Kampf der Gemeinden um Studierende

Die Gemeinde Frauenstein will die Abwanderung von jungen Bürgern mit ungewöhnlichen Mitteln bremsen. Studierende, die in Graz oder Wien leben, aber ihren Wohnsitz in der Gemeinde behalten, sollen eine Prämie erhalten. Derzeit wird der Bedarf erhoben.

Mehr als 8.000 Kärntner studieren in Wien oder Graz. In vielen Fällen wird der Studienort dann auch zum Hauptwohnsitz. Der Grund sind finanzielle Vorteile, denn die großen Städte bieten dort gemeldeten Studenten Mietbeihilfen und günstigere Jahresnetzkarten.

Gemeinde entgeht Geld

Die Gemeinde Frauenstein im Bezirk St. Veit will dieser Abwanderung nun Einhalt gebieten, um nicht noch mehr der 3.600 Einwohner zu verlieren. 20 bis 30 sind es jedes Jahr.

Amtsleiter Frauenstein Günther Spendier

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Günther Spendier

Günther Spendier, Amtsleiter Frauenstein: „Es gibt für die Gemeinden aus den Bundesmitteln Gelder, das sind Ertragsanteile, die werden nach dem Bevölkerungsschlüssel aufgeteilt und nach Kopf pro Einwohner berechnet. Das macht für uns als Gemeinde pro Jahr pro Kopf 600 Euro aus.“ Hochgerechnet entgehen der Gemeinde so fast 20.000 Euro.

Doris Schaller hat zwei Kinder, die an der Universität für Bodenkultur studieren: „In Wien gibt es für Studenten, die in Wien hauptgemeldet sind, Semesterkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel um 75 Euro, für alle anderen kosten sie 150 Euro.“

150 Euro für jeden?

Nach ihrer Anfrage um finanzielle Unterstützung begann man in der Gemeinde Frauenstein jetzt eine Erhebung. Man will herausfinden, wie viele Studierende anderweitig gemeldet sind und will Heimkehrern höhere Kosten ersetzen. Zumindest 150 Euro sollten es sein.

Doris Schaller

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Doris Schaller, Mutter von zwei Studierenden

Sendungshinweis

Kärnten heute, 16. Oktober 2012

Spendier: „Das ist bei uns jetzt ein Thema im Finanzausschuss. Es ergibt sich die Frage, ob die Gemeinde die Unterstützung höher ansetzt. Es gibt auch noch die Unterstützung mit Wohnbeihilfen und Fördermitteln, die die Großstädte noch gewähren.“

Kampf ums Geld wird härter

Schaller: „Unsere Kinder haben berichtet, dass es von Tiroler und burgenländischer Seite Unterstützung gibt. Das war auch mit ein Grund, warum wir uns überlegt haben, ob auch wir in der Gemeinde anfragen könnten.“ Ob das Beispiel der Gemeinde Frauenstein in Kärnten Nachahmer findet, wird sich zeigen. Der Kampf ums Geld zwischen den Großen und Kleinen wird aber in jedem Fall härter.

Ferdinand Vouk Gemeindebund

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Ferdinand Vouk

Ferdinand Vouk, Präsident Kärntner Gemeindebund: "Die Budgets der Kärntner Gemeinden sind sehr angespannt, wir sind mitten in den Vorbereitungen für das Jahr 2013. Ich denke nicht, dass wir Spielräume haben, um solche Aktionen zu unterstützen. Hier müssen Land und Bund den Gemeinden unter die Arme greifen, denn ich glaube, dass die Großstädte sowieso einen Vorteil durch die Studierenden haben. Es bleibt ja die Wertschöpfung in den Städten. Ich halte nichts von einem Wettbewerb der Gemeinden um Bürger.