht aber auf Kosten des Landes, vier Millionen Euro werden dazu verwendet. Der Bund refundiert 38 Dienstposten, das heißt hier klafft eine Lücke, die das Land selbst bezahlt. Es wäre dringend notwendig, dass der Bund, der die Kinder ja zuteilt, auch die Kosten dafür übernehmen würde. Das würde uns massiv helfen.“

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Ein Rückblick: Der erste Schultag im September des Vorjahres. Schüchtern kamen die drei Kinder mit ihrem Vater zur Volksschule, ohne ein Wort Deutsch zu können.

Schulfreund: Arash dachte, im Wald sind Löwen

Zurück zu Arash, Armin und Yassim: Noch vor einem Jahr, an ihrem ersten Schultag im September des Vorjahres, kamen die Kinder schüchtern an der Hand ihres Vaters zur Volksschule, ohne ein Wort Deutsch zu können. Heute sind sie integriert und haben Freunde. Kilian Nemetz ist einer von ihnen. Arash verbringt mit ihm die Wochenenden. Die Kinder spielen zusammen, Lego Technik hat es Arash besonders angetan. Kilian Nemetz: "Ich wollte mit Arash auch in den Wald gehen aber er wollte nicht, weil er dachte es gibt dort Löwen.“

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Schuldirektorin: Kinder „integrieren“ die Eltern

Die Leiterin der Volksschule, Andrea Debevec, hält es auch für wichtig, die drei Flüchtlingskinder an ihrer Schule mit Kärntner Traditionen vertraut zu machen - denn auch das sei Integration. Ihre Bilanz nach einem Jahr? „Sie haben irrsinnig viel gelernt in diesem ersten Schuljahr und ich bin sehr glücklich und froh, dass sie sich auch wohlfühlen. Sie sind auch im Sportverein integriert. Über die Kinder werden auch die Eltern integriert, sie waren jetzt bei uns am Schulfest und sind auch sehr stolz, was ihre Kinder schon alles gelernt haben.“

Arash, Armin und Yassim leben mit ihren Eltern im angrenzenden Flüchtlingsheim. Wie lange sie hier bleiben werden, das weiß niemand. Sie warten seit einem Jahr auf den Asylbescheid.

Was passiert mit nicht mehr schulpflichtigen Kindern?

In 66 Gemeinden Kärntens werden schulpflichtige Flüchtlingskinder unterrichtet. Jene 68 Lehrer, die für die Sprachförderung der Flüchtlings-Kinder aufgenommen wurden, wären sonst arbeitslos. Im nächsten Jahr soll es auch an den weiterführenden Schulen Flüchtlingsklassen geben, so Landesschulrat Altersberger. Die Zahl der Lehrer werde beibehalten: „Im Bereich der Oberstufen - Fachschulen, Berufschulen, Mittlere und Obere Schulen - wird es notwendig sein, darauf zu reagieren. Wir haben heuer an der WIMO in Klagenfurt eine Flüchtlings-Übergangsklasse eingerichtet. Im nächsten Jahr werden wir in Villach an der HAK in Zusammenarbeit mit der Frauenberufschule CHS eine solche Klasse entstehen lassen. In weiterer Folge wird es auch in Oberkärnten notwendig sein, solche Klassen zu errichten.“

Wie es mit der Flüchtlingsbewegung weiter geht, sei derzeit nicht abzuschätzen, so Altersberger - auch wenn die Anzahl der Ankommenden derzeit auf demselben Niveau stagniere.