Auf den Spuren der „Rogge“ von Udine
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Im Norden von Udine liegen viele große Einkaufszentren. Wer von dort aus auf der Hauptstraße, dem „Viale di Volontari della Libertà“, ins Stadtzentrum fährt - kommt an einem Kleinod vorbei, das leicht übersehen werden kann: Eine alte Mühle, die längst nicht mehr in Betrieb ist.
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Sie ist ein Relikt aus jener Zeit, als die „Roggia di Udine“ noch die „Lebensader“ der Stadt darstellte. Heute kommen die Udineser meistens zum Spazieren, Radfahren oder zum Sporteln entlang der „Roggia“.
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„Lebensquelle“ der Stadt
Sechs Kanäle duchzogen im Mittelalter die Stadt, drei davon existieren noch heute: die Roggia di Ledra, die Roggia di Udine und die Roggia di Palma. Seit Jahrhunderten bildeten diese Rogge den Lebensquelle der Stadt und trugen wesentlich zu ihrem Gedeihen und Aufblühen bei.
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Autorin und Friaul-Kennerin Evelyn Rupperti zieht es immer wieder nach Friaul. Sie schreibt Bücher über Land und Leute und ist durch Zufall auf die „Rogge“ gestoßen.
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„Wasser ist immer etwas Faszinierendes. Mich haben die Geschichtsbücher darauf gebracht, weil die Roggia einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Stadt geleistet hat. Sie ist heute leider nur noch an wenigen Stellen sichtbar“, so die Friaul-Kennerin Evelyn Rupperti.
Für sie ist die schönste „Roggia“ mit Abstand jene in der Via Zanon. „Gleich dahinter befindet sich die Innenstadt, wo man bummelt und einkauft. Das ist ein guter Ausgangspunkt, um in die Geschichte der Roggia einzutauchen“, erzählt Evelyn Rupperti.
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In ihrem Buch „Udine - Trends, Tajut und Tiepolo“ stellt Evelyn Rupperti die Stadt von einer anderen Seite vor und präsentiert viele Geheimtipps. ISBN: 978-3-70120129-7
Früher nutzten alle die Roggia
Früher waren die Rogge nicht nur für die Feuerwehr zum Feuerlöschen wichtig. Die Udineser nutzen sie an heißen Tagen zum Baden, aber auch Industrie- und Handwerksbetriebe - vor allem im Viertel „Borgo Grazzano“ lebten davon.
Ursprünglich war es ein Dorf, in dem sich Gerbereien und Spinnereien angesiedelt hatten. Später rückte das Holz und noch später, im 19. Jahrhundert, die Eisenverarbeitung in den Vordergrund, erzählt Francesca Tesei von den Civici Musei di Udine. Auch einige Leinen- und Seidenwebereien waren hier angesiedelt. All diese Betriebe machten sich die Wasserkraft zu Nutze.
Der Stadtteil wird auch „Borc dai crotars“ genannt - zur Erinnerung an jene Zeit, als hier noch Froschfänger zugange waren. Die Frösche sind verschwunden, ebenso das Meiste vom offenen Lauf der ursprünglich sechs Rogge von Udine. Drei davon gibt es noch heute. 1953 wurden sie großteils überbaut und sind nur mehr an wenigen Stellen sichtbar - so wie beim Palazzo Giacomelli, wo heute das ethnografische Museum beheimatet ist.
Sendungshinweis:
„Servus, Srečno, Ciao“, 22.6.13
Gute Nachbarschaft mit „Ai Frati“
Auch im Univiertel fließt die Roggia noch teilweise überirdisch, gleich neben der Trattoria „Ai Frati“. Seit 1802 sind der Kanal und das Gasthaus gute Nachbarn.
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„Das Ursprüngliche spielt hier eine große Rolle - nicht nur in unserem Lokal, sondern auch draußen, bei der Roggia, die so erhalten ist, wie früher einmal. Sie wird zum Glück nicht durch irgendeinen Überbau verschandelt“, erzählt Wirtin Rosa.
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Auf dem Fahrrad die Rogge erleben
Von den Rogge, die schon seit Jahrhunderten das Stadtbild von Udine prägen, geht ein ganz besonderes Flair aus.
Wenn Sie selbst einmal auf den Spuren der „Rogge“ wandeln möchten - können Sie dies auch per Fahrrad tun. Es gibt einen eigenen Radweg, die „Pista Ciclabile delle Rogge“, die von Udine aus über Tavagnacco und Reana del Roiale und die Mühle „Mulino di Giusto“ bis nach Zompitta führt.