Raibl: Gemeinsames Gedenken und Feiern

Raibl bei Tarivs (Cave del Predil) war bis 1991 vom Bergbau geprägt. 1914-18 tobte der Gebirgskrieg in der Region. Jedes Jahr wird der Gefallenen in Raibl gedacht, danach feiern militärische Traditionsverbände und ehemalige Bergleute im Stollen gemeinsam die heilige Barbara.

Schon seit mehr als 320 Jahren gibt es das Infanterie-Regiment Nr. 7 „Graf von Khevenhüller“. Die „7er“ werden auch das Kärntner Hausregiment genannt und sind heute noch als Traditionsverein aktiv. Jedes Jahr gedenken sie in Raibl der Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

Raibl SSC Barbarafeier

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Gemeinsam mit den Bergleuten feiern die 7er dann die Heilige Barbara mit einem Gottesdienst im Kaiser Franz Josef Stollen. Die heilige Barbara ist nicht nur die Schutzpatronin der Bergleute, sondern auch der Artillerie als auch der Feuerwehren, Pyrotechniker und Kampfmittelbeseitiger.

Raibl SSC Barbarafeier

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Heimatvertriebene Kanaltaler

Einst war Raibl ein österreichischer Bergwerksort im Kanaltal und wurde nach dem ersten Weltkrieg italienisch. Unter Mussolini mussten viele Kanaltaler 1941 auswandern. In ihrer Heimat waren sie nicht mehr erwünscht, in Kärnten aber auch nicht wirklich Zuhause. Die Geschichte der Region ist geprägt von militärischen Konflikten und einer wiederholten Verschiebung der Grenzen.

Raibl SSC Barbarafeier

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Werner Hardt-Stremayr.

Sendungshinweis:

Servus, Srečno, Ciao; 13.12.2014

Umso wichtiger ist dem Obmann des Khevenhüller Siebenerbundes, Obstlt. Werner Hardt-Stremayr, der Gedanke des Friedens beim gemeinsamen Feiern: „Raibl ist für uns ein sehr historischer Ort. Das k&k Infanterieregiment Graf von Khevenhüller, das im ersten Weltkrieg hier unter anderem gekämpft hat, hatte hier in Raibl das Regimentskommando. Leider sind im Zuge der Kampfhandlungen hier auch viele von unseren Kameraden gefallen.“ 7.000 Tote waren es allein bei diesem Regiment.

Flucht durch den Berg

Bis 1991 wurden in Raibl, am Monte Re, Blei und Zink abgebaut. Hatte Raibl 1968 noch rund 2.100 Einwohner, waren es 1999 nur noch rund 450. Die Bergwerke in Raibl, Bad Bleiberg und im damals kärnterischen und heute slowenischen Mießtal arbeiteten zusammen. So kommen heute noch Knappen aus Bleiberg zur Barbarfeier nach Raibl.

Raibl SSC Barbarafeier

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Flucht durch die Stollen

Doch die Minen waren mehr als Arbeitsplatz, sie waren auch die Lebensader der Region. 1945 flüchtete eine Mutter mit ihrem kleinen Kind im Arm vom damals italienischen Bovec (Pezzo) das von Alliierten besetzt war und 1947 an Jugoslawien fiel, durch einen alten Front-Verbindungsstollen aus dem Ersten Weltkrieg bis nach Raibl.

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Ihr Sohn ging in die Minen arbeiten, sie ließen ihn nicht mehr los. Danilo Kravanja, Obmann der Associazione Minatori von Raibl erinnert sich: „Man hat mich gefragt, warum ich im Bergwerk arbeite. Es war die einzige Arbeit, die ich hier finden konnte, also habe ich sie angenommen. Ich bin sozusagen im Stollen aufgewachsen. Für mich war es immer das Größte, hineinzugehen. Einer, der einmal in einem Stollen gearbeitet hat, hat das einfach im Blut. Man kann nicht mehr ohne – es ist wie eine Droge.“

Raibl SSC Barbarafeier

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Danilo Kravanja.

Kravanja war auch dabei, als die Stollen 1991 verschlossen wurden. Insgesamt mussten 57 Ausgänge geschlossen werden. Doch dann kam der Auftrag, den Erbstollen Kaiser Franz Josef wieder zu öffnen, so Kravanja: „Plötzlich konnte ich sie wieder riechen, diese Mischung aus kompostiertem Holz und Dynamit, den Geruch der Felsen und der Feuchtigkeit. Ich fühlte mich sofort wieder zurückversetzt in das Jahr 1945.“ Das Jahr seiner Flucht als Kind.

Raibl SSC Barbarafeier

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Slowenen herzlich willkommen

Nach dem Zerfall Jugoslawiens begannen auch slowenische Vertreter, die Feiern in Raibl zu besuchen. Einer von ihnen ist der Bürgermeister von Bovec, Valter Mlekoz: "Ich habe mich heute verpflichtet gefühlt, an dieser Barbara-Feier teilzunehmen, weil hier in diesem Stollen meine Mitbürger arbeiteten und einige auch ihr Leben ließen.

Raibl SSC Barbarafeier

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Valter Mlekoz.

Ich hatte heute einen wichtigen Besuch, in Kobarid ist der französische Botschafter zu Gast. Ich habe den Vizebürgermeister hingeschickt, da ich denke, dass es richtig ist, dass ich selbst heute an diesem Fest hier in Raibl teilnehme."

Das Gedenken in Raibl soll gleichzeitig Hoffnung ausdrücken für eine friedlichere Zukunft zwischen den Völkern in dem einst heiß umkämpften Dreiländereck. Geht es nach dem Wunsch von 7er-Bund-Obmann Hardt-Stremayr sollen künftig auch militärische Traditionsverbände aus Slowenien in solche Gedenkveranstaltungen eingebunden werden.